Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Rund um Bibel und Glaube
PeB
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#631 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Do 4. Apr 2019, 08:56

Münek hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 21:06
Andreas hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 15:08
PeB hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 12:48
Die Geschichtswissenschaft geht von der Prämisse einer naturalistischen Welt ohne göttliches Eingreifen aus.
Die Historische Theologie mit ihren Geschichtswissenschaften, kann Gottes Eingreifen nicht wissenschaftlich untersuchen, selbst wenn sie es wollte nicht
So und nicht anders ist es. Closs würde diese tatsächliche Unmöglichkeit allerdings als "Vorannahme" bezeichnen.

Ich stimme vollständig zu. Die HKM KANN keine Wunder belegen, weil sie eine historische Disziplin mit historischer Methodik ist. DESHALB ist es in diesem Fall auch keine Vorannahme.
Eine Vorannahme WIRD ES aber in dem Augenblick, wo die Theologie die Erkenntnisse der HKM 1:1 übernimmt. Und die Vorannahme dabei lautet: die HKM hat recht, indem wir unsere theologische Methodik der der Geschichtswissenschaften unterwerfen.

PeB
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#632 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Do 4. Apr 2019, 09:17

SilverBullet hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 21:56
“PeB“ hat geschrieben:Es ist doch egal, ob du das aus naturalistischer Sicht für eine Suggestion hältst.
Wieso habe ich eine „naturalistische Sicht“, wenn du nicht sagen kannst, was „Geist“ sein soll?
Kann ich nicht oder will ich nicht?
Wir hatten diese Diskussion bereits an anderer Stelle über mehrere Seiten mit dem Ergebnis, dass du meine Vorstellungen von Geist nicht akzeptiert hast. Warum also sollte ich dir eine Definition nennen, die du nicht akzeptierst?
SilverBullet hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 21:56
Wieso überhaupt über meine „Sicht“ sprechen, wenn du nicht sagen kannst, was „Geist“ sein soll?
Weil wir miteinander sprechen, oder? Du hast mir doch freiwillig deine Weltsicht dargelegt. Kann ich dann nicht ebenso nachfragen wie du?

SilverBullet hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 21:56
“PeB“ hat geschrieben:Wie möchtest du es denn hier gerne übersetzt haben?
Die Wörter „Luft/Wind/Hauch/Atem“ stehen bereits für sich:
ein Luftphänomen, das den Leuten definitiv als Rätsel erschienen sein muss.
Okay...
Lukas 35-49 hat geschrieben: Da erzählten auch die beiden Jünger aus Emmaus ihre Geschichte, wie Jesus unterwegs mit ihnen gesprochen hatte und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach. Und während sie noch sprachen, stand Jesus plötzlich selbst mitten unter ihnen und sagte: »Friede sei mit euch!« Doch sie hatten alle schreckliche Angst, weil sie dachten, sie sähen einen Geist! »Warum fürchtet ihr euch so?«, fragte er. »Warum zweifelt ihr, wer ich bin? Seht euch meine Hände an. Seht euch meine Füße an. Ihr könnt doch sehen, dass ich es wirklich bin. Berührt mich und vergewissert euch, dass ich kein Geist bin; denn ein Geist hat keinen Körper, und ich habe einen, wie ihr seht!« Bei diesen Worten hielt er ihnen seine Hände hin und zeigte ihnen seine Füße. Noch immer standen sie voller Zweifel und Freude da. Er fragte sie: »Habt ihr etwas zu essen da?« Sie reichten ihm ein Stück gebratenen Fisch, und er aß ihn vor ihren Augen. Dann sagte er: »Als ich bei euch war, habe ich euch erklärt, dass alles, was bei Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht, in Erfüllung gehen muss.« Nun öffnete er ihnen den Blick für das Verständnis dieser Schriften. Er sagte: »Es wurde vor langer Zeit aufgeschrieben, dass der Christus leiden und sterben und am dritten Tag auferstehen muss. Geht in seinem Namen zu allen Völkern, angefangen in Jerusalem, ruft sie zur Umkehr auf, damit sie Vergebung der Sünden erhalten. Für all dies seid ihr meine Zeugen. Und nun werde ich euch den Heiligen Geist senden, wie mein Vater es versprochen hat. Ihr aber bleibt hier in der Stadt, bis der Heilige Geist kommen und euch mit Kraft aus dem Himmel erfüllen wird.«
Offenbar erscheint Jesus leibhaftig, um anzukündigen, dass das geschieht, was du als Prämisse von Anfang an setzt: er wird den (Heiligen) Geist senden, der die Jünger DANN erfüllen wird, damit sie im Sinne Christi reden und handeln können.
Aber die körperliche Auferstehung (und hier ans Kapitel anschließende Himmelfahrt) wird ausdrücklich beschrieben.

