Helmuth hat geschrieben: ↑Do 11. Apr 2019, 08:49
Das war auch ein individueller und damit spezieller Ruf.
Individuell ja, aber nicht individuell isoliert.
Helmuth hat geschrieben:Jesus gab keine allgemeine Anleitung, dass jeder seinen Stand aufgeben sollte um ihn mittellos nachzufolgen.
Dazu bedarf es auch keiner Anleitung. Jesus hat dies gefordert. Er hat dies kollektiv erwartet. Was er doch nicht gesagt hat, dass jemand alles aufgeben muss, um dann sich selbst auf nacktem Stein überlassen zu sein. Von Mittellosigkeit kann gar nicht die Rede sein, denn es geht ja um Eintritt in das Gefolge Jesu.
Helmuth hat geschrieben:Ansonsten stünde Paulus mit seinen Anweisungen dazu im krassen Gegensatz.
Ach was. Die Christen verstehen Paulus nur anachronistisch verzerrt aus dem Blick einer arbeitsteiligen Wohlstandsgeselschaft.
Helmuth hat geschrieben:
Das wäre auch die Konsequenz mittelloser Nachfolge. Gott gab Jesus daher auch entsprechende Vollmacht. Warum meinst du ließ er ihn Wunder der Brotvermehrung vorführen? Wenn wir das aber versuchen, dann ist es eine "Ver"suchung. Hier sind schon so manche selbsternannte Apostel in die Falle des Feindes getappt und erlitten Schiffbruch.
Du hast die Wunder der Brotvermehrung nicht verstanden. Es geht darum, wer gibt, bekommt vielfach zurück. Es geht nicht darum, Lebensmittel aus dem Nichts herbei zu zaubern. Einer pflanzt, einer giest, aber Gott gibt das Gedeihen -
1. Korinther 3,6-8. Daran sieht man auch, wo der Schwerpunkt bei Arbeit und Mühe für Gott liegt. Paulus benutzt das Bild der Landwirtschaft als Vergleich für seinen Dienst. Es geht nicht um Landwirtschaft. Einen ähnlichen Vergleich hatte ja auch Luther mit dem Handwerker gemacht und seine Leser haben nicht verstanden, dass es nur ein Vergleich war.
Helmuth hat geschrieben:
Gerade erleben wir unter uns einen solchen Fall, der normale Arbeit verweigert, weil er sich besonders berufen fühlt.
Ich weiß immer noch nicht, was normale Arbeit sein soll. Hättest du das mal genauer erklärt, hätten wir uns viel Tipperei erspart.
Helmuth hat geschrieben:Diese Person bestiehlt nun andere um zu überleben und es fällt ihr dabei gar nicht auf.
Weder nach dem AT, noch nach dem NT ist es die Pflicht von Armen und Mittellosen sich für andere Herren zu verdingen. Die Starken müssen die Schwachen tragen -
Römer 15,1.
2. Korinther 8,12 Denn wo der gute Wille vorhanden ist, da ist einer angenehm nach dem, was er hat, nicht nach dem, was er nicht hat.
13 Dieses sage ich aber nicht, damit andere Erleichterung haben, ihr aber Bedrängnis; sondern nach dem Grundsatz der Gleichheit soll in der jetzigen Zeit euer Überfluß dem Mangel jener abhelfen, 14 auf daß auch ihr Überfluß eurem Mangel abhelfe, damit ein Ausgleich stattfinde, 15 wie geschrieben steht: «Wer viel sammelte, hatte nicht Überfluß, und wer wenig sammelte, hatte nicht Mangel.
Überfluss ist Diebstahl. Es gibt kein "redlich verdient"
Wäre dem anders, müsste jeder, der für das Evangelium alles liegen und stehen lässt, ebenso die Wunder der Brotvermehrung bewirken können.
