Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 21. Mär 2019, 21:38
Claymore hat geschrieben: ↑Do 21. Mär 2019, 20:53
Ich widerspreche closs nicht mehr – seitdem läuft es sehr gut zwischen uns und wir vertragen uns prächtig.
Ich habe keine Anhaltspunkte zu vermuten, dass ich mich mit closs nicht ebenfalls bestens verstünde. Ich habe hier allerdings auch nichts zu predigen. Ich will niemanden von irgendwas überzeugen. Ich trage meine Ansichten und Argumente vor, und im Idealfalle fängt der ein oder andere, gegen den ich argumentiere oder der sich für das Thema interessiert, an, nachzudenken auf einem höheren Niveau als vorher.
Es gibt ja selten einen Konsens in der
Philosophie. Von daher regt es mich auch nicht auf, da mit closs nicht auf einen Nenner zu kommen.
Wieso ich mich
nicht gut mit ihm verstanden habe (mittlerweile sehe ich das Lesen seiner Beiträge als eine Art Bußübung an) lag daran, dass er auch in der
Geschichte der Philosophie katastrophale Fehlinterpretationen verbreitet und sich auf einzigartige Weise uneinsichtig zeigt. Die größten Denker der Menschheit interpretiert er radikal gegen den Strich und zwangsrekrutiert sie dann zur Untermauerung seiner Privatphilosophie – wobei er mit seiner Descartes-“Rezeption†den Vogel abschießt.
Welcher erkenntnistheoretischen Position der Philosophiestudent persönlich anhängt, hat oder sollte zumindest keinen Einfluss auf seine Noten haben. Wenn jedoch der Philosophiestudent in der Klausur schreibt, dass Descartes
selbst zugegeben hat, dass er einen “Glaubensentscheid†tätigen musste um an die Realität der äußeren Welt zu glauben, dann bekommt er eine Fünf und
sollte auch eine Fünf bekommen.
Auch in der Geisteswissenschaft gibt es gewisse Behauptungen, die eindeutig falsch sind. Wenn man schreibt, dass sich Lithium in der zweiten Hauptgruppe befindet, bekommt man in Chemie eine Fünf. Und wenn man schreibt, dass sich Camus zum Existentialismus bekannte, dann bekommt man eine Fünf in der entsprechenden Geisteswissenschaft. Es ist beides auf gleichem Level falsch; Geisteswissenschaft bedeutet wenigstens mit Quellen auf seriöse Weise umzugehen: es
gibt falsche Interpretationen und da hilft auch alles Gequatsche von Hermeneutik nicht. Wenn nicht mal dieser Mindeststandard gewahrt wird, dann kann man den Betrieb da einstellen.
Ich bin leider nicht in der Position closs die wohlverdienten Fünfen zu geben und ihn auf diese Weise zur Vernunft zu bringen.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 21. Mär 2019, 20:53
Die edle Suche nach Erkenntnis, das ist etwas, das könnte ich – wenn ich mal ehrlich bin – nicht von mir beanspruchen, auch wenn ich es mir natürlich gerne so vorgaukle.
Wenn Philosophie ernst genommen wird, is sie die edelste und anständigste aller Wissenschaften, denn es gehört zu ihrer Definition und Methodik, die eigenen grundlegenden Vorannahmen immer wieder neu radikal infrage zu stellen und stets dem besten Argument zu folgen, insofern ein solches zu finden ist. Dabei hat sich eins herausgestellt: es ist unmöglich darauf zu verzichten, zu argumentieren.
Man muss jedoch feststellen, dass nur wenige Philosophen (mir fällt eigentlich nur Hilary Putnam ein) die intellektuelle Flexibilität besitzen, ihre Meinungen in größerem Umfang zu revidieren.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 21. Mär 2019, 20:53
Man versucht den Diskussionsgegner vor dem Publikum bloßzustellen.
Das kommt für die Philosophie nicht infrage. Es kommt zwar vor, dass Philosophen solches tun, dann entpuppen sie sich jedoch als Ideologen und nicht als Philosophen.
Manchmal ist es jedoch vonnöten, ein dummes Argument als solches zu benennen. Das soll aber das Argument treffen und nicht den, der es äußert. Denn dumme Argumente sind an sich dumm, egal ob sie von einem Idioten oder von einem hochintelligenten Menschen geäußert werden.
Es sollte nicht so sein, aber wie sieht denn die Realität aus? Daniel Dennett ist wohl unstreitig ein Philosoph – so steht es in jedem Lexikon. Die Lektüre seiner Bücher fühlt sich für mich eher an wie gemobbt zu werden.
Naja, ich hoffe, dass du kein Fan von ihm bist, sonst war das ein Griff ins Klo.Claymore hat geschrieben: ↑Do 21. Mär 2019, 20:53
[*] Man peilt den “Sieg†durch Zermürbung an, d. h. man setzt auf das sapienti sat bei dem Diskussionsgegner um das letzte Wort haben zu können.
Das kommt für die Philosophie ebenfalls nicht infrage. Das wurde in der Geschichte der Philosophie zwar nicht immer so gehandhabt und wird es auch heute nicht immer so gehandhabt. Aber das ficht das Ideal der Philosophie nicht an.
Ja - aber der Witz ist: das ist sogar in Bereichen wo unsachliche Diskussionen der Standard sind, wie z. B. in der Politik, einfach no-go.
Die closs’sche Art bloß die widerlegten Argumente unmodifiziert ad nauseam zu wiederholen ist etwas, das haben wir vielleicht im Kindergarten mit unseren “Nein!â€-“Doch!â€-“Nein!â€-“Doch!â€-Spielchen gemacht und uns vor der Einschulung wieder abgewöhnt. Es ist einfach
zu doof. Jeder normale Erwachsene will wenigstens den Eindruck vermitteln, als würde er auf Gegenargumente eingehen. Das setzt zumindest ein gewisses unteres Limit für die Sinnlosigkeit der meisten Diskussionen. Man kann etwas
für sich sogar durch die Auseinandersetzung mit Rabulisten und Polemikern lernen, aber bei Diskussionen mit Typen “Sprung in der Platte†ist nicht einmal das der Fall.