Versagt die Evolutionstheorie? II

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
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Claymore
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#541 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Claymore » Di 16. Okt 2018, 21:44

closs hat geschrieben:"Mann und Frau sind je verschiedene endliche Abbilder der unendlichen Vollkommenheit Gottes, und durch beide zusammen wird die Vollkommenheit Gottes voller dargestellt als durch eines allein."
Sagt über “die Vereinigung von Mann und Frau als höchste Form menschlicher Annäherung an Gott” nichts aus.
Sexualität kann nur zwischen Mann und Frau "sittlich" sein, weil in ihr der "Widerschein göttlicher Schöpfung" realisiert wird: "Die Regungen des Geschlechtstriebes können, als zur Schöpfungswirklichkeit gehörig (vgl. Thomas von Aq., S.Th. 2,2 q.142 a.2 ad 2; Suppl. q.41 a.3; S.c.Geschlechtlichkeit 3,126), nicht in sich schlecht sein. Ihnen nachzugeben ist nur dann schlecht, wenn es entgegen der sittl. Ordnung geschieht" (ibd).
Von “Widerschein göttlicher Schöpfung” steht in dem Zitat nichts.
closs hat geschrieben:Auf dieser Basis gilt dann in der RKK:
"Die Sünde liegt auf geschlechtlichem Gebiet, wie auch sonst, nicht in der Betätigung an sich, sondern in einer Betätigung, die in ihrer Konkretheit der <göttlichen> sittlichen Ordnung widerspricht, wie sie von der Vernunft unter Beachtung der Gesamtwirklichkeit des Menschen aus Leib und Geist, aus Natur und Übernatur zu finden ist ('Sünde ist in den menschl. Handlungen, was gegen die Vernunft ist', Thomas von Aq., S.Th. 2,2 q.153 a.2).
Warum musstest du hier das “<göttlichen>” in das Zitat einfügen?
closs hat geschrieben:“'Das Genießen untersteht dem Gesetz des Tuns, aus dem es stammt, und nicht umgekehrt das Tun dem des Genießens' (Pius XII., UG 1093). Somit ist die Lust in abstrakter Beurteilung (vormoralisch) indifferent und wird gut oder böse je nach dem Tun, aus dem sie stammt. ……
Irrelevant für “die Vereinigung von Mann und Frau als höchste Form menschlicher Annäherung an Gott”.
Mir liegt wirklich nicht daran, der RKK nachzuäffen - aber man kann verstehen, was sie meint. - Es ist logisch. - Allerdings kann man ganz andere Hermeutiken haben, bei denen was ganz anderes rauskommt.
Du projizierst deine eigenen Vorstellungen auf die Aussagen der RKK.
closs hat geschrieben:Zunächst sollte man von Regeln sprechen, um daran Ausnahmen festmachen zu können.
Regeln an die man sich halten sollte?
Insofern ist nicht Jeanne D'Arc das Problem, sondern die Androgynisierung unseres Menschenbildes.
Stellt es ein Problem dar, wenn Frauen zunehmend mehr psychologische Eigenschaften, die traditionell als männlich angesehen wurden, haben (und umgekehrt)?
Zu den Ausnahmen: Natürlich gibt es Zwischenformen der Geschlechtlichkeit - körperlich wie seelisch. Dazu würde die Theologie vermutlich sagen, dass sie als "Kreuz" zu tragen sind - wie andere Kreuze auch.
Die körperlichen Ausnahmen (Intersexualität) sind extrem selten. Die seelischen “Ausnahmen” dagegen zahllos, z.B. sind 16% der US-Streitkräfte weiblich. Passt nicht zu
♂ = Schild und Speer
♀ = Spiegel.
Moment: Jeder kann jeden lieben ("Nächstenliebe") - das Problematische ist der Sex:
Bingo: Darauf läuft's hinaus: Sex (etwas sehr biologisches).
"Homosexualität ist traditionellerweise in allen <abrahamischen> Religionen verboten
Und die Lesben hat man dabei oft irgendwie vergessen. In der Bibel nur im NT kurz durch Paulus erwähnt. Keine Verdammung von weiblicher Homosexualität im AT oder Koran.
Dass David und Jonathan homosexuell waren, steht nirgends - sie haben sich "geliebt" - damit kann Unterschiedliches gemeint sein.
Habe ich auch nicht behauptet und explizit darauf hingewiesen, dass das nicht so verstanden werden soll.