Man kann diesen Umstand nur mit der Trickkiste der HKM aushebeln, die über Zirkelschlüsse beschließt, dass die Geschichte später aus der Erinnerung aufgeschrieben und verfälscht wurde.

Und weiter?
Du glaubst das - ich nicht.

Das ist der Stand der Dinge und daran hat sich nichts geändert.

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Münek
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#633 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Do 4. Apr 2019, 10:01

closs hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 08:45
Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 01:36
Soweit ich erkennen kann, sind Deine bisherigen Versuche, auf Teufel komm raus wenigstens einige wenige "Vorannahmen" der HKE "zusammenzukratzen" ;) , bislang kläglich gescheitert.
:shock: - Nein, ich zähle sich nicht nochmals auf.
Diesen offensichtlichen Unsinn nochmals aufzuzählen, brächte in der Tat nichts. An der Tatsache, dass die wissenschaftlich-historisch forschende HKE NICHT auf apriorische Glaubensvorannahmen setzt, würde sich durch Wiederholungen nichts ändern.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 01:36
Deine angeblichen Vorannahmen entpuppten sich bei Lichte betrachtet überhaupt nicht als Vorannahmen.
Das ist es doch: Sie werden zu Nicht-Vorannahmen befördert. :lol:
Wo nichts ist, kann nichts befördert werden. Deine zusammengesuchten Beispiele entpuppten sich bei genauerem Hinsehen als heiße Luft.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 01:36
Ich weiß, dass mein Vorname "Heinz" ist und ich heute im Garten gearbeitet habe. Welche Vorannahmen liegen meinem Wissen zugrunde?
Das Deine Wahrnehmung intakt ist.
:lol: :lol: :lol: Ohne Kommentar.

closs hat geschrieben:Aber diese Art von Vorannahmen spielen in der Tat in der Praxis keine Rolle ...
… weil es sie nicht gibt. Der Kaiser ist nackt. :)

Mein WISSEN, dass ich Heinz heiße und gestern im Garten gearbeitet habe, beruht weder auf apriorischen Vorannahmen noch auf der "Deutung irgendwelcher Interpretationen".

closs hat geschrieben:hier geht es um "Wissen" im methodischen Kontext von Geisteswissenschaften und die Deutung von Interpretationen als "Wissen".
Hier ist Einzelfallprüfung gefragt.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 01:36
Und wenn dann gar nichts mehr geht, greifst Du nach dem Strohhalm Descartes - und selbst bei dem liegst Du falsch.
Nein - auch hier ist nachweisbar, dass es zutreffend ist.
Nein - durch meine Entscheidung, dass ich in der Welt A oder in der Welt B lebe, ändert sich NICHTS an der Realität der Welt selbst. Auf gut Deutsch: Es gibt hier überhaupt nichts zu unterscheiden. Du argumentierst mit Pseudo-Alternativen.

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Münek
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#634 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Do 4. Apr 2019, 10:18

PeB hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 08:56
Ich stimme vollständig zu. Die HKM KANN keine Wunder belegen, weil sie eine historische Disziplin mit historischer Methodik ist. DESHALB ist es in diesem Fall auch keine Vorannahme.
Das erzähle mal dem Closs.

