Beitrag
von SilverBullet » Mi 13. Feb 2019, 20:59
Was soll man davon halten, ein Mittelalterhistoriker verwendet einen antiken Text (und zwar den, der auf Basis von Zusammenhängen, als der am weitesten entfernte „Beschreibungstext“ gewertet werden muss), als Faktengrundlage für ein medizinisches Urteil, so dass die damaligen Geschehnisse rekonstruiert werden können sollen?
Die antiken Texte wurden „nacherzählt“, „übersetzt“, „interpretiert“, sie wurden ausgewählt, ausgeschmückt, sie wurden verbreitet, sie wurden als ganz „besonders wichtig“ und „interessant“ eingestuft und es wurde dafür gesorgt, dass sich hierzu ja kein Widerspruch entwickelt.
Diese Texte haben maximal den Charakter von Geschichten, mehr nicht.
Sie erzählen mehr über die Leute, die sie hören wollten, als über irgendwelche tatsächlichen Geschehnisse.
Die Leistung des Mittelalterhistorikers besteht vielleicht darin, die Relativität der Aussagen zu untermauern – Motto: „man kann es sich auch ganz anders hindrehen“.
Geht man allerdings jetzt davon aus, dass ein alter Kriminalfall gelöst sei, dann macht man nichts anderes, als die „Gläubigen“, die Tatsachen in den Geschichten entdecken können wollen.