Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 28. Mär 2019, 20:09
PeB hat geschrieben: ↑Do 28. Mär 2019, 15:21
Dass du mich als schlechten Archäologen bezeichnest, kränkt mich natürlich. Darf ich den Ball zurückspielen: du bist ein schlechter Rechtschreiber; Archäologie schreibt sich im Deutschen mit "ä".

Ich bedanke mich ausdrücklich bei dir für die Korrektur! Das meine ich ganz aufrichtig. Ich werde mich bemühen, diesen orthographischen Fehler in Zukunft nicht mehr zu machen. Denn du hast völlig Recht: ich bin eine schlechte Rechtschreiberin, wenn ich Archäologie falsch schreibe. Jeder macht Fehler, das ist normal und nicht weiter schlimm. Schlimm wird es erst, wenn man auf Fehler hingewiesen wird und aus Verblendung, Dummheit, MInderwertigkeitsgefühl oder falsch verstandem Stolz den Fehler entweder nicht erkennt oder sich herauszureden sucht und damit so tut, als hätte man keinen gemacht. Fehler sind dazu da, damit man besser wird, - dies sollte stets der Anspruch sein, den man an sich selbst stellt.
Äh, du hast schon mein Smiley am Ende des Satzes gesehen?
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 28. Mär 2019, 20:09
PeB hat geschrieben: ↑Do 28. Mär 2019, 15:21
Ich folge nur einer positivistischen Prämisse: das Fehlen eines archäologischen Nachweises ist nicht der Beweis für das Fehlen des Befundes.
Theoretisch ist das richtig.
...auch praktisch, wie du gleich sehen wirst...
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 28. Mär 2019, 20:09
Wenn aber Finkelstein/Silberman gute archeologische Gründe für die Annahme haben, dass Jericho zur Zeit der israelitischen Landnahme im Grunde ein unbedeutendes Kaff und noch keine wichtige Stadt war, dann sind es DIESE Gründe, die begründen, dass es (zu dieser Zeit) noch keine Stadtmauer gab - und nicht das Fehlen von Mauerresten.
Und das ist eben eine falsche Annahme von dir. Denn Jericho war bereits VOR der Ankunft der Israeliten eine richtige Stadt mit einer richtigen Stadtmauer. Diese Stadtmauer wurde - wie man vermutet - durch ein Erdbeben zerstört. Man datiert diese Zerstörung auf das 15. Jahrhundert - darum zu früh für die Ankunft der Israeliten. Danach (also: nach diesem Zerstörungshorizont) scheint die Siedlung auf dem Tell es-Sultan auf Sparflamme vor sich hin zu dümpeln.
Aber es ist eine falsche Aussage zu behaupten, Jericho sei NOCH keine Stadt mit Stadtmauer gewesen.
Schon hier stellen sich mehrere entscheidende Fragen: wie wurde die mutmaßlich spätbronzezeitliche Mauer datiert? Stratigraphisch oder mittels Funden. Falls mittels Funden: wie groß ist die Fundbasis dafür und wie sicher lassen sich die Funde im Sinne eines geschlossenen Fundes der Mauerstruktur überhaupt zuweisen?
Du solltest wissen, dass das Fundmaterial aus Jericho ursprünglich auf stratigraphischer Basis relativ datiert wurde und dass damit eine lokale Chronologie aufgebaut wurde. Wenn man nun hingeht und auf der Basis dieser stratigaphisch erschlossenen lokalen Chronologie auf Grundlage der Keramikanalyse wiederum die Kulturschichten datiert, hat das Zirkelschlusscharakter. Aber sei's drum, ich will nicht so weit zur Problematik der Datierung ausholen.
Trotzdem ist die Datierungsfrage unter Umständen der Dreh- und Angelpunkt. Sollte die spätbronzezeitliche Mauer doch jünger sein als angenommen und sollte die Zerstörung durch ein Erdbeben (durch Naturgewalt ohne Eingriff des Menschen) nun doch erst in die frühe Eisenzeit datieren, würde das sehr gut zum Bibelbericht passen. Zumal die Bibel berichtet, es sei verflucht, wer die Stadt wieder aufbaue - das könnte darauf hindeuten, dass die Siedlung danach auf Sparflamme dümpelte.
Viel relevanter ist womöglich die Frage der Identifizierung des Fundortes als das biblische Jericho. Was macht dich - oder Finkelstein - so sicher, dass der Tell es-Sultan das antike Jericho ist? Es liegt auf dem Stadtgebiet des heutigen Jericho - das ist richtig. Aber das tun andere Fundstellen auch. Es ist beispielsweise bekannt, dass Jericho spätestens ab dem 6. Jahrhundert auf einem anderen Siedlungshügel innerhalb der heutigen Stadtgrenzen Jerichos lag. Vielleicht auch schon früher?
