Claymore hat geschrieben: ↑Di 5. Mär 2019, 20:05
Ich habe hier über Punkt 1 und Punkt 2 gesprochen, die ich vielleicht nicht ganz sauber differenziert habe.
Macht nichts - wir sollten gegenseitig etwas gnädiger und fragender miteinander umgehen.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 5. Mär 2019, 20:05
Aber da es hier doch um die pragmatische Ebene des gesellschaftlichen Zusammenlebens gehen soll, sind philosophische Gedankenexperimente über hypothetische Szenarien, die nicht wirklich geglaubt werden, nicht interessant.
Aber dort muss man auch nicht über philosophische/ontologische Fragen nachdenken. - Im Grunde sehe ich das unterm dem Gesichtspunkt Suum cuique: Welche Frage passt zu welcher Ebene?
Im Grunde würde auch Descartes Dir zustimmen (ich doch auch - auf DIESER Ebene). - Descartes könnte sagen:
1) Die geistige Welt (Res cogitans) ist die erste Welt.
2) Der menschliche Geist/die menschliche Wahrnehmung kann nicht unterscheiden, ob Wahrnehmung/Wissenschaft sich auf "echt" bezieht oder nur Vorstellung ist <diese Aussage ist aus meiner Sicht logisch nicht widerlegbar und somit vernünftig>
3) Trotzdem GLAUBE ich an die Existenz der zweiten Welt (Res extensae) - nachweisen kann ich sie ja nicht.
4) WEIL ich daran glaube, ist das ein "Glaubensentscheid", dem sich alle meine weiteren Urteile <ab Ebene 2> unterwerfen.
5) Somit ist es ein Grund zur Zwangseinweisung, wenn jemand meint, dass nur seine Vorstellungen existieren, aber nicht die äußere Welt.
Aber 5) geht halt erst, nachdem 1 - 4 erledigt sind. - Und da sehe ich halt immer wieder, dass 1 - 4 übergangen werden, weil man sie gar nicht erkennt. - Das wäre nicht schlimm, wenn man diesen Mangel nicht als Attribut des "Fortschritts" bezeichnen würde.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 5. Mär 2019, 20:05
Schade, dass da nicht mehr kommt und das von dir ultra-lakonisch abgehakt wird. Denn das ist doch die zentrale Frage.
"Kategorischer Imperativ" ist schon allerhand, weil sich darin religiöse und säkulare Forderungen überdecken. - An was denkst Du?
Claymore hat geschrieben: ↑Di 5. Mär 2019, 20:05
Du hast doch selber gesagt, dass deine Intoleranz gegenüber jemandem, der die äußere Welt nur für Vorstellung hält, bloß auf pragmatischer Ebene besteht.
Da müsste ich den Kontext sehen - ist mir gerade fremd. --- Meine Intoleranz bezieht sich eigentlich auf Menschen, die mit ihren Grundlagen nicht ihren Ansprüchen gerecht werden.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 5. Mär 2019, 20:05
Aber wie “verwerflich†ist nun der Gott-Einhorn-Vergleich?
Aus naturalistischer Sicht ist er NICHT verwerflich, weil jemand, der die Welt lediglich als rein naturhaftes Geschehen begreift, keine Unterschied zwischen Einhorn, Teekanne und Gott kennen kann - mit diesen Voraussetzungen ist man unmündig, darüber hinaus zu denken.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 5. Mär 2019, 20:05
Und wäre es okay, sich über Einhorn-Gläubige lustig machen?
Okay ist es ganz sicher nicht - aber was will man machen? - Uns wurde mal in einem McKinsey-Führungs-Seminar

etwas eingebleut, was ich nie vergessen habe: "Sie können jemanden mit Zuckerbrot locken oder mit Peitsche quälen. Aber Sie können nie jemanden zwingen, etwas zu tun, was er nicht kann".
Claymore hat geschrieben: ↑Di 5. Mär 2019, 20:05
Wann darf man eine Meinung “ruppiger†vertreten, d.h. so dass man den Gegenüber nicht mehr als ernstzunehmenden Gesprächspartner ansieht; sondern nur als den verstrahlten “Ketzerâ€/Spinner/Hater/… den man zur Vernunft führen muss?
Kann ich nur persönlich beantworten: ICH mache es dann, wenn jemand Unterlegenheit als Überlegenheit interpretiert. ---- Das tun aber andere auch mit MIR , weil sie sich ebenfalls überlegen fühlen.

- in anderen Worten: Das ist eine Folge ganz unterschiedlicher hermeuneutischer Vorannahmen - ähm - Weltbilder, die sich in sich selbst jeweils gut begründen lassen.
Das ist ja erst mal in Ordnung - dann kann man wie bei fremden Kulturen auch fragen: "Wie ist das bei Euch?" - "Was macht Ihr, nachdem Ihr um die Kaaba gelaufen seid, an der Klagemauer wart, ein Standardwerk naturalistischer Erkenntnis-Theorie gelesen habt".

- Das Problem ist, wenn die Beteiligten wissen, wo sie stehen: Der Moslem weiß, dass er der Kaaba-mensch ist, der Jude, dass er der Klagemauer-Mensch ist und der Naturalist, dass er Erkenntnis nach den Regeln der Erkenntnis-Theorie versteht. - Alles gut.
Wir haben hier im Forum dagegen öfter das Problem, dass sich die Zuordnungen vermischen - siehe E1 - 3. - Und dann wird furchtbar viel verwechselt und trotzdem meint man, man sie überlegen - und dann wird's arg schwierig - und halt auch ruppig.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 5. Mär 2019, 20:05
Was ist mit Holocaust-Leugnung? “Liebe Skadi, Ich glaube an den Holocaust, du nicht. Das ist okay. Menschen haben verschiedene Meinungen. Darf ich dich auf ein Eis einladen, dann können wir ein wenig darüber diskutieren, ok?†vs. “Skadi, du widerst mich mit deiner Menschenfeindlichkeit an. Der Holocaust ist geschehen. Das ist historisches Fakt über das man nicht mehr ernsthaft diskutieren muss. Wie kannst du nur ….…â€
Und das betrifft nur die gesellschaftlichen Normen. Wenn dann Strafrecht oder die Psychiatrie ins Spiel kommt, dann wird es langsam ernst.
Deshalb s.o.: Man kann Phase 5 vertreten und leben (also Holocaust-Leugnern widersprechen und Realitäts-Leugner einweisen), wenn man die Stufen vorher verstanden hat und diesen Weg gegangen ist. - Naja, man kann auch bei 5) anfangen - aber wehe, wenn dann anspruchsvolle Fragen kommen - dann hat man keine Wurzeln zum Antworten.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 5. Mär 2019, 20:05
Allerdings verdirbt mir das Ausräumen der andauernden Missverständnisse, um es mal diplomatisch auszudrücken, den Spaß an der Sache.
Geht mir genauso - deshalb: Wir sollten gegenseitig etwas gnädiger und fragender miteinander umgehen.