sven23 hat geschrieben:In keiner hochwertigen Studie kommen Globuli über den Placeboeffekt hinaus.
Aber nach closs können Doppelblindstudien den pharmakologischen Heilungseffekt von Homöopathie nicht beweisen, weil …
sven23 hat geschrieben:Und mal ehrlich: kann das wirklich verwundern? Nüchtern betrachtet sind Globuli nichts anderes als Placebos.
Das weiß ich nicht. Ich bin kein Wissenschaftler; persönlich halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass Hochpotenzen mehr sind als nur Placebos.
Wasser mag ja noch was-weiß-ich für sonderbare unbekannte Eigenschaften haben; es dachte auch niemand, dass es Wasser-Ikosaeder und andere platonische Körper auf Molekülebene gibt. Oder vielleicht hat Wasser Eigenschaften, die man mit dem reduktionistischen Ansatz nicht einmal beschreiben kann. Und sicher ist die Fähigkeit, das Wirken der Natur trotz dürftigster Datenlage zu erkennen bei manchen Menschen sehr ausgeprägt (man denke an Newtons Vermutung, dass die Gravitation nicht instantan wirkt). Aber zu den postulierten energetischen Mustern gab und gibt es keinerlei experimentelle Beobachtungen; hier muss man also annehmen, dass Herr Hahnemann, was das intuitive Erfassen der tiefsten Zusammenhänge der Materie angeht, das größte Genie in der Geschichte der Menschheit war.
Das glaube, wer da will und kann… mehr fällt mir dazu nicht ein.
Bei den Niedrigpotenzen ist es nicht so einfach; auf extrem starken Giften basierende homöopathische Arzneimittel wie
Strychninum nitricum D3 oder
Aconitinum D3 sind wohl auch für die konventionelle Medizin kein Placebo. Also kann ich natürlich nicht sagen, dass von all den tausenden an homöopathischen Wirkstoffen irgendeine Niedrigpotenz vielleicht irgendwie ein klein wenig positiv pharmakologisch wirksam ist, insbesondere bei längerer Einnahme.
Anfrage an Radio Eriwan:
Stimmt es, dass die Wirksamkeit der Homöopathie wissenschaftlich belegt wurde?
Radio Eriwan: Im Prinzip ja.
Aber das gilt nur für ein einziges homöopathisches Mittel.
Und es wirkt nur bis D3.
Und es wirkt auch gegen was anderes als Homöopathen behauptet hatten.
Alles andere stimmt.
Nun kommt man zu dem “similia similibus curenturâ€, das wäre auch so ein einzigartiger Geniestreich, wäre es wahr. Natürlich gibt es gewisse einzelne Fälle, wo das unbestritten gilt, aber die Allgemeingültigkeit auf dieser Basis einfach durch Intuition zu erfassen? Herr Hahnemann … dieses Genie? Obwohl er seinen Chinarinden-Versuch bereits falsch interpretierte?
PS: Ich hätte wirklich gerne etwas
interessantes von unserem Homöopathie-Verfechter gehört aber da kommt leider nichts. Denn letztlich ging es mir ursprünglich gar nicht darum, gegen die Homöopathie zu argumentieren, ich wollte nur etwas lernen. Stattdessen hat mir jedoch closs das Gehirn aus dem Schädel gequatscht.
sven23 hat geschrieben:Manche sage auch Trittbrettfahrermedizin dazu, denn im Schatten einer evidenzbasierten Behandlung segelt es sich relativ bequem.
Das mag sein. Ist aber auch egal – das Problem ist, dass es leider einfach so aussieht als wirke Homöopathie überhaupt nicht. Selbst für seltsamste Behauptungen, wie z.B. dass Skalpelle aus Obsidian besonders schonend sind, findet man mehr
echte Belege als für die gesamte Homöopathie.
Das NCCIH (die US-amerikanische Behörde für Komplementär- und alternativer Medizin) ist eigentlich Homöopathie sehr positiv eingestellt und hat einiges an Forschung dazu finanziert um deren Wirksamkeit zu belegen. Selbst von denen kommt folgendes diplomatisch verpackte Statement:
NCCIH hat geschrieben:How much do we know about homeopathic products?
- Many studies have evaluated homeopathic products for a variety of conditions, but there’s less research on their safety.
What do we know about the effectiveness of homeopathy?
- There’s little evidence to support homeopathy as an effective treatment for any specific health condition.
Gesucht, gesucht und nichts gefunden.
Und damit schneidet die Homöopathie auch verglichen mit ihrer Konkurrenz aus der Komplementärmedizin schlecht ab. Selbst irgendwas obskures wie die positive Wirkung von Kurkuma erlangt bei der NCCIH wenigstens den Status “gewisse Belegeâ€.
