Mit einer solchen Absolutheitsaussage müsste man das Prinzip der Objektivität grundsätzlich hinterfragen. Denn so wie du den Begriff "subjektiv" verwendest kann man eigentlich festhalten, dass es eine echte Objektivität (100%) nicht geben kann.
Ich bin promovierter Prähistoriker/ Archäologe, arbeite aber seit ca. 10 Jahren nicht mehr in meinem Beruf.
Ja: kann!
Aber ich verrate dir ein Geheimnis: wenn irgend möglich beantworte ich die Frage nach dem Alter eines Befundes viel lieber gemäß kunsthistorischer Herleitung als mit naturwissenschaftlicher Methode. Die kunsthistorische Chronologisierung ist exakter (zumindest im mitteleuropäischen Bezugsrahmen, weil hier eine Funddichte vorliegt, die statistische Aussagen mit wenigen Jahrzehnten Sicherheit erlauben, während die Sreuung bei einer Kohlenstoffisotopuntersuchung stärker streut).

Genau das ist die Regelvorgehensweise: Absicherung einer These durch Statistik. Aber solche Aussagen inhaltlicher Art treffen wir sowieso ungern. Als Archäologe stelle ich mir nicht die Frage: woran glaubte der Bestattete (im Detail)?
Aber ich stelle mir beispielsweise die Frage: auf welche Fernhandelsbeziehungen der Kelten kann ich aufgrund des statistisch häufig anzutreffenden Glasperlen in Oberschichtgräbern schließen?
Auf Glaubenssysteme kann man im Einzelfall schließen. Beispielsweise aus dem Umstand, dass in hallstattzeitlichen Fürstenbestattungen häufig mehrteilige Trink- und Essservice sowie Trink- und Essensbeigaben mitgegeben sind; das lässt in der Tat an einen Glauben denken, bei dem ein Bankett des Verstorbenen, etwa bei der Aufnahme ins Jenseits, eine Rolle spielt.
Richtig. Deshalb besteht die Hauptarbeit in der Ausarbeitung dieses statistischen Hintergrundes.
Nein, nur in statistischer Annäherung oder durch Vergleich mit Bekanntem. Wenn sich in germanischen Gräbern römische Trinkservice finden, dann weiß ich natürlich mit relativer Sicherheit, wozu diese dienen sollten.

Nochmal: Statistik ist alles.

Ein Einzelfund sagt fast gar nichts; das ist das Problem mit den privaten Sondengängern, die gerne ein Fundstück aus einer Gesamtbefundsituation herausreißen und damit stolz zum Denkmalamt gehen - sie haben mit ihrem Vorgehen die Aussagekraft zerstört.
Ein Befund mit einer Kombination von Einzefunden ist schon aussagekräftiger.
Eine Befundsituation - wie beispielsweise ein größeres Gräberfeld - kann schon für sich selbst gut gedeutet werden (beispielsweise statistische Verteilung verschiedener Ausstattungsgruppen mit einer Aussagekraft über die soziale Zusammensetzung der dortigen Bevölkerung).
Eine Sammlung von Befundsituation im gleichen Kontext (beispielsweise die Gräberfelder, Siedlungen und Deponierungen einer lokalen Kulturgruppe) kann sehr deutlich werden.
Etc.