Hallo Sven,
ich muss erst mal ein Dankeschön aussprechen. Du bist mir ein Segen.
Warum?
Viele deiner Argumente wurden mir bereits in Kindertagen im Religionsunterricht so verkauft, wie du es tust. Auch immer mit der Prämisse "die Forschung hat herausgefunden". Als Kind habe ich diese Dinge nicht in Frage gestellt und sie sind in mein Unterbewusstsein gesickert, haben sich dort festgesetzt und mein Bild von der Bibel mitbestimmt.
Durch die Diskussion mit dir bin ich erstmalig genötigt, diese historisch-kritischen Aussagen selbst einmal zu hinterfragen und ich stelle fest, dass davon Vieles zu verwerfen ist. Insofern bist du mir eine Hilfe.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 17:14
PeB hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 21:05
sven23 hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 17:14
Zu seinen Lebzeiten beschränkten sich die Wundertaten auf die Heilung von Kranken und Exorzismus. Erst nach seinem Tod wurden die Wunder immer weiter gesteigert, wie sich das für einen Gottessohn auch gehört. Es waren aber literarische Rückprojektionen.
Hat das "die Forschung" herausgefunden?
Bitte belege das.
Bitte sehr, ein kleiner Ausschnitt.
Und welche Wundertaten wurden nach seinem Tod hinzugedichtet?
sven23 hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 17:14
PeB hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 21:05
Die Apo
kryphen interessieren mich nicht. Die wurden aus gutem Grund nicht kanonisiert.
Ja, u. a. aus machtpolitischem Eigeninteresse der Kirche. Für die Forschung sind auch die Apogryphen aufschlussreich.
Aha.
Irenäus hat geschrieben:
Außerdem bringen sie eine unzählige Menge von apokryphen und unechten Schriften vor, die sie selbst erdichtet haben, um die Unverständigen und die, welche die Schriften der Wahrheit nicht kennen, in Erstaunen zu setzen. Dazu nehmen sie noch allerlei leichtsinniges Geschwätz hinzu. So z.B. daß der Herr, als er noch Kind war und buchstabieren lernte, wie der Lehrer der Gewohnheit nach zu ihm sprach: „Sag Alpha!“ auch Alpha geantwortet habe. Wie ihn der Lehrer dann wiederum Beta sagen ließ, da soll der Herr geantwortet haben: „Sag du mir zuerst, was Alpha bedeutet, dann werde ich dir sagen, was das Beta ist.“ Das bedeute, er allein habe das Unbekannte gekannt, das durch das Alpha versinnbildet werde.
Das schrieb Irenäus im 2. Jahrhundert, bevor es eine machtgeile Amtskirche gab. In einer relativ ruhigen Zeit zwischen den Christenverfolgungen unter Trajan (frühes 2. Jahrhundert) und denen unter Domitian und Septimus Severus (spätes 2./ frühes 3. Jahrhundert), bevor die gesamtstaatliche Verfolgung in der Mitte des 3. Jahrhunderts so richtig einsetzte. An dieser Stelle der Geschichte gab es keine Veranlassung zu machtpolitischem Eigeninteresse einer Kirche. Das sollte ein historisch-kritisch versierter Diskutant wissen.
Die Motivation des Irenäus, bestimmte Texte, die damals vorhandenen Apokryphen, zu verwerfen, würde ich als einen wissenschaftlich zu bezeichnenden textkritischen Ansatz ansehen. Man kann seinen Quellen nämlich durchaus auch gewogen entgegen treten, statt sie rundweg und von vornherein zu diskreditieren und zu verwerfen.
Weder Irenäus noch Papias waren Popen im Ornat und mit Tiara, die sich den ganzen Tag den Ring küssen ließen. Das ist eine Diskreditierungsmasche, um bestimmte Quellenschriften nicht anerkennen zu müssen. Bei Papias hast du ja auch noch eine andere Form der Diskreditierung versucht, indem du auf Eusebius' Bemerkung, Papias sei "beschränkt" gewesen, abgegangen bist. Da wolltest du gerne noch das Bild eines kichernden, zusammengekauerten Irren in Lumpen zeichnen. Du musst dich schon entscheiden, auf welche Weise du die Quellen diskreditieren willst. Du kannst aber auch den wissenschaftlichen Weg gehen und die Quellen zuerst einmal ernst nehmen.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 17:14
PeB hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 21:05
In der Tat - Unrechtsbewusstsein muss eine Erfindung der Aufklärung sein...