Peß hat geschrieben:Eine Vorannahme WIRD ES aber in dem Augenblick, wo die Theologie die Erkenntnisse der HKM 1:1 übernimmt. Und die Vorannahme dabei lautet: die HKM hat recht, indem wir unsere theologische Methodik der der Geschichtswissenschaften unterwerfen.
Wie kommst Du denn darauf? - Wenn die Theologie Ergebnisse der HKE ganz oder teilweise oder gar nicht übernimmt, ändert dies doch nichts an der Tatsache, dass die Exegese OHNE Vorannahmen zu ihren Forschungsresultaten gelangt ist.

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Andreas
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#635 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Do 4. Apr 2019, 10:35

PeB hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 08:56
Münek hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 21:06
Andreas hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 15:08
Die Historische Theologie mit ihren Geschichtswissenschaften, kann Gottes Eingreifen nicht wissenschaftlich untersuchen, selbst wenn sie es wollte nicht
So und nicht anders ist es. Closs würde diese tatsächliche Unmöglichkeit allerdings als "Vorannahme" bezeichnen.

Ich stimme vollständig zu. Die HKM KANN keine Wunder belegen, weil sie eine historische Disziplin mit historischer Methodik ist. DESHALB ist es in diesem Fall auch keine Vorannahme.
Eine Vorannahme WIRD ES aber in dem Augenblick, wo die Theologie die Erkenntnisse der HKM 1:1 übernimmt. Und die Vorannahme dabei lautet: die HKM hat recht, indem wir unsere theologische Methodik der der Geschichtswissenschaften unterwerfen.
Du tust so, als könnte "die Theologie" sprich die Systematische Theologie und Dogmatik Gottes Eingreifen, Wunder, Prophetie oder übernatürliche Phänomene belegen, wenn sie die Erkenntnisse der HKM nicht 1:1 übernehmen, und sich nicht der theologischen Methodik der Geschichtswissenschaften unterwerfen würde.

Gottes Eingreifen, Wunder, Prophetie oder übernatürliche Phänomene lassen sich meines Wissens aber auch nicht mit der Systematischen Theologie, mit keiner sonstigen Theologie, mit oder ohne überhaupt irgendeiner Methode belegen.

Auch mit der Vorannahme, dass die Historische Theologie und jede Geschichtswissenschaft NICHT recht hat, lassen sich Gottes Eingreifen, Wunder, Prophetie oder übernatürliche Phänomene nicht belegen.

Offensichtlich geht es NIRGENDWO in der Theologie darum, Gottes Eingreifen, Wunder, Prophetie oder übernatürliche Phänomene zu belegen oder zu widerlegen. Daran sieht man, dass das ganze Thema über die schröckliche Historische Theologie und die HKM eine Strohmanndiskussion ist.

Viel spannender wäre es, herauszubekommen, warum diese Diskussion überhaupt geführt wird.

PeB
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#636 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Do 4. Apr 2019, 11:58

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 10:18
Wie kommst Du denn darauf? - Wenn die Theologie Ergebnisse der HKE ganz oder teilweise oder gar nicht übernimmt, ändert dies doch nichts an der Tatsache, dass die Exegese OHNE Vorannahmen zu ihren Forschungsresultaten gelangt ist.

Die historische Exegese gelangt ohne Vorannahmen zu Erkenntnissen, die von der Theologie unter der Vorannahme, dass eine historische Exegese geeignet ist, theologische Fragen zu beantworten, übernommen werden.

Anders ausgedrückt: die theologische Vorannahme geht hier davon aus, dass nicht ihre eigenen Methoden, sondern die einer anderen Disziplin maßgeblich zu Interpretation der Quellen sind. Das ist im Grunde eine wissenschaftlich fragwürdige Praxis.
Es wäre genauso, wie wenn ich umgekehrt meine archäologischen Befunden nach theologischen Aussagen interpretieren würde.