Sie haben sich geliebt – nur war es keine romantische Liebe. Warum ist das weniger wert?
"Ihnen" fehlt erst mal nichts - hier würde die RKK sagen (s.o.): "Das Genießen untersteht dem Gesetz des Tuns, aus dem es stammt, und nicht umgekehrt das Tun dem des Genießens". - Mit anderen Worten: Es stünde im Widerspruch zum primären Sinn der Geschlechtlichkeit - s.o.
Und was soll das
closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben:Jedoch gibt es da drei Sorten Kugelmenschen: weiblich-weiblich, weiblich-männlich und männlich-männlich. Das erklärt seiner Meinung nach auch die gleichgeschlechtliche Liebe.
Das gibt es im Christentum nicht.
dann bedeuten?
closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben:Und warum steht (im Sinne von “menschlicher Annäherung an Gott”) die romantische Liebe über der platonischen?
Das gilt für Mann und Frau als Paar - für Zölibatäre gilt es nicht - da gälte das "Platonische".
Ah, ja. Aber warum? Laien empfinden doch genauso Liebe, die nicht romantisch ist.

Warum ist ausgerechnet die hetero-romantische Liebe die “höchste menschliche Annäherung an Gott”?
closs hat geschrieben:Da hast Du recht - mein Statement ist nicht meiner Einsicht, sondern meinem Pessimismus geschuldet. - Ja - man muss es trotzdem sagen - aber damit ist auch geklärt, warum es Fundamental-Theologie gibt, selbst wenn die Pastoral-Theologie von ganz anderen Voraussetzungen ausgehen muss.
Wie ist das folgende also unter diesem Gesichtspunkt zu verstehen:
closs hat geschrieben:Der Vatikan sagt dann "Wir KÖNNEN es fundamental-theologisch nicht erlauben, weil wir Gründe haben". - Aber der Vatikan sagt AUCH: "IHR seid in der PRaxis - Ihr habt alle Freiheiten". - Das ist alles nicht so einfach.
Was bedeutet “Ihr habt alle Freiheiten” ? Die Freiheit eines Geistlichen bzgl. etwas, das gegen die Liebe zu Gott verstößt, zynisch-abgeklärt zu sagen “passt scho” :?:
closs hat geschrieben:Bitte Kontext beachten: Du versuchst einen Keil zwischen Rkk-Aussagen und meiner "Privat-Meinung" zu treiben, weshalb ich darauf hinweise, dass die RKK an sich kein Thema ist.
Man sollte beides streng auseinanderhalten.
closs hat geschrieben:- Trotzdem sind ihre Ausführungen ziemlich folgerichtig (anders gefragt: Kennst Du eine Fundamental-Theologie sonstwo, die so breit abdeckt wie RKK?). - Letztlich geht es um Erkenntnis, die man aus der RKK ziehen kann, aber nicht muss.
Dass sie alles breit abdeckt, gestehe ich ihr zu. Aber nicht, dass sie folgerichtig ist.
Das stimmt - aber dafür muss ein säkularer Kritiker ganz schön breite SChultern haben. - Das ist in der Regel NICHT der Fall.
Vielleicht. Aber du setzt es schon von vorneherein voraus – deswegen ad hominem. I.Ü. stellt die RKK mit ihrem Naturrecht sehr starke Behauptungen auf, nämlich dass es bereits jeder “vernünftige Heide” akzeptieren muss (bis hin zu “das Naturrecht ist das Wertefundament einer modernen Gesellschaft” wie Papst Benedikt XVI. es 2011 vor dem Bundestag behauptete – siehe hier). Da hat eine säkulare Kritik also viel Angriffsfläche. Mehr als nur das übliche “warum sollte man an diese angeblichen göttlichen Offenbarungen glauben?”.
closs hat geschrieben:Mit anderen Worten: Du hast prinzipiell recht - aber kritisieren kann nur der, der die Hermeneutik/geistige Grundlage der RKK substantiell versteht.
Ich denke schon, dass ich die “Logik” und das Begriffsinventar der RKK substantiell verstehe.
closs hat geschrieben:Du überforderst mich hier mit Deiner Aristoteles-Platon-Herleitung (ehrlich) - "causa finalis" würde ich vom Grundsatz her mit "teleologisch" übersetzen. - Das ist nach meinem Verständnis auch ohne Aristoteles als christlich zu bezeichnen.
Ja, aber die causa finalis, die teleologische “Ursache”, dass die auch in der Natur überall zu finden ist, dafür brauchte es Aristoteles. Das war auch ein entscheidender Punkt wie die RKK von ihrer früheren relativen Toleranz, wo Homosexualität, Masturbation etc. schlimmstenfalls ein “Lust-Exzess” war, sich im Hochmittelalter hin zur Brandmarkung als “Sünde gegen die Natur” bewegte.
closs hat geschrieben:Nur der Mensch hat Probleme.
Dann eben: Wie findet man heraus was Gott will?
closs hat geschrieben:BEgründung s.o. - "Naturrecht" ist insofern irreführend, als "Natur" Schöpfung ist - und da kommen die Direktiven gerade NICHT her.
Benedikt XVI. behauptet schon mal was anderes.
closs hat geschrieben:Da verstehe ich nicht, was Benedikt meint. - Vermutlich definiert er "Naturrecht" göttlich, also nicht "aus der Schöpfung", sondern "aus Gott". - Anders kann es eigentlich nicht sein.
Benedikt XVI hat geschrieben:Die Methode, die es uns erlaubt, die vernünftigen Strukturen der Materie immer gründlicher zu erkennen, macht uns immer unfähiger, die Quelle dieser Vernünftigkeit, die schöpferische Vernunft, zu sehen. Die Fähigkeit, die Gesetze des materiellen Seins zu erkennen, macht uns unfähig, die im Sein enthaltene ethische Botschaft zu sehen, die von der Tradition »lex naturalis«, natürliches Sittengesetz, genannt wird. Dieses Wort ist heute für viele beinahe unverständlich; der Grund dafür liegt in einem Naturbegriff, der nicht mehr metaphysisch, sondern rein empirisch ist. Die Tatsache, daß die Natur, das Sein selbst nicht mehr transparent für eine moralische Botschaft ist, erzeugt ein Gefühl von Orientierungslosigkeit, das die Entscheidungen des täglichen Lebens prekär und unsicher macht. Die Verwirrung bedrängt natürlich in besonderer
Also: Aus der Schöpfung mit der speziellen Metaphysik der RKK.