Nein, auch die Gebrüder Grimm oder heutige Science-Fiktion Autoren haben kein Unrechtsbewußtsein, weil ihre Geschichten nicht die Wirklichkeit abbilden. Warum auch? Und erst recht galt das für das mythische Weltbild der Antike.
Ich fasse also den Stand der Forschung nach deinen Worten folgendermaßen zusammen:
1. die Gebrüder Grimm und Science Fiction Autoren haben kein Unrechtsbewusstsein.
2. die antike Welt hatte kein Unrechtsbewusstsein.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 17:14
PeB hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 21:05
Aber wovon redest du? Was ist deine These? Dass Angler grundsätzlich lügen? Worauf willst du hinaus?
Wäre denkbar, man spricht nicht umsonst von Anglerlatein.
3. Angler lügen.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 17:14
Natürlich, denn er wurde in gewisser Weise auch instrumentalisiert und mißbraucht. Gerade der Missionsbefehl hat viel Unheil über die Menschheit gebracht. Hätte man sich an Jesu Weisung gehalten, wäre das Christentum zwar keine Weltreligion geworden, aber der Menschheit wäre viel Unheil erspart geblieben.
Ja nun. Aber die Heidenmission wird schon im Markusevangelium - nach deinem Dafürhalten der ältesten Quelle - genannt.
Mk 16,15 hat geschrieben:Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.
Ich dachte, das sei das "authentische" Evangelium und in den anderen dreien seien die von dir verworfenen Aussagen hinzugedichtet worden. Wie kommt denn Markus dazu, die Heidenmission zu erdichten?
Oder besser gefragt: wie schafft man es, mittels der historisch-kritischen Methode zu belegen, dass diese Passage in der frühesten Quelle erdichtet sei. Gibt es dazu eine entsprechend gegenteilige Referenzquelle?
Oder hast du das jetzt nur mal so erfunden?
(...aus machtpolitischem Eigeninteresse

)
sven23 hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 17:14
PeB hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 09:57
Ja, hat denn Eusebius hier nicht gelogen, wo er doch sonst gelogen hat?
Auch das kann man nicht ausschließen, denn die unterschiedlichen Strömungen haben sich oft bis aufs Blut bekämpft.
...auf's Blut bekämpft...ja, das gab es auch - vielleicht eher später.
Aber könnte man hier - in der Auseiandersetzung des Origenes und des Eusebius mit älteren Quellen nicht auch einfach (und gewogen) sagen: es handelt sich um ein wissenschaftliches Interesse an echter Erkenntnis.
Warum also wieder eine quellendiskreditierende Bemerkung von dir.
Du verwirfst über das Mittel der Geringschätzung wichtige Quellenaussagen. Und in diesem Sinne muss ich dir sagen: das ist unwissenschaftlich, weil subjektiv und voreingenommen.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 17:14
Im Grunde ist Paulus der Erfinder des Christentums, der tote Wanderprediger diente ihm als Mittel zum Zweck.
...hat die Forschung herausgefunden...
Oder hat Sven so beschlossen?
sven23 hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 17:14
Übrigens hatte Jesus keine Naherwartung auf sich selbst, sondern er erwartete die nahe Gottesherrschaft.
Sowohl als auch, denn das eine ist nicht ohne das andere denkbar.
In Jesu eigenen Worten:
Mk 13, 26-27 hat geschrieben:Und dann werden sie sehen den Menschensohn kommen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und dann wird er die Engel senden und wird seine Auserwählten versammeln von den vier Winden, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
...übrigens: aus dem "ältesten" Markus-Evangelium.
sven23 hat geschrieben: ↑Di 18. Dez 2018, 17:14
Darauf entwickelte er die Idee der Parusieverzögerung. Auch der 2. Petrusbrief wurde zum Zwecke der Relativierung geschrieben und viele andere Einfügungen, die nicht auf Jesus zurückgehen, aber seinen Irrtum kaschieren sollten.
Ja, aber was ist daran erfunden und was ist die aufsehenerregende These deiner Darstellung?
Richtig, man hatte angenomme, die Parusie stehe unmittelbar bevor. Und als sie nicht kam - sich verzögerte - stellte man diese Parusieverzögerung fest. Ja und?
Das ist eine Feststellung, keine Erfindung.
Ich wollte heute Morgen um 7:30 Uhr zum Bus. Er kam aber nicht. Ist es nun eine Erfindung von mir, wenn ich annehme, dass irgendwann der Bus wohl noch kommt? Oder habe ich gute Gründe für diese Annahme?