Und an anderen Stellen finden sich durchaus dichtere Siedlungsspuren aus der Eisenzeit als auf dem Tell es-Sultan. Z.B. in Khirbet al-Mastarah:
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... legen.html
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 28. Mär 2019, 20:09
Auf jeden Fall bestätigen die archäologischen Befunde nach Finkelstein/Silberman den exegetischen Befund, dass die ganze Erzählung eine ätiologische Erzählung ist, die die spätere Bedeutung von Jericho nachträglich mit einer sinnhaften Geschichte ausstattet
Nein, es ist gar nichts bestätigt. Finkelstein stellt eine These auf und begründet sie.
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 28. Mär 2019, 20:09
(ganz abgesehen natürlich von der Tatsache, dass mit Posaunen keine Stadtmauern zu Fall gebracht werden können, selbst dann nicht, wenn es Alphörner gewesen sein sollten).
Mit einem Erdbeben, das als übernatürlich verstanden wird und dessen Grollen womöglich mit dem Blasen von Schofar-Hörnern assoziiert wurde aber schon - und ein solches ist als Zerstörungsursache für die spätbronzezeitliche Stadtmauer nachgewiesen.
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 28. Mär 2019, 20:09
Die Perlentaucher-Kritik des Buches betrifft ja auch nicht die Jerchio-Geschichte, sondern die Kritik Finkelstein/Silberman's an den Büchern Mose.
Und es wirft ein Licht auf die ideologische Ausrichtung des Buches im Allgemeinen.
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 28. Mär 2019, 20:09
Wenn ich dich als schlechten Archäologen bezeichne, dann entspringt das meiner Auffassung, dass man unmöglich ein guter archäologischer Wissenschaftler sein kann, wenn man ernsthaft glaubt, JHWH oder Gott hätten auf wundersame Weise in die Geschichte eingegriffen.
Das ist die grundsätzliche Verurteilung gläubiger Wissenschaftler als Deppen, was dazu führt, dass man sich in der Regel als Wissenschaftler nicht mehr zu seinem Glauben bekennen darf oder ihn ablegt, um keine Karrierehindernisse zu haben. Sehr schade, dass du so denkst.
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 28. Mär 2019, 20:09
Ich halte jeden Archäologen für schlecht, der auf dem Berge Ararat nach der Arche Noah sucht, der versucht den Bastkorb zu finden, in dem Moses ausgesetzt wurde, den heiligen Gral oder den Stall, in dem Jesus vermeintlich geboren wurde.
Und was ist mit dem Archäologen, der versucht nach der realen Grundlage für die Sintflutgeschichte zu forschen oder nach den zu Grunde liegenden Ereignissen forscht, die zur Bastkorbgeschichte führen oder der nach der Ursache für die Gralslegende und der Stallgeschichte spürt? Ist der auch aussätzig?
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 28. Mär 2019, 20:09
Wenn du ein solcher Archäologe bist, fordere ich dich auf, ein besserer zu werden und von solchem Schabernack abzusehen.
Und ich fordere dich auf, Fakten selbst zu überprüfen und populärwissenschaftlichen Bücher, die sich möglichst gut verkaufen sollen, nicht als wissenschaftliche Erkenntnis zu propagieren, wenn du selbst keine Ahnung hast wie Archäologie funktioniert.
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 28. Mär 2019, 20:09
Dann fordere ich dich dazu auf, ein vernünftiger Mann zu werden, der seine Kinder nicht mit Erzählungen über die Hölle verschreckt, in die die Ungläubigen kommen.
Werd mal nicht persönlich und lass meine Kinder aus dem Spiel. Die dürfen und durften immer glauben und denken was sie wollten. Ich vermute, dass deine Kinder dafür auch an einen Gott glauben dürfen der in die Welt eingreift. Oder nicht?
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 28. Mär 2019, 20:09
Wenn das aber gar nicht der Fall ist, dann erübrigt sich alles, was ich gerade geschrieben habe und ich wünsche dir viele tolle Erkenntnisse und ein aufregendes Foscherleben als wissenschaftlich arbeitender Arch
-ä-ologe!
Egal ob das alles der Fall ist oder nicht - es liegt nicht in deiner Entscheidung, wie ich mein Leben zu führen habe.
Sehr schön erkennbar ist hier, dass die Frage nach die Richtigkeit oder Unrichtigkeit biblischer Überlieferungen ausschließlich ideologisch geführt wird. Offenbar ist man weniger an tatsächlicher wissenschaftlicher Erkenntnis interessiert und mehr an der Durchsetzung der eigenen Glauben- oder Unglaubensmeinung.
So falsch wie es im 19. und frühen 20. Jahrhundert war, die Bibel mit Hilfe der Archäologie partout beweisen zu wollen (so wie Woolley, der ausrief er habe die Sintflut gefunden, weil er in Mesopotamien regelmäßig auf Überschwemmungshorizonte gestoßen war), so falsch ist es jetzt, unbedingt die Unrichtigkeit der Bibel belegen zu wollen. Ich versuche mich sachlich mit dieser Schriftquelle auseinanderzusetzen und werde dafür schon angefeindet. Das ist wohl der Zeitgeist.