Gottlos glücklich

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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Magdalena61
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#71 Re: Gottlos glücklich

Beitrag von Magdalena61 » Do 17. Okt 2013, 00:47

Pluto hat geschrieben:Ich meinte was du Schmuel geschrieben hattest:
Irgendwie... haben alle, die von Abraham abstammen, doch gar nicht die Freiwilligkeit der Entscheidung, ihre geistliche Identität betreffend.
Sie können nur "aussteigen", sich abseilen; sich distanzieren... damit gehören sie dann zu denen, die Hesekiel "Gottlose" nennt, also zu denen, die ihre Berufung nicht annehmen/ leben wollen, denn die Abstammung kann man nicht abwählen.
Wenn man seine geistliche Identität nicht wählen kann, worin besteht dann der Freie Wille?
Darin, "ja" oder "nein" zu sagen. Einen "freien Willen", der sich die Welt nach Wunsch- nach individuellen Vorstellungen- selbst erschaffen und gestalten kann, gibt es meiner Meinung nach nicht.

Wir müssen das nehmen, was wir vorfinden, die Gegebenheiten analysieren und... uns positionieren. Ich würde lieber von "Entscheidungsfreiheit" sprechen, nicht von einem (vollkommen) "freien" Willen.
LG
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Pluto
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#72 Re: Gottlos glücklich

Beitrag von Pluto » Do 17. Okt 2013, 00:57

Magdalena61 hat geschrieben:Wir müssen das nehmen, was wir vorfinden, die Gegebenheiten analysieren und... uns positionieren. Ich würde lieber von "Entscheidungsfreiheit" sprechen, nicht von einem (vollkommen) "freien" Willen.
Genauso sehe ich es auch.

Freier Wille -- Nein.
Freie Wahl -- Ja.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#73 Re: Gottlos glücklich

Beitrag von closs » Do 17. Okt 2013, 08:37

Pluto hat geschrieben: Wenn man seine geistliche Identität nicht wählen kann, worin besteht dann der Freie Wille?
"Freier Wille" macht nur insofern Sinn, dass man nicht gehindert wird, sich für eine Erkenntnis zu "entscheiden". Das ist zumindest in Europa KEIN Thema.

Schmuel

#74 Re: Gottlos glücklich

Beitrag von Schmuel » Do 17. Okt 2013, 21:42

closs hat geschrieben:Das ist zumindest in Europa KEIN Thema.
Soll das ein Hoch auf Europa sein? Auch Europa legt "seinen Bürgern" Entscheidungen auf, wie jedes "Demokratische" System. Eigentlich jede Art von Politik in dieser Welt. Die Mehrheit sagt wo es lang geht. Doch ist das wirklich die Wahrheit, nach dem sich jeder Mensch sehnt, zu folgen? Was will der Mensch?
Zuletzt geändert von Schmuel am Do 17. Okt 2013, 22:03, insgesamt 1-mal geändert.

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Magdalena61
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#75 Re: Gottlos glücklich

Beitrag von Magdalena61 » Do 17. Okt 2013, 22:03

Mia hat geschrieben:
Magdalena hat geschrieben:...wofür soll man sich anstrengen und ein "guter Mensch" sein? Für den Nächsten? -- So undankbar, boshaft, verlogen und link, wie die Nächsten immer wieder sind... warum soll man sich selbst quälen und einschränken, damit Nächste ein besseres Leben haben können, und wenn sie aus dem Gröbsten raus sind, dann werden sie genauso oberflächlich, egoistisch und rücksichtslos, wie diejenigen, unter denen sie litten?
Das klingt ein bisschen traurig, wenn man nur für Gott ein guter Mensch sein will. Das bedeutet ja, ich streng mich an nett zu sein um Gott zu gefallen aber eigentlich wär es mir viel lieber danach, mal richtig böse, hinterhältig und gemein zu sein.
So war es nicht gemeint.

Die Welt IST nun einmal so, wie ich es da oben beschrieben habe, leider, oder sagen wir: Ein nicht unerheblicher Teil der Weltbevölkerung kann (oder will) die Begriffe "Liebe" und "Treue" nicht (mehr) buchstabieren.

Es gibt viele Leute, die lassen sich bedienen, und wenn sie dann "Weide fanden und satt wurden", dann könnten diejenigen, derem Einsatz sie ihren Erfolg verdanken, gerade klagen wie Gott in Hosea 13: "...und als sie satt wurden, überhob sich ihr Herz; darum vergaßen sie mich".
Noch schlimmer: Der oder die Nutznießer nimmt/ nehmen das Kapital, das der liebende Idealist ihm/ ihnen erwirtschaftet hat und Letzterer wird kurzerhand abserviert; aus dem Weg geboxt.

Ein solches Verhalten ist keine Frage des Glaubensbekenntnisses, das trifft man überall an. In der Politik gibt es einige noch lebende Negativbeispiele für ein rücksichtsloses Karrierestreben nach genossener Protektion.

