Magdalena61 hat geschrieben:Letztlich ging es um das Argument: Atheisten und sonstige Nichtchristen müssen über staatliche Zuwendungen die Kirche(n) mitfinanzieren--- dem stellte ich die steuerzahlende Mehrheit der offiziell eingetragenen Christen entgegen. Wenn man das überhaupt so einteilen will, dann gibt es, rein rechnerisch, mehr "Christen" als Nichtchristen, die den Staat mit ihren Abgaben bedienen.
Genau genommen kommt es immer darauf an, was man konkret miteinander vergleichen müsste.
In diesem Fall: inwieweit finanzieren NIchtchristen christliche Einrichtungen, die Nichtchristen nichts nutzen mit inwieweit finanzieren Christen nichtchristliche Einrichtungen, die Christen nichts nutzen.
Ich denke, es gibt Beispiele für beides. Schwierig dürfte sein, das Verhältnis von der jeweiligen Höhe in Bezug auf den konkreten Anteil an der Gesamtbevölkerung zu würdigen (Also bei 60 Prozent christlichem Anteil könnten ja dann auch bis 60 Prozent an christliche Dinge gehen).
Unabhängig davon denke ich aber, dass die Frage völlig legitim ist, warum ein Bischof vom Staat bezahlt wird, wenn er nicht öffentliche Aufgaben wahrnimmt, sondern seine religiöse Richtung vertreten muss für seine Mitglieder.
Der Staat finanziert ja auch nicht den Geschäftsführer eines Briefmarkensammlervereins.
Die EKD ist in vielen Punkten schon lange umgekippt, geht in Richtung sozialer Humanismus. Mit ihrer liberalen Haltung fängt sie solche Leute auf, die ansonsten wohl in keiner (konservativen, fundamentalistischen) Gemeinde mehr andocken könnten und gibt ihnen eine geistliche Heimat, und genau hier sehe ich auch die Stärke dieser Kirche.
Die EKD bemüht sich alle Leute einzufangen, nicht nur Liberale. Auch Evangelikale.
Oder kurz: man legt da einen Spagat hin, den es bei der katholischen Kirche in diesem Umfang gar nicht braucht, weil bei denen das "Mittelfeld" um einiges stärker ausgeprägt ist.
Von einer "theistischen Diktatur" kann in Deutschland keine Rede sein.
Nein, natürlich nicht. Dank genau dem Humanismus, der in unserer Geschichte dafür sorgte, dass Staat und Kirche klarer getrennt werden. Vorher war das ein Problem.
Gefährlich wird es ja, wenn die Kirchen über die Politik ihre speziellen Vorstellungen auf Nichtmitglieder ausdehnen wollen.
Wer die moralische Verantwortung trägt, sollte auch richtungweisend wirken (dürfen).
So lange es nicht- kirchliche Alternativen gibt, an sozialen Diensten etc., ist niemand dazu gezwungen, christliche Werte zu übernehmen, um z.B. eine Arbeitsstelle zu finden oder medizinisch behandelt zu werden.
Der Staat hat dafür Sorge zu tragen, dass es diese Alternativen gibt, da sonst Minderheiten gegen ihren Willen über Gebühr genötigt werden könnten gegen ihre eigenen religiösen Vorstellungen zu handeln.