Anton B. hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 14:44
Deshalb nichts zur Sache tut, weil Du Deine Wirklichkeit vorschützt, die Du nur als persönliche Meinung vertreten kannst.
Das ist meine DEFINITION. - Du DEFINIERST insofern anthropozentrisch, als dass Du anscheinend "Wirklichkeit" davon abhängig machst, ob sie menschlicher Prüfung standhält - das halte ich für Hybris.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 14:44
Muss aber sein. Denn Du erhebst diese Meinung hier im Forum ja immer zu einem allgemeinen Prinzip. Zu einem allgemeinen Prinzip, ohne dies dann als persönliche Meinung zu kennzeichnen.
Eigentlich geht es mir eher darum, welche Meinung welche Konsequenzen hat. - Wenn man "Wirklichkeit" von menschlicher Prüfung abhängig macht, kann man konsequenterweise nicht gleichzeitig beanspruchen, dass "Wirklichkeit" unabhängig von anthropogenen Parametern wäre. - Wenn man - wie Lena - "Wirklichkeit" als das versteht, was das jeweilige Individuum erlebt, kann man konsequenterweise "Wirklichkeit" nicht objektivieren (was Lena auch nicht tut).
Weder Deine oder Lenas oder meine DEFINITION sind ein allgemeingültiges Prinzip. - Im Gegenteil: Ich kann mir sogar vorstellen, dass Lena recht hat: "Wirklichkeit ist das, was wir als solche erleben". - Ich weiß es aber nicht. ----- Möglicherweise sind die bekannten QM-Fälle sogar der richtige Ansatz: Wahrnehmung MACHT Wirklichkeit. - Weiß ich's? Nein (dann wären wir wieder ziemlich nah an Descartes' radikal-skeptizistischen Fragen).
Mir geht es um den konsequenten Umgang mit dem, was man hermeneutisch vorannimmt - und kein Ragout und unsauberes Denk-Gerutsche.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 14:44
Als "Existenz und Entität" wieder ganz auf Dein Wirklichkeitskonzept bezogen. Wissenschaft bezieht sich aber nicht darauf.
Das weiß ich - das habe ich in der Tat von Dir gelernt und verstanden (vielleicht kannst Du es auch mal Deinen Wissenschafts-Kollegen beibringen

). - Und nochmal: Die WISSENSCHAFT in DEINER Darstellung ist überhaupt kein Problem. - Es geht allenfalls um die weltanschauliche Überhöhung von Wissenschaft ins Weltanschauliche hinein - das fängt schon an mit Sätzen wie: "Wissenschaftliche Ergebnisse sind ontische Wirklichkeit" oder so ähnlich. - Siehe Thaddäus und die von mir ansonsten extrem geschätzte Janina - plus andere.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 14:44
Das sind die, die Dir in ihren Anschauungen am nächsten stehen, obwohl genau Ihr Euch aus genau diesem Grund am meisten "zankt".
Was soll man denn aus DEINER Sicht tun? - Das Wort "Wirklichkeit" abschaffen? - Wie nennst Du es,
WENN unbekannterweise 1,23 Milliarden Lichtjahre von hier ein Planet voller Steinwüsten rumfliegt? - Nennst Du es "Umpf" oder "Wirklichkeit" - "Faktum" wohl nicht, weil "Faktum" menschen-gemachtes ist - vielleicht "Tatsache"? - Oder doch "umpf"?
Was ich damit sagen will: Man bekommt "etwas" nicht dadurch weg, dass man ihm die Sprache entzieht.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 14:44
Weil diese Existenz/Entität unzugänglich ist, selbst wenn wir anzunehmen geneigt sind, es gäbe so etwas?
Das ist aus meiner Sicht kein Argument. - Man kann sagen "Ich komme nicht ran", aber es wäre doch unvernünftig zu sagen "Weil ich nicht rankomme, kann es nicht SEIN". - ERgo ist es vernüftig zu sagen "Auch wenn ich an etwas nicht rankomme, kann es sein".
Anton B. hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 14:44
Bei Plato konnte diese Wirklichkeit ja noch als sinnvoll in seinem Erklärungsmodell der Erkenntnisgewinnung bezeichnet werden. Nur werden die Erkenntnisse, unser Wissen, eben nicht so generiert, wie der Platon es sich gedacht hat, wie es funktioniert.
Es gehört AUCH zur kritischen Vernunft, es für möglich zu halten, dass die Art heutiger Erkenntnis-Vermittlung ein Rückschritt zur platonischen Schule ist. - Ich habe aus Deinem "Wissen" "Erkenntnis" gemacht, weil Du mit "Wissen" schon wieder wissenschaftlich, also systemisch, also system-intern, also anthropozentrisch präjudizierst - also "Wirklichkeit" ins Licht dieser Präjudizierung stellst.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 14:44
Ist Deine Vorstellung der Existenz einer solchen Wirklichkeit nicht auch "anthropogen"? Entstammt sie nicht Deinem Denkgehäuse? Ist sie nicht recht "clossisch"? Außer, der "Heilige Geist" oder ähnliches hätte es Dir eingegeben. Wobei wir schon wieder sehr nahe beim Platon sind. Und beim Glauben, selbstverständlich!
