Oh, es gibt schon vereinzelt hochwertige Studien, die einen positiven Effekt der Homöopathie zeigen. Man darf halt nicht vergessen, dass es sich letztlich nur um Statistik handelt. Und mit dem gängigen p-Wert von 0.05 hat man immer noch eine 5%-Wahrscheinlichkeit für einen Fehler 1. Art, nicht?sven23 hat geschrieben: ↑So 23. Dez 2018, 06:53Richtig! Wobei man klar unterscheiden muss zwischen hochwertigen Studien und minderwertigen Studien. Der Trick der HP-Lobbyisten besteht nun darin, beide Studiengruppen sozusagen in einen Topf zu werfen um dann behaupten zu können, es gäbe Studien, die einen Effekt über Placebo zeigen würden. Das ist dann sogar noch nicht mal gelogen, denn es gibt ja diese Studien, die aber von minderer Qualität sind.
D.h. macht man genügend hochwertige Studien wird irgendwann einmal (in 1 von 20 Fällen) eine solche Studie ein falsch positives Ergebnis liefern.
So habe ich das verstanden – aber ich habe mich erst seit drei Tagen mit Statistik beschäftigt.
Ich habe in der Zwischenzeit zwei Bücher zu dem Thema gelesen. Das von Natalie Grams und “Homöopathie - die Fakten [unverdünnt]â€.
Sie sind beide kurz und leicht zwischendurch zu lesen und beide von ehemaligen Homöopthen! Wobei ich ganz klar letzteres empfehlen würde – es wirkt viel professioneller.
Edzard Ernst: “Homöopathie - die Fakten [unverdünnt]” hat geschrieben:10.2 Falsche Argumente von Homöopathiegegnern
Die von den Homöopathiegegnern vorgebrachten falschen Argumente sind nicht so zahlreich wie die ihrer Befürworter. Sie sind aber trotzdem wichtig, weil sie häufig die Öffentlichkeit täuschen und natürlich auch die Homöopathen und ihre Anhänger brüskieren. Das verhindert dann sowohl ein besseres Verständnis beider Seiten als auch eine konstruktivere Debatte.
…
10.2.3 Es gibt keinen einzigen glaubwürdigen Nachweis für die Wirksamkeit der Homöopathie
Es liegen einige seriöse Studien zur Homöopathie vor, die positive Ergebnisse erbracht haben. Die Behauptung, es gäbe überhaupt keine durch Studien belegte Evidenz, ist deshalb nicht zutreffend.
MMmh … wäre es nicht eigentlich closs' Aufgabe sich mit Statistik zu beschäftigen…? Und auch mal diese Studien zu Tage zu fördern? Aber anscheinend redet der lieber von Vorannahmen und methodisch/ontisch anstatt mal irgendwas sinnvolles zu bringen.
Aber nun noch mal zu dem oben angesprochenen Problem. Folgende Metaanalyse wird sehr häufig zitiert:
Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homoeopathy and allopathy. A Shang et al., Lancet 2005; 366: 726–32
Aus dem Abstract:
Methods Placebo-controlled trials of homoeopathy were identiï¬ed by a comprehensive literature search, which covered 19 electronic databases, reference lists of relevant papers, and contacts with experts. Trials in conventional medicine matched to homoeopathy trials for disorder and type of outcome were randomly selected from the Cochrane Controlled Trials Register (issue 1, 2003). Data were extracted in duplicate and outcomes coded so that odds ratios below 1 indicated beneï¬t. Trials described as double-blind, with adequate randomisation, were assumed to be of higher methodological quality. Bias effects were examined in funnel plots and meta-regression models.
Auf S. 279 wird es dann interessant mit dem sog. Funnel-Plot:

© The Lancet, aus o.g. Studie, S. 729
OR = odds ratio. OR = 1 bedeutet Placebo = Medikament, OR < 1 bedeutet Medikament schneidet besser ab als Placebo.
SE = standard error … ich habe zwar die mathematische Definition des SE verstanden, kapiere allerdings nicht 100 was SE bezogen auf eine einzelne Studie bedeutet. Jedenfalls: je geringer der SE, desto besser ist die Studie
Und man sieht halt hier wie für Homöopathie gilt: für niedrigen SE nähert es sich OR = 1 an. Umso besser die Studie, umso eher Homöopathie = Placebo. Aber es ist nicht die Regel!
Bei den “Kontrollen†aus der konventionellen Medizin sieht das ganz anders aus.
Und die Asymmetrie des Plots zeigt die Publikationsbias für Homöopathie.
Ich weiß es nicht. In der Gesamtsicht der Dinge erscheint mir Homöopathie sehr weit hergeholt.Leute wie closs ziehen sich dann immer das raus, was sie hören wollen und führen das sogar als Beleg für die Wirksamkeit an. Und weil er sich nicht näher damit beschäftigt, bemerkt er gar nicht, wie subtil die Lobbyisten vorgehen. (oder er will es gar nicht wissen)

Um noch härtere Kritik daran üben zu können, müsste ich mich fairerweise sehr intensiv damit beschäftigt haben. Meine Kenntnisse sind letztlich nur oberflächlich auf dem Gebiet.
Es sind wieder die alten Fragen: Was ist nun “aufgeklärtâ€?
Rein in der Theorie stimme ich closs zu, dass man sich zurückhalten sollte, wenn man keine / nur wenig Ahnung hat.
Aber in der Praxis… mmh… um das Beispiel mit der Anti-Homo-Homöopathie noch auf die Spitze zu treiben:
Sind wir realistisch – wenn wir an einen Aufklärer denken, dann an jemanden, der hier mit der Grundeinstellung “Was für arme Spinner! Denen muss man dringend helfen!†herangeht.Anonymer Mormone hat geschrieben:Sehr geehrter Bischof,
als Mormone, der unter Homosexualität leidet und diese mit Homöopathie behandeln möchte, habe ich eine wichtige Frage an sie.
Das Mittel, das mir mein Homöopath gegen meine Homosexualität verschrieben hat, ist ein Komplex, der Coffea D12 enthält.
Im “Wort der Weisheit†verbietet uns jedoch unser Prophet “heiße Getränke.†Worunter nach Interpretation unserer Kirche Kaffee fällt, unabhängig ob dieser heiß oder kalt ist.
Ich bitte Sie um eine abschließende Klärung, ob auch Kaffee in homöopathischen Dosen unter das Verbot im “Wort der Weisheit†fällt.
Nach closs ist das aber nur erlaubt, wenn man vorher Medizin, mormonische Theologie, Religionsphilosophie und Moralphilosophie im Detail studiert hat.

Sicher … da dürfte closs enorme Probleme haben, das überzeugend rüberzubringen ohne als Realsatire empfunden zu werden. Rein so als praktisches Problem – ohne Wertung.
Naja, mir ist es zum Glück eh nicht so wichtig als “aufgeklärt†empfunden zu werden.

