Amun.Re hat geschrieben: ↑Mo 18. Feb 2019, 13:47
Mirjam hat geschrieben: ↑Mo 18. Feb 2019, 13:30
Aber du kannst nicht einfach behaupten, da wuerde Wissen "seit Jahrtausenden bewahrt", wenn es nachweislich gar nicht so ist.
Wer hat den Nachweis erbracht?
Solltest nicht eher DU den Nachweis erbringen, dass es eine solche Tradition gibt?
Aber na gut. Nehmen wir ein Fallbeispiel, und verfolgen wir eine der Linien zurück.
Würdest du beispielsweise die Heiligen Bücher von Thelema als Teil jener Tradition der Theosophia sehen?
Liber Cordis Cincti Serpente (‚Das Buch des von der Schlange gegürteten Herzens‘)
Liber Liberi vel Lapidis Lazuli (‚Das Buch der Bücher oder des Lapis Lazuli‘)
Liber DCCCXIII vel Ararita (‚Das Buch 813 oder Ararita‘)
Liber Trigrammaton
Klingt geheimnisvoll... wurde aber alles von Aleister Crowley
im 20. Jh. verfasst - angeblich in Kommunikation mit seinem Schutzengel, aber das kann ja jeder behaupten.
Worauf bezieht sich Crowley? Nun, er war stark beeinflusst vom Order of the Golden Dawn, dessen Mitglied er mal war.
Deren Gründungsdokument? Ein
kurz vor 1900 "aufgetauchtes" Manuskript (oder selber geschrieben?) mit ein paar vagen Ritualanweisungen.
Der Order of the Golden Dawn wieder beruft sich auf die Rosenkreuzer.
Deren Ursprung? Eine protestantische Reformbewegung
aus dem 17. Jahrhundert
Man findet bei den Rosenkreuzern die
Sehnsucht nach uraltem Wissen vergangener Kulturen... aber dieser fromme Wunsch erschafft noch keine ungebrochenen Traditionslinie.
Sicher, es gibt einzelne Elemente, die ein gewisses Alter haben. Nehmen wir die hermetischen Prinzipien. "Wie oben, so unten" etc. Der Urtext ist die "Tabula Smaragdina", angeblich von Hermes Trismegistos persönlich im alten Ägypten verfasst.
Den ältesten Textzeugen für die Tabula, den ich nach einiger Recherche finden konnte, war eine arabische Version, die vermutlich aus dem 7. Jh. stammt. Damit kommen wir immerhin auf über 1000 Jahre. "Seit Jahrtausenden" ist das trotzdem nicht. Vielmehr bezieht sich die Tabula ziemlich offensichtlich auf die neuplatonische Lehre. Also Spätantike, nicht Altägypten (die ägyptischen Quellen kenne ich ziemlich gut, da ist nichts vergleichbares bekannt)
Ohne Frage gibt die Menschheit seit Jahrtausenden Wissen weiter, auch magisches Wissen.
Aber nicht sonderlich geheim, die meisten Texte sind durchaus zugänglich.
(ok, ja, die "echt" geheimen Texte wären ja auch geheim... aber das bleibt dann eine reine Behauptung und entbehrt der Überzeugungskraft)
Und vor allem wird das Wissen nicht unverändert tradiert, wie das Verb "bewahrt" impliziert, sondern stets weiter entwickelt und dem Zeitgeist angepasst.
Das moderne Ergebnis weicht von den Jahrtausende alten Urquellen ganz erheblich ab. Die Quellen dienen vielleicht der Inspiration, aber es ist eher die Prise Salz der Legitimation auf dem selbst gekochten Kartoffelpüree.
Und wieder, versteht mich nicht falsch, es ist möglicherweise ein ausgezeichnetes Kartoffelpüree. Aber es ist dein Rezept, nicht das von Oma.
Amun.Re hat geschrieben: ↑Mo 18. Feb 2019, 13:47
Was du hier als Fakten verkaufst sind genauso Glaubenssysteme wie auch jede Religion und Konfession.
Was ich doch bereits zugegeben habe. Meine Weltanschauung geht von bestimmten metaphysischen Annahmen aus.
Dann mache das doch bitte auch deutlich. "Meiner Meinung nach", "Ich glaube daran, dass" und "Aus meiner Sicht" - so was vermeidet Missverständnisse. In der schriftlichen Kommunikation lieber einmal eine qualifizierende Aussage mehr.
liebe Grüße
Mirjam