GanzBaff hat geschrieben:Warum ist das wichtig? Was hast Du gegen die Pille danach?
Wenn ich mal schneller als Magdalena sein darf: Das ist schon wichtig. - Die "Pille danach" ist aus christlicher Sicht zunächst mal tabu (dass man dieses Tabu in konkreten Härtefällen brechen kann, ist auch im Christentum bekannt).
Der Hintergrund ist folgender: Das Christentum geht davon aus, dass Materie Folge von Geist ist, und NICHT, dass Geist Folge von Materie (wie es der Naturalismus sagt) ist. - Hätte der Naturalismus recht, wäre ein zwei Wochen altes Embryo nichts anderes als ein Zellhaufen, dem als solchen (!!) auch das Christentum selbstverständlich KEINE eigene Identität zugesteht. - Das Christentum jedoch sieht bereits im befruchteten Ei die materielle Grundlage einer ebenbildlichen Identität, die sich mit Wachstum des befruchteten Eis nach und nach zu dem entwickelt, was der Naturalismus willkürlich zu einem Zeitpunkt x bereit ist, als "Mensch" zu bezeichnen.
Um es etwas lyrisch anmutend zu sagen: Das befruchtete Ei ist etwas, in das sich nach und nach eine bereits vollständige menschliche Seele materialisiert, für die eben dieses eine befruchtete Ei vorgesehen ist. Wird dieses befruchtete Ei zerstört, scheitert diese Materialisierung. Geschieht dies durch Gott, ist es so gewollt - geschieht dies durch den Menschen, ist es ein Eingriff in göttliche Vollmacht.
Deshalb sind christliche Ärzte so empfindlich, Schwangerschaften abzubrechen oder - wie hier - die Pille danach zu verabreichen. - Nun scheint es ja ein Schlupfloch zu geben, wonach die Pille danach gar nicht ein befruchtetes Ei zerstört, sondern die Einnistung verhindert (wenn das biologisch richtig dargestellt ist) - das macht christlicher-seits einen wesentlichen Unterschied.
Noch etwas Fundamental-Geistiges: Laut Christentum kommt alles Leben von Gott - ist also nicht ausschließlich "Privatsache" von Mann und Frau. - Insofern ist auch das Kind infolge einer Vergewaltigung prinzipiell erst einmal gottgewollt. Ob der Mensch (hier die Frau) diese Last in Glauben und Vertrauen tragen kann, steht auf einem anderen Blatt.
Und damit kämen wir zur pastoralen Seite: WENN man obige fundamental-geistigen Dinge verstanden hat (!!!), sich also des geistigen Gewichts eines Schwangerschaftsabbruchs bewusst ist, gibt es schwierige Abwägungs-Arbeit (Christen sagen manchmal auch dazu "Gebetsarbeit"). - Dabei kann heraus kommen, dass man das eben erläuterte fundamental-geistige Tabu bricht, weil die Last für die betroffene Frau einfach zu groß erscheint. - Dann werden sich auch christliche Ärzte finden, die einen Eingriff vornehmen - und dann wird es auch Seelsorger geben, die ohne jeglichen Vorwurf (!!!) die betroffene Frau liebevoll begleiten.
Der Kölner Fall kann ein solcher Fall gewesen sein - aber eben keiner zwischen Tür und Angel.
Nun prallen solche fundamental-geistigen Grundlagen des Christentums auf eine säkulare Gesellschaft, die ganz anders tickt. - Konflikte sind die Folge.