closs hat geschrieben: ↑Fr 15. Mär 2019, 18:41
Von der Sache her ist es aus meiner Sicht äußerst relevant - aber der gesellschaftliche Wind bläst woanders hin. - Man gilt heute geradezu als langweilig, wenn man NICHT eine stabile Beziehung hat.
Medial kommt rüber, dass man mindestens patchworking oder schwul oder vegan oderoder sein muss, um nicht den Zug verpasst zu haben. Dieser Eindruck ist übrigens EINE von mehreren Steilvorlagen für die Rechtsparteien in Europa.
Was nützt es aber, wenn man nichts rechtsverbindliches vorweisen kann ? Irgendwelche Lebenserfahrungen kann man nicht vorweisen, man kann nur ostentativ damit auftreten, was die einen beeindruckt, die anderen aber anekelt. Es hat bestenfalls Unterhaltungswert.
Eine Ehe oder ein Arbeitsverhältnis ist was Handfestes. Es suggeriert Sicherheit. Aber so wirklich Sicherheit können sie nun mal leider auch nicht garantieren. Wenn man als Übervorteilter Glück hat, kann man sich an der Sanktionierung des Vertragsbrüchigen laben. Überhaupt das mal zu erreichen, ist schon Nervenkampf genug.
Das lässt vielleicht erahnen, was Paulus über die Heiratenden meinte mit "doch werden solche leibliche Trübsal haben" 1. Kor. 7,28
Closs hat geschrieben:
Insofern sind sie jetzt den Männern gleich.

Unabhängigkeit ist sowieso nur eine Illusion. Nebenbei auch nicht Gottes Wille.
Closs hat geschrieben:
Wer soll das entscheiden? - Das kann man in AGs oder im Öffentlichen Dienst machen, aber nicht im Mittelstand. ---- Wenn da einer einem Entscheider vorschreiben will, was er zu machen hat, schmeißt er hin.
Ja, ein systemischer Widerspruch. Die, die es könnten, haben es nicht nötig. Und die, die es nötig haben, können es sich nicht leisten.
Closs hat geschrieben:Aus meiner Sicht ist das Problem ein ganz anderes - ich erläutere es mal positiv:
In unserer kleinstädtischen Gegend mit recht starkem sozialen Zusammenhalt wirst Du kaum eine Frau finden, die sich benachteiligt fühlt (abgesehen von den Randgruppen, die immer von den Hunden gebissen werden). ---- Die Frauen, die die Buchhaltung ihres Mannes machen, der einen handwerksbetrieb hat - oder die einen halben Job machen, weil der Mann einen recht guten Job hat - oder die einen ganzen Job machen, weil die Kinder aus dem Haus sind oder man keine Kinder hat - oder die KEINEN job machen, weil der Mann einen wirklich guten Job hat und man genug mit eigenen Kindern und den rumstromernden Schlüsselkindern zu tun hat: All diese Frauen würden nie auf die Idee kommen, sich ihren Männern anzugleichen, um sich dann zu beklagen, dass sie benachteiligt sind. - Im Gegenteil: Diese Frauen haben ein sehr natürliches und stark ausgebildetes SELBST-Bewusstsein als Frau, als die man es nicht nötig hat, in der Metzgerei statt "Hackepeter" "HAckepetra" zu bestellen. - Verstehst Du?
Unzufriedenheit kann man nun mal nicht verbieten. Um so mehr man sie verbietet und unterdrückt, desto berechtiger ist sie, desto stärker wird sie.
Was tatsächlich seltsam ist, ist doch nicht die auftretende Unzufriedenheit, sondern die Unzufriedenheit, die trotz erheblichen Energieaufwands überhaupt nichts wesentliches verändert. Man könnte glatt meinen, dass die Kräfte hier falsch gelenkt werden. Du hast es schon angedeutet mit "Hackepetra". Identitätspolitik macht am Ende niemanden zufrieden, sondern ist nur ein Form von divide et impera. Sie erschöpft die Menschen, powert sie aus, und sie glauben dann wunder was geschafft zu haben.