Und weil ich das selbst auch schon öfter erlebt habe ist meine Motivation, Leidenden zu helfen und mich für Hilfebedürftige einzusetzen... kostenlose Arbeit für andere zu leisten... nicht mehr ganz so taufrisch/ idealistisch. Manchen Leuten tut es offenbar gar nicht gut, wenn sie Sicherheit(en) gewinnen, die es ihnen ermöglich/ ermöglichen, sich aus der totalen Abhängigkeit von Gott, die immer mt Fairness gegenüber dem Nächsten einhergeht, zu emanzipieren.
Wer wirklich um das tägliche Brot BITTEN muss, der verhält sich meist ziemlich brav (angepasst).

Mia hat geschrieben:wenn man nur für Gott ein guter Mensch sein will.
Hm, nein, das war auch nicht so gemeint von mir.

Meine Weltanschauung wird nicht von einer "Angst vor der Hölle" gespeist, das ist mir einfach zu primitiv... aber auch nicht von der Erwartung auf eine "Belohnung", das erscheint mir ebenfalls sehr kurz gedacht. Ich brauche doch keinen "Köder", um, wie ein Hund, dem man ein Leckerli in Aussicht stellt, brav zu funktionieren.
Außerdem habe ich keine Ahnung, wie so eine "Belohnung" dann aussehen soll.

Wer nur deshalb nicht stiehlt, nicht lügt und nicht mordet, weil er belohnungsgeil ist, (und nicht aus Überzeugung), der lebt letztendlich einen fromm verbrämten, aber m.E. verwerflichen Egoismus.

Für mich steht da, meinen Glauben betreffend, mehr dahinter. Eine langfristige Planung sozusagen, auf der Basis der Vernunft. Wenn es nach diesem Leben weitergeht, dann möchte ich im "nächsten Leben" nicht gerade als Looser anfangen.

Hier plane ich ja auch, für mich und für meine Kinder... das Leben endet nicht an Silvester 2013, also muß man für die kommenden Jahre eine ungefähre Marschrichtung festlegen und gegebenenfalls die notwendigen Schritte unternehmen, damit Absichten/ Wünsche zur Wirklichkeit werden.
Mia hat geschrieben:Und natürlich hat man als Ungläubiger ein Endziel, wenn ich mal sterbe möchte ich sagen können, mein Leben war schön, ich hab das erlebt was ich erleben wollte und ich glaube, dass kann man nicht sagen, wenn man boshaft, oberflächlich und rücksichtslos seinen Mitmenschen gegenüber verhält, da wird man irgend wann sehr einsam sein.
Ja, das stimmt schon, jeder erntet das, was er sät.
wenn ich mal sterbe möchte ich sagen können, mein Leben war schön, ich hab das erlebt was ich erleben wollte
Findest du nicht, das ist ein bißchen wenig? :shock:
Wer kann denn schon sagen: "Ich habe erlebt, was ich erleben wollte?" - Was ist mit den unerfüllten Träumen? Wer kann denn schon frei wählen, wo und wie er leben will?
Das Leben hier... ist eine ununterbrochene Reihe von Kompromissen.
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#76 Re: Gottlos glücklich

Beitrag von Pluto » Do 17. Okt 2013, 22:10

Schmuel hat geschrieben:Doch ist das wirklich die Wahrheit, nach dem sich jeder Mensch sehnt, zu folgen? Was will der Mensch?
Ich denke nicht, das der Mensch nach Wahrheit sucht, sondern nach Sinn.

Was der Mensch will, ist eine andere Frage.
Das Wollen eines Menschen wird durch Eigennutz gespeist. Eigennutz gibt es seit Anbeginn des Lebens, und ist die "Triebfeder" für jedes Lebewesen auf Erden. Da ist auch der Mensch keine Ausnahme. Ziel des Eigennutzes ist es, das Wohlbefinden jedes einzelnen Individuums nach Möglichkeit zu erhöhen. Das ist nicht dasselbe wie Egoismus, denn der Eigennutz zieht durchaus auch nichtegoistische Formen des Wohlseins in Betracht: z. Bsp. freuen wir uns wenn es der Familie, den Nachbarn usw. ebenfalls gut geht. Also sind auch Dinge wie Nächstenliebe mögliche Gründe, das eigene Wohlempfinden zu steigern.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#77 Re: Gottlos glücklich

Beitrag von Pluto » Do 17. Okt 2013, 22:21

Magdalena61 hat geschrieben:Findest du nicht, das ist ein bißchen wenig? :shock:
Wer kann denn schon sagen: "Ich habe erlebt, was ich erleben wollte?" - Was ist mit den unerfüllten Träumen? Wer kann denn schon frei wählen, wo und wie er leben will?
Selbst wenn man das könnte, sich alle Träume erfüllen, es wäre nict genug... dann bleiben immer noch andere Träume...
Deshalb würde ich es eher so sehen, dass ich, wenn ich auf mein Leben zurückblicke, ich nichts davon wirklich bereue. Und wenn dann das Leben wider erwarten doch noch weiter geht, sehe ich das auch als ganz gute Startposition dafür.

