Janina hat geschrieben: ↑Do 22. Nov 2018, 15:25
Gefährdung ist auch eine Tat.
Eine Tat ist es. Aber keine, die man einem anderen antut. Und Drogen sind sowieso ein Kapitel für sich.
Janina hat geschrieben:Gesetze können nur Maximen sein. Wenn ich Gesetze an der Goldenen Regel ausrichte, sehe ich keinen Unterschied zwischen GR und KI.
“Gesetz†im KI nicht deckungsgleich mit tatsächlichem (positiven) Gesetz, sondern beschreibt irgendwie eine Art Regel nach der jeder rationale Akteur handelt. Und das Strafgesetz ist sowie nie an der Goldenen Regel ausgerichtet.
Ich denke, Kant hat sich SO etwas abwegiges nicht vorstellen können.
Warum sollte er nicht? Also vielleicht nicht Scharia aber theokratische Systeme christlicher Variante.
Janina hat geschrieben:Das bedeutet, dieser Mittel- und Zweck-Satz ist dasselbe wie der menschenrechtliche Individualismus. Das bedeutet allerdings genauso, dass dieser Kant-Satz kulturkolonialistisch ist. Ich denke nicht, dass wir diesen wichtigen Grundsatz neutral begründen können, außer dass wir, die wir uns darauf einigen, mehr und stärker sind, und dass wir religiös und politisch Verfolgten Schutz anbieten.
Ja, das ist die Kehrseite des Materialismus, man kann ethisch nichts mehr begründen.
Janina hat geschrieben:Da ich mit diesem "Mittel- und Zweck-Satz" nichts anfangen kann, halte ich mich an die Übersetzung mit dem Individualismus.
Ob das nicht mal eine Verfremdung ist…
Mondlandung - Ich sehe da keine Verletzung, wenn Menschen sich bei dem Programm freiwillig engagieren, und dabei bei einem Unfall auch ums Leben kommen können, wie im Straßenverkehr auch. Wer nicht will, muss ja nicht mitmachen.
Was würdest du zu dem Argument “Von dem Geld könnte man eine Millionen Kinder ernähren†sagen?
Umweltschutz - auch hier sehe ich keine Verletzung des Individualismus, wenn auf den Anspruch, sich die Natur Untertan zu machen, verzichtet wird. Individualismus widerspricht nicht einem Respekt auf Augenhöhe, der dazu führt, der Natur das Recht, nicht von uns erobert zu werden, einzuräumen.
Naja, offensichtlich hat der Mensch schon einiges an Natur erobert. Unberührte Wildnis gibt's hierzulande nur in Nationalparks.
Wikipedia: Naturschutz hat geschrieben: Der Begriff Naturschutz umfasst alle Untersuchungen und Maßnahmen zur Erhaltung und Wiederherstellung von Natur, wobei sich drei Zielsetzungen unterscheiden lassen:
- Die Erhaltung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur, Landschaft und Wildnis (ästhetisch-kulturelle Gründe; Natur als Sinnbild),
- die Erhaltung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, wobei eine nachhaltige Nutzbarkeit der Natur durch den Menschen angestrebt wird (Natur als Ressource und Dienstleister), sowie
- die Erhaltung von Natur, insbesondere von Biodiversität auf der Artebene, aufgrund ihres eigenen Wertes (Natur als Selbstwert/Moralobjekt).
Nur Punkt 2 passt zu dem Zweck-Mittel-KI. Die anderen stehen dazu in Konkurrenz. Wer ausweicht auf “lalala abwägen abwägen†der hat es aufgegeben mit systematisierter Ethik. Klar geht jemand wie Pentti Linkola (
Wikipedia:
“er sprach sich für Genozid und gezielte Eugenik zur Bekämpfung des für ihn größten Übels, der Überbevölkerung, aus. Des Weiteren forderte er die Eindämmung des wirtschaftlichen Fortschritts und die Zerstörung der modernen Technologienâ€) den meisten zu weit – aber das ist schwerlich ein ernstzunehmendes Kriterium.
Janina hat geschrieben:Was ist damit? Ich will auch nicht im Gleichschritt leben, damit hat die AfD mit mir genauso ein Problem wie mit - ja mit wem eigentlich? Zuwanderern und Flüchtlingen? Sind wir doch sowieso alle.
Du kannst sagen, wir sind alle Zuwanderer und Flüchtlinge
oder stammen von ihnen ab. Ansonsten:
Lewis Carroll: “Alice im Wunderland” hat geschrieben:“Wenn ich ein Wort benutzeâ€, sagte Humpty Dumpty ziemlich verächtlich, “dann hat es genau die Bedeutung, die ich wähle nicht mehr und nicht weniger.†“Die Frage istâ€, sagte Alice, “ob man das machen kann, daß Wörter so viel Verschiedenes bedeuten.†“Die Frage istâ€, sagte Humpty Dumpty, “wer das Sagen hat - das ist alles.†Alice war zu verwirrt, um etwas zu sagen …
Janina hat geschrieben:Ob vor 70 Jahren aus Schlesien, vor 50 Jahren aus Italien, vor 30 Jahren aus Jugoslawien... etc, oder eben vor 446 Jahren aus Paris.
Ein kleiner Hint – von den Punkten:
- Flucht innerhalb Deutschlands
- deutlich geringeres Ausmaß
- deutlich geringere Ausgaben pro Flüchtling
- dauerhafter Schutzstatus nur nach individueller Prüfung
treffen auf jedes deiner Beispiele mehrere zu. Die Situation jetzt ist also ein Novum. Und das wittert auch der dümmste AfD-Wähler.
