Deshalb wird auch kein gläubiger Mensch Andersgläubige wirklich akzeptieren können
Ich bin gläubig.
Ich kann Andersgläubige akzeptieren.
Ich gehe sogar so weit, zu glauben, dass alle anderen Menschen quasi Andersgläubige sind - im Gegensatz zu mir. Wenn ich da nur meinen eigenen Glauben als richtig akzeptieren würde, wäre ich ein einsamer hilfloser Mensch.
Der Grund, warum ich so denke ist der, dass ich glaube, dass es nur einen Gott gibt, der aber so unendlich unfassbar ist, dass jeder Mensch immer nur ein paar kleine Facetten des Ganzen erkennen können. Und wie das mit den Facetten bei einem Diamanten ist, kann auch noch ein einziger Mensch seine Sicht auf den Gott, dem er glaubt, immer wieder aus anderen Blickwinkeln heraus betrachten kann, und so neue Facetten erkennt, welche die Gedanken über vergangene Erfahrungen auch wieder verändern. Ich kann aber trotzdem im Rückblick feststellen, dass meine Sicht sich um den gleichen Gott dreht - also auch die verschiedenen Sichtweisen farblich irgendwie wie ein Mosaik zusammenpassen. Selbst, wenn sie im Einzelnen sehr unterschiedlich oder sogar gegensätzlich zu sein scheinen.
Auf diese Weise kann ich alle anderen Glaubenden akzeptieren. Es geht immer um den einen einzigen Gott, als Mittelpunkt, um den sich alles dreht, so wie die Speichen bei einem Fahrrad, die sich um den Mittelpunkt der Felge drehen. So kann ich sogar auch Nichtglaubende akzeptieren und verstehen. An dem Bild des Diamanten verglichen, fällt von ihrer Sicht im Moment einfach noch kein Licht auf den Punkt, den sie gerade im Blick haben. Darum erkennen sie auch nichts.
Die Facetten zum leuchten bringen kann nur Gott allein. Er schenkt den Glauben und gibt sich in Spuren (Facetten) des Lebens zu erkennen. Und darum kann ich auch alle Gläubigen und Ungläubigen in ihrem Glauben akzeptieren. Weil mein Mittelpunkt der ausschlaggebende Faktor meines Glaubens ist - nicht die einzelnen Facetten, die ich bisher von Gott erkennen konnte.
Was ich viel eher nicht akzeptieren kann, ist eine festgefahrene Sicht auf EINE einzige Facette und dessen Farbspiegelung, an der man sich festklammert und grundsätzlich nur darauf bedacht ist, jeden anderen Gläubigen auf seine eigene Insel zu zerren - koste es , was es wolle. Dann dreht sich nämlich der Glaube nicht mehr um Gott, sondern um sich selbst, und der wird starr und leblos oder schwach und haltlos.