Helmuth hat geschrieben: ↑Di 5. Mär 2019, 17:36
Die Praxis im AT steht hier nicht zur Debatte, auch nicht die göttliche oder menschliche Geburtenregelung, sondern der Sünder Mensch, warum er mehr mit seinen Genitalien denkt als mit seinem Hirn.
Obwohl es doch herrlich sein müsste, die Richtige/den Richtigen zu suchen und auch zu finden. Wer will dann noch was anderes? Ach richtig, der sündige Mensch will das, das hätte ich fast vergessen.
Wenn ich dich recht verstehe, dann hast du irgendwie eine doppelte Vorstellung dessen, was für Menschen "natürlich" ist.
Einerseits die gottgegebene Form - danach sei der Mensch also keusch, heterosexuell und monogam?
Andererseits die "verdorbene Natur" durch die Sünde? Dahin sortierst du alles, was triebgesteuert, untreu, bi- oder homosexuell oder gar feministisch ist. Diese Sünden seien für den Untergang von Gesellschaften verantwortlich... wobei ich dann nicht so ganz verstehe, wo in dieser Logik die "göttlichen Strafen" AIDS und Islam reinpassen. Sollte man nicht meinen, das der Mensch sich durch seine Sünden selber genug bestraft?
Ich kann deiner Argumentation weder in den Vorannahmen noch in der Auslegung folgen. Die Vorannahme einer Erbsünde teile ich nicht, und deine Darstellung der komplexen menschlichen Psyche halte ich für willkürlich und viel zu stark vereinfacht.
Und dann noch diese romantische Idee, dass jeder Mensch irgendwo das draußen eine wahre Liebe, einen Seelenpartner hat - geradezu platonisch!
Ich denke, so einfach ist unsere Welt nun einmal nicht gestrickt.
Meiner Meinung nach haben die Menschen gewisse biologische Veranlagungen. Die sind für sich allein nicht gut oder böse.
Sexuelles Begehren kann Freude machen und anregend sein, oder auch zu Leid und Eifersucht führen.
Der Trieb, die eigene Familie zu schützen, kann einen Menschen in ein brennendes Haus stürmen lassen um die eigenen Kinder zu retten. Aber ein geschickter Demagoge nutzt denselben Antrieb, um Soldaten für einen angeblich notwendigen Krieg zu werben ("Wenn ihr nicht kämpft, dann werden "die Bösen" über eure Familien herfallen!)
Wir leben heute in einer Welt, in der einige biologische Anlagen nach wie vor nützlich sind (man nehme nur den Kniesehnenreflex, der einen Sturz verhindert, wenn ich stolpere). Und andere, die eher anachronistisch und schädlich sind (dass wir Zucker und Fett so sehr mögen, weil es wertvolle Energiequellen sind... die uns heute durch das existierende Überangebot krank machen)
Daher daher denke ich: der Terminus "natürlich" hat keine moralische Implikation.
Es steht in der Verantwortung der Menschen, dass sie ihre "Triebe" möglichst reflektiert betrachten und da. wo moralisch notwendig, zu kontrollieren suchen (und nur da). Das ist für mich eine wichtige Dimension moralischen Handelns.
Eine vollständige "Beherrschung" der biologischen Anlagen durch einen rationalen Geist halte ich dabei für ein kaum zu erreichendes Idealbild, aber wir sollten uns eben nach Kräften bemühen.
Das alles gilt auch im Bezug auf die Ehe. Vollkommen egal, ob Monogamie nun natürlich ist oder nicht - wer einen solchen Schwur leistet und einem Partner die Treue verspricht, der weiß schließlich, worauf er oder sie sich einlässt! Für mich ist eine Ehe ein Versprechen zwischen zwei Menschen, das moralisch bindend ist. Wie eng oder weit die Partner dabei den Begriff "Ehebruch" auslegen, bleibt dabei ihnen überlassen und geht Außenstehende nichts an. Und die Götter geht es nur etwas an, wenn man sie zu Zeugen des Schwurs gerufen hat.
Selbst wenn die Emotionen einem später einen Strich durch die Rechnung machen, weil man sich auseinander lebt oder sonst irgend etwas - das hat man eventuell nicht bewusst unter Kontrolle. Das Ehegelübde aber verpflichtet uns, dass wir zumindest auch hier unser Bestes geben. Dass wir uns um Versöhnung bemühen, oder, falls das wirklich nicht geht, eine einvernehmliche Trennung suchen.
Ich persönlich bin gegen eine leichtfertige Scheidung. Aber wenn eine Scheidung letztendlich weniger Leid verursacht als ein krampfhaftes zusammen bleiben, dann ist diese Lösung vorzuziehen.
liebe Grüße
Mirjam