Janina hat geschrieben:Alexander Gauland ist 1959 in die Bundesrepublik geflüchtet und hat Steuergelder schmarotzt.
Ich kenne die Biografie von Herrn Gauland nicht. Der interessiert mich auch nicht besonders.
Janina hat geschrieben:Wenn die AfD was gegen die Scharia hätte, müsste sie sich für den Schutz von syrischen Flüchtlingen VOR dem IS stark machen, anstatt auf sie schießen zu wollen.
Mmh, lebt nicht so eine viertel Milliarde Menschen unter der Scharia?
Es ist ja ehrenwert, wirklich jeden aufnehmen zu wollen. Und wenn man die Regelung abschaffen würde, dass die Fluggesellschaften für Passagiere ohne Visum haften, könnten auch alle Flüchtlinge billig (zumindest billiger als was sie den Schleppern zahlen) und sicher hier herkommen. Mit dem Flugzeug statt in einer Nussschale auf dem Mittelmeer. Was meinst du?
Aber irgendwann ist doch rein logistisch kein Platz mehr. Oder auch kein Geld – sind wie jetzt 20 Milliarden € Mehrausgaben pro Jahr möglich, sind es 500 Milliarden € nicht mehr.
Nun schien die Politik vor einem Jahr das
Sorites-Paradox entdeckt zu haben: Bei genau welchem Flüchtling Nummer
N = ? sagen wir: “sorry, wir sind vollâ€
Das “moralische†Sorites-Paradox ist wohl unlösbar. Oder hast du eine Idee? Wie passt das mit dem “Individualismus†im Sinne, dass moralische Urteile sich auf das Wohlergehen einzelner Personen beziehen sollen, zusammen?
Janina hat geschrieben:Wie soll der deutsche Lebens-Gleichschritt aussehen?
Worauf ich hinaus wollte bzgl. “Diversity†war so etwas wie Quotenregelungen, so wie jetzt vorgeschlagen für den Bundestag. Wobei ich nicht weiß, wie das konkret funktionieren soll. Vielleicht sollte man es über einen männlichen und einen weiblichen Wahlkörper machen: Männer wählen Männer, Frauen wählen Frauen. Das wirkt allerdings wieder sehr archaisch. Erinnert mich an Amazonen und Gargarier.
Janina hat geschrieben:Claymore hat geschrieben: ↑Do 22. Nov 2018, 14:27
Und was ist überhaupt mit Tieren…
Die hege ich zu dem Zweck, meinen Hunger daran zu stillen. Problem? Da bin ich genauso kulturkolonialistisch wie bei den Menschenrechten.
Ist das eigentlich ein anderes Wort für “relativistisch†? Scheint so…
Ich persönlich will keine Tiere töten um sie zu essen. Ich kann meinen Hunger auch anders stillen – du sicher auch?
Die Realität: Tiere schmecken dir besonders gut.
Allerdings denke ich, willst du, dass Tiere wenigstens nicht schlecht behandelt oder gequält werden. Was sich aus den KIs von Kant nicht ableiten lässt. Da hat er sich nun folgende Rechtfertigung zusammengebastelt:
Kant hat geschrieben:In Ansehung des lebenden, obgleich vernunftlosen Teils der Geschöpfe ist die Pflicht der Enthaltung von gewaltsamer und zugleich grausamer Behandlung der Tiere der Pflicht des Menschen gegen sich selbst weit inniglicher entgegengesetzt, weil dadurch das Mitgefühl an ihrem Leiden im Menschen abgestumpft und dadurch eine der Moralität, im Verhältnisse zu anderen Menschen, sehr diensame natürliche Anlage geschwächt und nach und nach ausgetilgt wird.
Btw, eigentlich müsste man doch meinen, dass aus einem materialistischem Weltbild sich eher ergibt, dass man Tiere nicht ohne gute Gründe töten soll. Aufgrund der graduellen Verwandtschaft zum Menschen. Ich persönlich vermute nämlich, dass Menschen eine Seele haben und Tiere nicht, während nach dem Materialismus keine klare Trennung zwischen Mensch und Tier existiert. Aber auch hier folgt aus dem Materialismus wieder ethischer Relativismus… ich schweife ab.
Janina hat geschrieben:Fazit:
Deine zwei KIs
Ich möchte doch klar stellen: Meine sind das nicht!
kann ich identifizieren mit 1. Dem Prinzip des Individualismus und 2. der Goldenen Regel.
Nun schreibt halt Kant
explizit, dass der zweite KI nicht mit der Goldenen Regel gleichzusetzen ist. Du bedienst dich also der closs'schen Vorgehensweise, den Autor besser verstehen zu wollen als er selbst. Für mich ist das folgende von Kant
“denn mancher würde es gerne eingehen, daß andere ihm nicht wohlthun sollen, wenn er es nur überhoben sein dürfte, ihnen Wohltat zu erzeigen†vollkommen logisch – es zeigt, dass es sich beim 2. KI nicht um die goldene Regel handelt.
Ich glaube außerdem nicht, dass 1. KI = menschenrechtlicher Individualismus. Allein schon weil Ethik immer viel weiter geht als Menschenrechte, die nur das pure Minimum darstellen.
naja, ich halte jetzt lieber die Klappe. Ich weiß von Kant einfach zu wenig (du aber auch!

) und dieser Beitrag war schon zu konfus.