Im ersten Fall sagst du, das sei okay.
Aber im zweiten Fall wirst du sicher nicht einverstanden sein. ;)

PeB
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#637 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Do 4. Apr 2019, 12:03

Andreas hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 10:35
Gottes Eingreifen, Wunder, Prophetie oder übernatürliche Phänomene lassen sich meines Wissens aber auch nicht mit der Systematischen Theologie, mit keiner sonstigen Theologie, mit oder ohne überhaupt irgendeiner Methode belegen.

Natürlich tun sie das.
Wenn man von der Vorannahme der Notwendigkeit einer wissenschaftlich-rationalistischen Logik zur Erkenntnis über Glaubensfragen absieht.

Die Belege der Theologie sind die Aussagen der betreffenden Schriftquellen. Wenn im NT von Wunderheilungen die Rede ist, dann sind diese eben methodisch durch die Theologie mittels der Schriftquellen belegbar.

Wir vermischen hier die wissenschaftliche und die Gaubensebene. Erstere benötigt eine wissenschaftlich-rationale Logik, Letztere benötigt den Schriftbeleg des Ereignisses.

Was ist denn ein Beleg?
Ihr glaubt, es müsse sich dabei um ein beweisbares Faktum handeln. Ein Beleg ist aber einfach nur eine Ausweisung eines Vorgangs. Eine Schriftquelle, die einen Vorgang beschreibt ist der Beleg für den Vorgang. In einem wissenschaftlichen Kontext kann dieser Beleg gerne auf seine Konsistenz geprüft werden, als Glaubensbeleg genügt aber aber dem theologischen Anspruch vollständig ohne weitere wissenschaftliche Bearbeitung.

Und genau das ist doch der Unterschied zwischen Wissenschaft und Glaube: entweder beweise eine Schriftaussage wissenschaftlich (historisch-kritisch) oder aber vertraue der Aussage der Schrift und glaube. Wenn du dabei unterschiedliche Ergebnisse erhältst, kannst du dich entweder entscheiden oder es auch so stehen lassen.

Warum aber muss der Glaube (theologisch) einer wissenschaftlichen Prüfung (historisch-kritisch) unterzogen werden?

Roland
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#638 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Roland » Do 4. Apr 2019, 13:15

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Roland hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 17:52
obwohl Wissenschaft über die Existenz Gottes und ob er in der Geschichte gehandelt hat oder nicht, nicht entscheiden kann.
In dieser Frage trifft die Wissenschaft in der Tat keine Entscheidung.
All die Äußerungen wie z.B. "DIE FORSCHUNG" habe gezeigt, dass z.B. die Auferstehung nur in der Psyche der Jünger stattgefunden hat usw., sind also in Wirklichkeit nicht wissenschaftlich, sondern Glaubensbekenntnisse. Gott kann gehandelt haben, Wissenschaft kann darüber keine Aussage machen.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Roland hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 17:52
Sie kann transzendente Welten und Mächte auch nicht ausschließen.
Sie schließt sie weder aus noch ein.
Wenn sie die Existenz tanszendenter Mächte nicht ausschließt, können sie auch in unsere Welt eingewirkt und gehandelt haben. Und darüber berichten die Texte. Wir nähern uns an!