Das Leben hier... ist eine ununterbrochene Reihe von Kompromissen.
Wie wahr.... :D :thumbup:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Schmuel

#78 Re: Gottlos glücklich

Beitrag von Schmuel » Do 17. Okt 2013, 22:44

Pluto hat geschrieben:
Schmuel hat geschrieben:Doch ist das wirklich die Wahrheit, nach dem sich jeder Mensch sehnt, zu folgen? Was will der Mensch?
Ich denke nicht, das der Mensch nach Wahrheit sucht, sondern nach Sinn.

Was der Mensch will, ist eine andere Frage.
Das Wollen eines Menschen wird durch Eigennutz gespeist. Eigennutz gibt es seit Anbeginn des Lebens, und ist die "Triebfeder" für jedes Lebewesen auf Erden. Da ist auch der Mensch keine Ausnahme. Ziel des Eigennutzes ist es, das Wohlbefinden jedes einzelnen Individuums nach Möglichkeit zu erhöhen. Das ist nicht dasselbe wie Egoismus, denn der Eigennutz zieht durchaus auch nichtegoistische Formen des Wohlseins in Betracht: z. Bsp. freuen wir uns wenn es der Familie, den Nachbarn usw. ebenfalls gut geht. Also sind auch Dinge wie Nächstenliebe mögliche Gründe, das eigene Wohlempfinden zu steigern.
Eigennutz! Gerade darum ist doch der Mensch auf der Suche. Auf der Suche nach sich selbst. Denn die Frage woher der Mensch kommt und und wohin er gehen wird, ist bis heute nicht aus der Mode. Nicht ohne Grund. Auch wenn die meisten bemühungen "nur" der Suche nach der Herkunft gewitmet sind, wird die Antwort doch die selbe sein, wie die Antwort um der es um die Zukunft geht.
Erst wenn der Mensch diese Frage beantworten kann, ist er in der Lage den Sinn zu erkennen. Alles andere ist anmassung.

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#79 Re: Gottlos glücklich

Beitrag von Pluto » Do 17. Okt 2013, 23:32

Schmuel hat geschrieben:Erst wenn der Mensch diese Frage beantworten kann, ist er in der Lage den Sinn zu erkennen. Alles andere ist anmassung.
Mit Verlaub, lieber Schmuel,
die Frage, woher der Mensch kommt und wohin er geht, wird heute von der Wissenschaft mit "an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" beantwortet.
Daraus ergibt sich die Erkenntnis, dass das Leben an sich keinen Sinn hat. Wir existieren, weil das Universum nun mal Leben zulässt und nichts dagegen spricht.
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#80 Re: Gottlos glücklich

Beitrag von Magdalena61 » Fr 18. Okt 2013, 01:20

Die Wissenschaft erklärt, wie die Welt funktioniert. Aber für die Frage nach dem Woher und dem Wohin... und für moralische Wertungen... ist sie nicht zuständig.
Pluto hat geschrieben:Deshalb würde ich es eher so sehen, dass ich, wenn ich auf mein Leben zurückblicke, ich nichts davon wirklich bereue.
Nicht bereue?
Da wüßte ich in meinem Leben aber eine ganze Menge, das ich, mit meinem heutigen Wissenstand und aufgrund der gemachten Erfahrungen... anders machen würde :) . Damit meine ich nicht Straftaten, sondern z.B. einen gelebten Idealismus, dessen Werte und Inhalte ich zwar immer noch gut finde, der letztlich aber nicht die erhofften Früchte trug und vielleicht auch nicht immer angebracht war.

"Nicht bereuen"... in dem Sinne, dass man nicht absichtlich Fehler machte (falls man sie denn überhaupt als Fehler erkennt und nicht weiterhin "Ent- Schuldigungen" geltend macht)?
Und wenn dann das Leben wider erwarten doch noch weiter geht, sehe ich das auch als ganz gute Startposition dafür.
Die Frage ist halt, mit welchem Maßstab man mißt.
Spr. 21,2 (Schlachter 2000): Jeder Weg eines Menschen ist recht in seinen Augen, aber der Herr prüft die Herzen.
So ziemlich jeder findet für die Entscheidungen, die er getroffen hat irgendwelche Erklärungen oder Entschuldigungen.
Besonders beliebt ist die Selbstrechtfertigung: "Ich konnte ja nicht anders, weil der.... weil die.... das und das gemacht hat."
Selbst ein Mörder wird einen Grund nennen können, warum er sein Opfer umgebracht hat.
LG
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