Eben nicht. Bei der Brotvermehrung hätte Jesus für sich selber genug gehabt. Er hätte als Anführer die paar vorhandenen Fische und Brote für sich beanspruchen können. Er hat nicht für sich vermehrt, sondern für andere. Der Teufel versuchte ihn, als er hungerte, sich Brot her zu zaubern. Warum hat Jesus dies aber nicht getan ? Anschließend heißt es, dass Engel ihm gedient haben. Sie haben ihm gedient. Da steht nicht, dass Jesus sich dann sein Brot selber fleißig erarbeitet und verdient hätte. Und dann später am Anfang von Lukas 8 heißt es dann, dass ihm wohlbetuchte Frauen mit ihre Habe dienten.
Das Herbeizaubern von Brot löst kein Problem. Vor allem löst es nicht das gedankliche Problem von Leuten mit einer Arbeitsidentität, die meinen, sich ihr Existenzrecht im Schweiße ihres Angesichts selbst verdient zu haben. Diese wären sich zu fein Geschenke anzunehmen. Sie sind sich auch zu fein für die Gnade Gottes.
Doch mitnichten ist das der Fall, stattdessen frißt man das Geld und Brot anderer weg.
Das zeigt nur, dass du andere Menschen für Fresser und Mitesser hälst, weil sie nicht verhungern wollen. Das sagt viel mehr über dich und deine Gemeinde aus, als über diese Person. Aber falls es dich tröstet. So ziemlich alle Gemeinden denken so. Mir ist jedenfalls noch keine begegnet, wo diese Ansicht nicht vorherrscht und maßgebend ist.
1. Johannes 3,17 Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt dann die Liebe Gottes in ihm?
Helmuth hat geschrieben:Ansonsten ab in in die Firma und a bisserl brav hackeln, Bursche, was ein jeder eben gelernt hat, wie ihn Gott mit Gaben ausgestattet hat.

Geht es um Fähigkeiten, oder um Arbeitsvertrag ? Geht es um Dienen, oder um Geld verdienen ? Hier liegt der Unterschied zwischen dem Tisch des Herrn und dem Tisch der Dämonen.
Helmuth hat geschrieben:
Für einen Nachfolger ist das nicht einerlei. Genau das unterscheidet den gläubigen Bäcker vom gottlosen Tischler. Man darf seinen gottgegebenen Beruf auch ehrenhaft ausüben. Ich will daher über das Wesen der Berufung sprechen und nicht über mannigfaltige Missbrauchsvarianten. Das kann man auch, dann aber unter dem Threadtitel "Missbrauch der Berufung".
Wenn du Beruf mit Job gleichsetzt, ist das bereits Missbrauch des Begriffs. Bäcker und Tischler ist kein Beruf im paulinischen Sinne. Paulus meint mit Beruf oder Stand, die Verhältnisse, in die man hinein geboren wurde und in welchen man sich schon zum Zeitpunkt der Bekehrung befunden hat.
Die Fähigkeiten und Interessen sind die Gaben von denen Paulus spricht. Diese soll man !!!!
NICHT !!!! einsetzen, um an seinem Beruf zu drehen !!!!
Die Ehe ist übrigens auch ein Beruf/Stand. Wenn es nach "christlicher" Logik eine Jobpflicht gäbe, dann gäbe es auch eine Heiratspflicht. Demgemäß dürfte man dann auch bei seinem Partner nicht wählerisch sein, sondern müsste den Nächstbesten möglichst schnell hernehmen, weil "Berufslosigkeit" (Arbeitslosigkeit) ja Diebstahl sei.
Es wäre also total falsch, von deiner oben genannten Person zu verlangen, dass sie sich einen Job in irgendeiner Firma suchen soll, nur damit sie anderen Brüdern nicht "die Haare vom Kopf frisst". Stattdessen habt ihr als Gemeinde die Verantwortung, diese Person der Gemeinde und den Brüdern dienlich einzusetzen. Wenn es bei euch gar nichts zu tun gibt, wo ist dann das Problem ? Fühlt sich die genannte Person selber dazu berufen auf der Couch zu faulenzen und TV schauend Chips in sich rein zu stopfen ? So richtig klischeehaft ?