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Roland hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 17:52
Und sollte auch nicht den Eindruck erwecken, als könnte sie das.
Dass Wissenschaft die Existenz Gottes nicht einschließt, bedeutet nicht, dass sie sie ausschließt. Es ist ihr schlicht nicht möglich, die Existenz Gottes auf den Prüfstand wissenschaftlicher Untersuchungen zu stellen.
Genau. Weil sie die Existenz des in den Texten beschriebenen Gottes nicht ausschließen kann, hat Wissenschaft keine Handhabe, die Texte zu widerlegen. Falls dieser Gott also existiert, kann er selbstverständlich die Dinge tun, die die biblischen Texte beschreiben, angefangen bei der Jungfrauengeburt bis hin zur Auferstehung Jesu.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Wenn nun die Wissenschaft zu dem Ergebnis kommt, dass bereits 200.000 Jahre vor Adam und Eva der Homo sapiens lebte und (ohne Sündenfall) starb und die Welt millionenmal älter ist als nach der biblischen Chronologie, sollte man das nicht als Angriff auf die "Heilige Schrift" bewerten.
Auslegungssache. Auch nach der Bibel kann die Welt sehr alt sein und die Stammbäume können auch anders gedeutet werden. Hinzu kommt, dass auch die genannten wissenschaftlichen Aussagen vorläufig zu verstehen sind. Wissenschaft kann immer auch der aktuelle Stand des Irrtums sein, wie die Geschichte beweist.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Roland hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 17:52
Ihre Grenze besteht aber darin, dass sie alles nur als Menschenworte ansieht und göttliche Inspiration und göttliches Handeln nicht in den Blick nehmen und bei alledem den Raum der Hypothese nicht überschreiten kann.
Eben - selbst wenn sie es wollte, könnte sie es nicht. Deshalb die vernünftige Vorgabe der "Päpstlichen Bibelkommission" an die HKE, die biblischen Schriften in derselben Art und Weise auszulegen wie andere antike Texte auch.
Der Unterschied zu anderen antiken Texten ist aber der Inhalt! Die biblischen Texte reden vom Handeln Gottes, welches wissenschaftlich nicht ausgeschlossen werden kann, worüber wir uns gerade einig geworden sind. Wenn die HKE diese Texte nun auslegt, muss sie sich zwangsläufig zum dort überall beschriebenen Handeln Gottes verhalten. Wendet sie hier nun den methodischen Atheismus an, trifft sie eine Aussage über die Existenz bzw. mindestens über das Wesen Gottes. Nämlich dass er nicht in der beschriebenen Weise handeln konnte oder wollte. Kann sie aber eigentlich nicht, denn sie schließt ja, (auch laut Münek) transzendente Mächte nicht aus. Mächte die keine Macht haben zu handeln, sind ein Widerspruch in sich.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Roland hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 17:52
Deshalb, so Ratzinger in "Jesus von Nazareth", muss sie offen sein für ergänzende Methoden.
Ratzinger fordert - in klarem Gegensatz zu der Vorgabe der "Päpstlichen Bibelkommission" - von den Exegeten eine vorherige "Glaubensentscheidung". Mit einer solchen apriorischen Glaubens-Vorannahme würde sich die HKE aus dem wissenschaftlichen
Lager hinauskatapultieren.
Eine Glaubensentscheidung ist, wie wir gerade gesehen haben, eben notwendig, wenn ich Texte auslegen will, die vom Handeln Gottes sprechen. Andernfalls muss man schweigen. Auch die Entscheidung zugunsten des Atheismus als Methode der Auslegung, katapultiert die HKE aus dem wissenschaftlichen Lager, denn es handelt sich um eine apriorische Glaubensentscheidung.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Roland hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 17:52
Man kann den Glauben der Jünger und der Autoren der neutestamentlichen Texte an die Auferstehung historisch belegen.
Richtig - den Glauben.
Und als Ursache für ihren todesmutigen Glauben nennen die Jünger selbst, dass ihnen Jesus erschienen ist. Nun haben wir die Wahl, ob wir ihnen glauben wollen oder nicht.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Roland hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 17:52
Das Grab muss leer gewesen sein und der Leichnam nicht auffindbar, sonst wäre dem Auferstehungsglauben alsbald die Grundlage entzogen worden.
Die Unauffindbarkeit des Leichnams Jesu - sollte diese Geschichte überhaupt zutreffen - könnte andere plausible Gründe gehabt haben. Ein Beweis für die Auferstehung des Gekreuzigten ist sie auf jeden Fall nicht.
Ein Beweis nicht, richtig. Immer wieder: es ist eine Frage des Glaubens.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

Roland
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#639 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Roland » Do 4. Apr 2019, 13:22