10000 Zeichen Limit erreicht, also erstmal stopp. :D

closs
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#542 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Di 16. Okt 2018, 23:34

Claymore hat geschrieben:Sagt über “die Vereinigung von Mann und Frau als höchste Form menschlicher Annäherung an Gott” nichts aus.
Jetzt konnte ich halt nur dieses Zitat finden - aber da steht schon, dass "Vereinigung" nur "Mann und Frau" sein kann, UND beide zusammen näher an Gott ist als nur einer. - Was bleibt da noch übrig, was näher wäre?

Claymore hat geschrieben:Von “Widerschein göttlicher Schöpfung” steht in dem Zitat nichts.
Diesen Begriff habe ich gestern irgendwo rausgeholt und die Quellen-Angabe vergessen - hoffentlich finde ich es wieder. - Unabhängig davon: Werden die Zusammenhänge klar?

Claymore hat geschrieben:Warum musstest du hier das “<göttlichen>” in das Zitat einfügen?
Weil in einer Passage vorher Sittlichkeit über göttlichen Willen definiert wird. - Würde ich es NICHT einfügen, könnte der Leser meinen, es ginge um säkulares Sittlichkeits-Verständnis.

Claymore hat geschrieben:Du projizierst deine eigenen Vorstellungen auf die Aussagen der RKK.
Das nennt man "hermeneutische Vorannahmen" - aber das ist eigentlich nur schwer vermeidbar.

Claymore hat geschrieben:Regeln an die man sich halten sollte?
Aus Sicht des Regel-Erstellers, ja.

Claymore hat geschrieben:Stellt es ein Problem dar, wenn Frauen zunehmend mehr psychologische Eigenschaften, die traditionell als männlich angesehen wurden, haben (und umgekehrt)?
Das müsste man sich konkret angucken. - Wir reden hier nicht davon, dass Frauen selbstbewusst in der Gesellschaft auftreten oder LKW fahren - es geht um die Frage des archetypischen Wesens von Mann und Frau - oder wenn "Archetyp" nicht gut kommt, nenne es "Urbilder" oder sonstwas.

Claymore hat geschrieben:Die seelischen “Ausnahmen” dagegen zahllos, z.B. sind 16% der US-Streitkräfte weiblich.
Das würde ich nun nicht als Indiz für "seelische Zwischenformen der Geschlechtlichkeit" ansehen - es gab immer unterschiedliche Talente und Vorlieben. - Einen Thunderbolt zu fliegen, ist für eine patriotische, intelligente, sportliche und technisch fitte Frau genauso möglich wie für Männer.

Außerdem müssen wir jetzt aufpassen: Körperliche und seelische Ausnahmen sind ja eher die genannten wenigen Fälle der Intersexualität und die häufigeren Fälle einer Körper-Seele-Dissonanz ("Ich fühle mich wie eine Frau, habe aber einen männlichen Körper"). - Dein Beispiel ist eher ein Beleg für die Tatsache, dass "Kriegshandwerk" heute sehr stark technisiert ist - so wie LKWs heute eine Servolenkung haben.