1) Es gibt nichts, was INSOFERN nicht "anthropozentrisch" ist, als dass wir nur mit uns selber denken. - Aber das kannst Du nicht meinen - denn dann wäre auch 2+2=4 anthropozentrisch.
2) Ich halte es NICHT für anthropozentrisch, wenn man (wie ich) sagt, dass Wirklichkeit NICHT anthropozentrisch zu verstehen sein soll.
Das ist wie in der Theologie: Wenn der Mensch erkennt, dass er das Anthropozentrische aufgeben soll, kann man sophistisch sagen: "Wenn Du das AAntropozentrische aufgibst, bist Du anthropozentriker".
Anton B. hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 14:44
Außer, der "Heilige Geist" oder ähnliches hätte es Dir eingegeben.
Ich glaube, das geschieht beim Menschen eh ständig (ohne dass dies vom Betroffenen reflektiert wird)
Anton B. hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 14:44
Und ist die vernünftige Begründung überhaupt das Merkmal, an dem der Erfolg der Wissenschaften gemessen wird?
Im Sinne entsprechender Definition ist das so.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 14:44
"Wissen" zum tausndsden Male heißt nicht, eine -- und schon garnicht Deine -- Wirklichkeit erkannt zu haben. Es heißt, etwas vernünftig zu begründen.
Moment: Ich habe es aus Deinem Mund verstanden als "Wenn eine Modellvorhersage mit Beobachtungen übereinstimmt". - Mit Deinem "Es heißt, etwas vernünftig zu begründen" würde man auch Gott "wissen" - denn er ist sehr wohl vernünftig zu begründen - aber eben nur, wenn man "vernünftig" als universale und nicht anthropogene Größe versteht. - Insofern gefällt mir die Version "Modell/Beobachtungen" weitaus besser. - Bei "Vernunft" kommst Du in Teufels Küche.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 14:44
Und diese Grenze, oh Wunder, die kennen wir. In jeder seriösen Einführung in die Wissenschaftstheorie wird darauf hingewiesen!
Das ist ehrenwertes hermeneutisches Festlegen, das aber nur im Rahmen des dadurch definierten Korrridors gültig ist. - "Wirklichkeit" dagegen ist (nach MEINER Defintion) eine system-unabhängige Größe, also nicht-anthropozentrische Größe.
natürlich kann man auch anders definieren ("Wirklichkeit = was bei Wissenschaft als Wissen rauskommt - das würdest Du nicht tun, aber andere tun es) - aber damit bekommt man "das" nicht dadurch weg, dem man damit die Sprache entzieht. - Mit anderen Worten: Es wird immer diffuser, wie man hier im Forum "Wirklichkeit" definiert.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 14:44
Wenigstens mittlerweile auch nur ein Werkchen aus der Dir mehrfach sehr an das Herz gelegten Literaturliste besorgt?
Ja - über eines (ich weiß NICHT mehr, welches) habe ich eine Rezension gelesen und konnte darin eigentlich nur inner-systemische Schlüssigkeiten feststellen und NICHTS, was über das System hinausgeht (KANN ja gar nichts sein - aber genau das ist doch mein Problem).
Ich habe es auch recht schnell weggelegt und diesen Wirklichkeits-Thread aufgemacht, weil erst mal die Basis klar sein muss. - Mein jetziger Stand: Die von Dir empfohlenen Bücher basieren auf dem, was Du in Deiner Definition "Vernunft" nennst und was Du wissenschaftliche Grundlagen nennst. - Genau das ist aber zu wenig, weil es hier ontologische Fragestellungen geht, die über wissenschaftliche Fragen weit hinausgehen.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 3. Mär 2019, 14:44
Und das Wissen der Wissenschaften ist eben so nützlich, andererseits in Teilen auch so kontra-intuitiv und doch offensichtlich funktionierend, dass es leicht wie allmächtig, die hintersten Winkel einer Wirklichkeit Deines Verständnisses erhellend empfunden wird. Besser: "Wahrgenommen" wird.
Richtig. - Deshalb doch mein Hinweis, dass Wahrnehmung/Wissenschaft (bei allen Unterschieden) gute Chancen hat, zu ontischer Wirklichkeit sensu Closs authentisch zu sein. - Merkst Du eigentlich, dass Du ständig Wissenschaft verteidigst/rechtfertigst, obwohl es um diese gar nicht geht?