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Roland hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 17:52
Auch das ist also historisch, apriorifrei fassbar.
Der Glaube an die Auferstehung Jesu ist historisch fassbar - die Auferstehung als solche NICHT.
Und die Texte sagen nicht, dass dieser Glaube auf irgendwas Psychischem beruht, sondern auf handfester Begegnung mit dem Auferstandenen. Inclusive Anfassen.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Roland hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 17:52
Und nun endet die Arbeit der HKM. Jede Auslegung, jede Interpretation dieser historischen Daten setzt voraus, dass man sich zu der Frage nach der Existenz Gottes positioniert.
Nö - allenfalls der Glaube der Jünger bzw. der Evangelisten an die Auferstehung kann interpretiert werden. Diese Interpretation setzt NICHT voraus, dass man sich zu der Frage nach der Existenz Gottes positioniert.
Sobald man ihn aber als Hirngespinst interpretiert, begeht man eine Grenzüberschreitung. Dann sagt man, dass die Jünger lügen und zwar, weil man glaubt, dass Gott nicht handeln will oder kann. Man macht eine Aussage über die Existenz oder zumindest über das Wesen Gottes, was wissenschaftlich nicht korrekt ist.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Das leere Grab ist kein Faktum
Wäre der Leichnam im Grab gewesen, wäre der Auferstehungsglaube alsbald an seinem Ende angelangt gewesen. Das leere Grab ist ein Faktum.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Die Evangelisten berichten widersprüchliches über die Auferstehung
Unterschiede in der Berichterstattung wurden von Beginn an und über die Jahrtausende problemlos nebeneinander stehen gelassen, niemand hat Angleichungen vorgenommen, jedem war immer klar, dass sich die Berichte ergänzen, bzw. dass unterschiedliche Beobachter unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Und selbst wenn es kleine Ungenauigkeiten bei der Wiedergabe gäbe, würde das nicht das gesamte Ereignis unglaubwürdig machen. Denn das Entscheidende stimmt überein.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Roland hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 17:52
Nachdem sie sich zuvor verängstigt zurückgezogen hatten, wurden sie zu todesmutigen Verkündigern der Auferstehung. Es entstand ein neuer Glaube. Das sind die historischen Fakten.
Dass das Urchristentum entstanden ist, ist ein Faktum. Dass es vor 2000 Jahren ein göttliches Eingreifen gab, ist kein Faktum.
Richtig. Gottes Handeln ist nicht beweisbar. Die methodisch-atheistischen Erklärungen für das historisch fassbare Geschehen, sind es auch nicht. Und sie können die Wandlung der Jünger vom verängstigten Häuflein zu todesmutigen Verkündigern der Auferstehung mE weitaus weniger plausibel erklären.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Roland hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 17:52
Münek hat geschrieben:Inhaltlicher Bewertungen (Gott ja oder nein) hat sich ein seriös arbeitender Exeget zu enthalten. Der Koch ist der biblische Autor, der Kellner ist der Exeget. Eisegetische Frei- und Frechheiten des Kellners sind hier absolut fehl am Platz. :)
Das relativiert alles, was Lüdemann und Bultmann und Lindemann und all die …männer von sich gegeben haben. Würde es so gehandhabt, wäre ich ein Fan der HKM.
Lüdemann hat dem Christentum abgeschworen. Der gläubige Bultmann glaubte nicht daran, dass es Gott nötig habe, mit Wundern in die Geschichte einzugreifen. Der gläubige Lindemann gab in seinem SPIEGEL-Interview den Stand der historischen-kritischen Jesusforschung wieder, deren Ergebnissen er zustimmte.
Lüdemann ist, nach deiner Definition, also kein seriös arbeitender Exeget, denn er trifft explizit inhaltliche Bewertungen über die Existenz des Gottes, der in den auszulegenden Texten beschrieben wird. Bultmann auch. Die auszulegenden Texte sprechen vom Eingreifen Gottes in die Geschichte und um deine eigene Formulierung zu verwenden: wie kann der Kellner entscheiden, dass unwahr ist, was der Koch berichtet?
Und der Stand der historischen-kritischen Jesusforschung, der Lindemann zustimmt, geht auch davon aus, dass es kein Handeln Gottes an Jesus oder in der Gestalt Jesu gegeben hat. Man sagt es gibt keine Jungfrauengeburt, keine Wunder, keine Auferstehung, die Texte lügen, wir gehen davon aus, dass Gott nicht handelt. Alles inhaltliche Bewertungen über die Existenz des Gottes der Bibel. Denn gemäß der Texte handelt dieser Gott.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Roland hat geschrieben:
Mi 3. Apr 2019, 17:52
Würde es so gehandhabt, dann bliebe nur das Gerippe des historisch wirklich Fassbaren und immer wenn in den Texten Gott ins Spiel kommt, müsste man schweigen.
Nee nee - immerhin existiert da noch der Riesen-Fundus der katholischen Glaubenslehre sowie der Weltkatechismus. Hier kannst Du an einer von der alleinseligmachenden Mutter Kirche überreichlich gedeckten Tafel Deinen spirituellen Hunger stillen.
Wir reden aber von dem, was wissenschaftlich möglich ist. Und Wissenschaft, da sind wir uns nun offensichtlich einig, kann nur das Gerippe des historisch wirklich Fassbaren herausarbeiten und sobald Gott ins Spiel kommt, muss sie schweigen.
Und nun kann jeder frei entscheiden, an welchen gedeckten Tafeln er seinen Hunger stillen will. Wissenschaft kann da keine Entscheidung vorgeben.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 00:43
Diese Fragen muss jeder für sich beantworten. Von der Wissenschaft ist hier keine Hilfe zu erwarten.
Genau so ist es!
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