NCCIH hat geschrieben:
Preliminary studies found that curcuminoids may
- Reduce the number of heart attacks bypass patients had after surgery
- Control knee pain from osteoarthritis as well as ibuprofen did
- Reduce the skin irritation that often occurs after radiation treatments for breast cancer.
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Die Unwirksamkeit der Homöopathie ist natürlich eine schreckliche Angelegenheit für die involvierten Menschen, die ich erstmal nicht für überzeugte Betrüger oder Dummköpfe halte. Allein nur das schlichte
“Ich glaube nicht daran†muss ein Affront gegen einen echten Homöopathen sein – es heißt nichts anderes als
“Alles, was du gemacht hast ist nichts wertâ€. Das
kann man einfach niemandem schonend beibringen.
Es ist wirklich maximal schlimm, da – falls wir recht haben – Homöopathie das Paradebeispiel für Pseudowissenschaft wäre. Nein, eigentlich ist sie definitiv Pseudowissenschaft, da sie sich mittlerweile unverhohlen nicht an die wissenschaftliche Methodik halten, aber dennoch als Wissenschaft durchgehen will.
Ein Esoteriker mag zwar irgendwelche Behauptungen über die empirische Realität aufstellen, die mit der Wissenschaft in Konflikt stehen. Aber er erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch. Weil der Esoteriker sich auf Übernatürliches bezieht und Übernatürliches nicht Forschungsobjekt der Naturwissenschaft ist; die Naturwissenschaft kann nur belegen, dass sich irgendein Phänomen bereits natürlich erklären lässt.
Homöopathie soll dagegen nach der Meinung moderner Homöopathen durch natürliche Mechanismen zustande kommen.
Es gibt nun keine Werke über das Durchführen des I Ging Orakels in renommierten Wissenschaftsverlagen wie Elsevier oder Thieme; es gibt keine gesetzliche Verordnung wie man richtig I Ging richtig durchführt; keine Wahlveranstaltungen in Versicherungsmathematik über Vorhersage mit dem I Ging; keine Professuren für I Ging; I Ging wird nicht von öffentlichen Organisationen bezahlt.
Ganz anders sieht es bei der Homöopathie aus. Neben dem emotionalen Aspekt geht es also um Geld und Prestige.
Quelle: Amazon Seiten der jew. Bücher: 1, 2, (c) Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH
Das spezielle Homöopathie-Problem. Gleicher Verlag: Pseudowissenschaft und Wissenschaft.
Wenn ein Mensch aufhört, an Synchronizität zu glauben, dann wird er seine Beschäftigung mit dem I Ging vielleicht doch nicht als völlig unsinnig ansehen. Ist der Glaube an die pharmakologische Wirksamkeit der Homöopathie zerstört, dann wirkt das ganze Gedankengebäude nur noch albern und lächerlich; etwas groteskes, das sich irgendein komischer Kauz um 1800 ausdachte. Es ist fertig, aus. 100% wertlos. Für die Müllhalde der Geschichte. Daran ist nichts weises, nichts erhabenes, nicht einmal was interessantes zum Verständnis einer Kultur zu finden, außer als Studienobjekt menschlicher Torheit. Das I Ging ist zumindest mal eine der ältesten Schriften der Menschheit, einer der fünf chinesischen Klassiker und enthält Einsichten, die ihm sogar hart materialistisch denkende Menschen zugestehen.
Von daher wirkt Kritik an der Homöopathie leider ganz besonders wie als wollte man aus purer Gehässigkeit Menschen etwas wegnehmen.
Dazu kommt noch der enorme Tribalismus bei dem Thema. Viel Kritik kommt nun von Leuten, die mir auch nicht sympathisch sind; d.h. welche, die Dawkins für den größten Denker halten. Von meiner “Stammeszugehörigkeit†müsste ich also Homöopathie verteidigen. Als gläubiger Mensch, der auch keinem mechanistischen Weltbild anhängt, und mit der Russellschen Teekanne nichts anfangen kann, sind mir weder die Skeptiker-Vereine noch die Giordano-Bruno-Stiftung sympathisch. Es ist schon so, wie das Nietzsche Zitat von vorhin… die Versuchung besteht; aber irgendwann ist auch mal Schluss. Genauso lass ich mich nicht einspannen die katholische Kirche zu verteidigen. Man darf sich nicht beliebig zum Affen machen lassen.
sapere aude etiam si debes concordare cum tuis hostibus
(ob das korrektes Latein ist?)