Münek hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 02:47
Mit dem alles entscheidenden Unterschied, dass glaubensbasierte Exegese die überlieferten Texte NICHT auf ihren historischen Wahrheitsgehalt untersucht
Aber das heißt doch nicht, dass das Denken, das man spiritueller-seits Jesus unterstellt, nicht vor 2000 Jahren, also in der Geschichte, stattgefunden hat. - Um es vereinfacht zu sagen: Die HKE klärt, was vor 2000 Jahren äußerlich geschehen ist - die Theologie klärt (neben vielem anderen), was vor 2000 Jahren innerlich passiert ist. - Natürlich beides ohne absolute Gewähr.
Münek hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 02:47
Die Ergebnisse der historisch-kritischen Exegese stellen auf gar KEINEN Fall eine VORSTUFE für eine weitergehende "spirituelle" Bibelauslegung dar.
Doch - soweit sich spirituelle Bibel-Auslegung auf Geschehen in der Zeit bezieht, ist das so. - Konkret: Falls Jesus göttlich war, hatte er in der Geschichte KEINE Naherwartung.
Münek hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 02:47
Dogmatik und Fundamentaltheologie - um das nochmal in Deine Erinnerung zu rufen - mögen alles Mögliche betreiben - nur eben KEINE Bibelexegese. Diese fällt NICHT in ihren Aufgabenbereich. Aber diese simple Tatsache wirst Du wohl nie akzeptieren können.
Das ist nur formal eine simple Tatsache und ändert nichts daran, dass wir von Geschichte sprechen, wenn man sich auf Denken in der Geschichte bezieht - und das tun Dogmatik und Fundamentaltheologie selbstverständlich.
Münek hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 03:27
Das sagt uns, dass die postulierte Göttlichkeit einer Person der Zeitgeschichte von niemanden objektiv festgestellt werden kann.
Ganz genau - was umgekehrt heißt, dass die der HKE unterliegende Nur-Menschlichkeit einer Person der Zeitgeschichte von niemanden objektiv festgestellt werden kann. - Deshalb gibt es je nach Perspektive diese beiden Vorannahmen als Grundlage des Forschens.
Münek hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 03:27
Mit dem hermeneutischen Zirkel wird es Dir beispielsweise nicht gelingen, die Glaubensprämissen eines Astrologen ad absurdum zu führen.
Das kommt drauf an, wohin dieser Zirkel hinführt - was also unter der Vorannahme "Astrologie ist wahr" untersucht wird. - Wird etwas experimentell Falsifizierbares oder logisch Widerlegbares untersucht, was von der Astrologie behauptet wird, ist sie schnell weg vom Fenster.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 07:24
Richtig - ein Fehler wäre es, ginge die HKE von der "Göttlichkeit" des Mannes aus Nazareth aus.
Das erwartet doch keiner - es wird lediglich erwartet, dass die HKE nur Schlussfolgerungen im Rahmen ihrer Vorannahmen schlussfolgert.
Münek hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 03:27
Sie schließt die "Göttlichkeit" Jesu weder aus noch ein, sondern behandelt ihn ganz normal als Person der Zeitgeschichte.
Das ist Augenwischerei - in dem Moment, in dem sie Jesus als ganz normal als Person der Zeitgeschichte versteht, versteht sie ihn als Nur-Mensch.
Münek hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 03:27
Hoch lebe der Glaube in der Diaspora
Darauf könnte es hinauslaufen.
Münek hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 03:27
Vernunft hin oder her.
Da wird die eine Seite sagen "Keine Vernunft", die andere "Höhere Vernunft". - Sprachproblem.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 07:24
Es gibt keine exegetische Vorstufe. Da verbreitest du mal wieder Fake-News.
Neusprech-formal hast Du womöglich recht, inhaltlich nicht. - Im Klartext: Die direkt oder indirekt mit Geschichtlichem befassten theologischen Disziplinen, nehmen die HKE als Instanz für "äußere" Geschichte (Quellen, Verfasser - den ganzen Rattenschwanz), aber NICHT als Instanz dafür, was Jesus vor 2000 Jahren gedacht hat - auf diese Idee würden sie gar nicht kommen (ich auch nicht).
Du kannst doch von der Theologie nicht erwarten, dass sie von einer HKE, die bauartbedingt Göttlichkeit und Wunder bei ihren Untersuchungen ausschließen muss, Bewertungen zu Dingen akzeptiert, die auch nur im Entferntesten nach "geistig" riechen.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 07:24
Nein, man untersucht die biblischen Texte wie alle anderen antiken Texte auch.
Das meine ich damit.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 07:24
Wie Münek sagte: die Forschung nimmt eine agnostische, also neutrale Position ein und fertig.
Eben - in der HKE-Forschung ist das so, soll auch so sein - und jeder hält sich daran, wenn er derart gelagerte Ergebnisse liest.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 07:24
Mein Verdacht ist aber eher, dass closs hier die Falschinformation verbreitet, Kanoniker würden behaupten, den historischen Jesus besser erfassen zu können als die historische Forschung.
Nee - theologische Disziplinen erfassen den Jesus vor 2000 Jahren womöglich besser, was die Frage "Was hat er damals damit gemeint?" angeht. - Ich schreibe "womöglich", weil wir ja nicht wissen, wessen jeweiligen Vorannahmen wahr sind.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 07:24
Die saubere Anwendung der Methode ist wichtiger als das Endergebnis.
Das verstehen wir schon gleich. - Aber "Methode" heißt doch einmal "HKE-vorannahmen-geprägte Methode" und das andere Mal "theologie-vorannahmen-geprägte Methode". - "Methode" ist doch nicht nur ein technisches Vorgehen, sondern betrifft doch auch den jeweiligen Vorannahme-Ballast, den sie mitführt.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 07:24
Kanoniker gehen komplett anders vor. Das gewünschte Endergebnis wird durch die Vorannahmen schon vorweggenommen. Von ergebnisoffener Forschung kann keine Rede sein.
Das gilt für BEIDE, da BEIDE ihren jeweiligen Vorannahme-Ballast mitschleppen - und das ist unvermeidbar.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 07:24
Es ist gar nicht so wichtig, ob das historisch so der Fall war, wichtig ist der Gaube daran.
Moment: Es ist gar nicht so wichtig, ob das historisch so der Fall war, wie es die HKE sieht, sondern wichtig ist der Glaube daran,
dass es historisch stattgefunden hat. - Bei Dir klingt es so, als sei es nicht wichtig, ob es historisch stattgefunden hat oder nicht.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 25. Dez 2018, 07:24
Das erinnerte mich sofort an die Aussage Lindemanns. Es scheint wohl so eine Art neuer Umgang mit den Forschungsergebnissen zu sein.
Wenn Lindemann es so meint, wie es in Deinem Zitat rüberkommt, ist es hilfloser Schwachsinn. - Das wäre ein klassisches Hybrid-Denken, bei dem man zwischen zwei Stühlen steht: "Eigentlich bin gläubig, aber mit dem Stand der historischen Wissenschaft will ich mir es auch nicht versauen". - Da dient jemand zwei Herren.