closs
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#640 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Do 4. Apr 2019, 13:25

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 10:01
An der Tatsache, dass die wissenschaftlich-historisch forschende HKE NICHT auf apriorische Glaubensvorannahmen setzt, würde sich durch Wiederholungen nichts ändern.
Am Umstand, dass die HKE keine religiösen, sondern nur säkulare Vorannahmen hat, würde sich natürlich nichts ändern.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 10:01
durch meine Entscheidung, dass ich in der Welt A oder in der Welt B lebe, ändert sich NICHTS an der Realität der Welt selbst.
1) Du fomulierst nach wie vor von der falschen Seite aus - nämlich NACHDEM schon eine Vorannahme voll aktiviert ist.
2) Wir reden von Descartes, weil Du eine Grundsatzfrage zum Begriff "Annahme" gestellt hast, die in DIESER Form nur in der Naturwissenschaft relevant ist.
3) Bei den Geisteswissenschaften geht es um andere Formen der Vorannahmen, die darauf basieren, dass es Nicht-Falsifizierbares gibt, das die Ergebnisse einer Studie maßgeblich beeinflussen können.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 10:18
Wenn die Theologie Ergebnisse der HKE ganz oder teilweise oder gar nicht übernimmt, ändert dies doch nichts an der Tatsache, dass die Exegese OHNE Vorannahmen zu ihren Forschungsresultaten gelangt ist.
Falsch - die HKE ist NICHT ohne Vorannahme zu ihren Resultaten gelangt - sie hat mächtig Vorannahmen, nur dass diese nicht religiöser Natur sind.

Münek hat geschrieben:
Do 4. Apr 2019, 10:18
PeB hat geschrieben: ↑
Do 4. Apr 2019, 08:56
Ich stimme vollständig zu. Die HKM KANN keine Wunder belegen, weil sie eine historische Disziplin mit historischer Methodik ist. DESHALB ist es in diesem Fall auch keine Vorannahme.

Das erzähle mal dem Closs.
Das muss PeB nicht, weil es nicht der Punkt ist und auch nie war. - Das Problem liegt in folgendem Denkfehler: "Weil wir Wunder nicht belegen könnten, interpretieren wir die Bibel so, als seien dort beschriebene Wunder nicht geschehen UND beanspruchen trotzdem, in Bezug auf die geschichtliche Wahrheit ergebnisoffen zu sein".

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