Claymore hat geschrieben:Darauf läuft's hinaus: Sex (etwas sehr biologisches).
Wobei christlich "Sex" in Wesenseinheit mit seelischer Vereinigung verstanden wird - UND zudem auf Menschen beschränkt ist, die als Paar mit Kinderwunsch verheiratet sind. - "Sex" allein geht auch mit einer Eselin.

Claymore hat geschrieben:Und die Lesben hat man dabei oft irgendwie vergessen.
Stimmt - möglicherweise weil damit keine Penetrierung, also kein Eindringen in den anderen Menschen ("Verschmelzung") verbunden ist.

Claymore hat geschrieben:Sie haben sich geliebt – nur war es keine romantische Liebe. Warum ist das weniger wert?
Es ist etwas anderes. - "Platonisch" und "erotisch" stehen nicht im komparativen Verhältnis zueinander.

Claymore hat geschrieben:Und was soll das ... dann bedeuten?
Dass man sich im Christentum auf die Mann-Frau-Verbindung konzentriert, weil es die einzige ist, die Wieder-SChöpfungskraft in sich trägt. - Wenn es heißt "Adam ERKANNTE Eva", wird dabei das Wort "jada" verwendet, welches für ein Erkennen steht, bei dem Subjekt und Objekt zusammenfließen - so wie in
1. Mose 22,11: "Denn jetzt habe ich <Gott> erkannt, daß du Gottes fürchtig bist".

Damit ist NICHT gemeint, dass Gott jetzt was kapiert hat ("Aha - jetzt ist's mir klar - wusste ich vorher nicht"), sondern ("jada") "Ich, Gott, erkenne Dich Abraham, weil Du soweit bist, dass es geht". - Gott "erkennt" also Abraham genauso wie Adam Eva "erkennt" - vertrauensvolle Verschmelzung. - Bei Adam/Eva ist es eine Verschmelzung zur SChöpfung von Leibesfrucht - bei Gott/Abraham geht es um die SChöpfung des Volkes Israel als Größe, in dem sich alle Stämme der Erde segnen lassen werden.

1. Mose, 18
18 "Abraham, ein Stamm wird er werden, groß und kernhaft, und mit ihm werden sich segnen alle Stämme der Erde!
19 Ja, ich habe ihn erkannt, auf daß er entbiete seinen Söhnen und seinem Hause nach ihm: sie sollen hüten MEINEN Weg, Wahrhaftigkeit und Recht zu tun, daß ER über Abraham kommen lasse, was er über ihm geredet hat".


Der Unterschied zwischen 18,18 und 22,11: 22,11 ist die ERfüllung von 18,18, dass Abraham nun auch vom EIGENEN Level her dem gerecht werden kann, was Gott in 18,18 sagt.

Das klingt jetzt abschweifend, ist es aber nicht. - Denn Deine Frage, was die christliche Rolle der Sexualität bedeutet, wird hier klar - es ist eben NICHT nur biologisch. - Im Gegenteil: Das Biologische ist materielle Ausdrucksform des Geistigen/Geistlichen. - Sex ist "jada". - Selbstverständlich ist mir bewusst, dass dies ein ganz anderes als unser zeitgenössisches Verständnis ist.

Claymore hat geschrieben:Warum ist ausgerechnet die hetero-romantische Liebe die “höchste menschliche Annäherung an Gott”?
Aus obigem Grund: "Jada, verbunden mit Leibesfrucht". - Bei "höchste" hatte ich den Zölibat ausgenommen, da dieser damit begründet ist, dass der Mensch "Jada mit Gott" anstrebt - also nicht zur Leibesfrucht, sondern zur geistigen/geistlichen Frucht. - Nonnen haben sich oft als "Braut Jesu" verstanden.

Claymore hat geschrieben:Die Freiheit eines Geistlichen bzgl. etwas, das gegen die Liebe zu Gott verstößt
Nein. - Die Freiheit, mit Fundamental-Theologischem, das in der Praxis nicht durchsetzbar sein kann, so umzugehen, dass die Liebe zum Menschen im Vordergrund steht. - Blödes Beispiel: Wenn es ideal ist, jeden Tag einen Marathon zu laufen, ist es lieblos, das einem, der keine Beine hat, jeden Tag zu sagen.

Genau das entspricht dem, was Ortspfarrer im Kontext spiritueller Verkümmerung der Gesellschaft im Alltag erleben: "Wie soll ich jemandem etwas über 'jada' erzählen, wenn er nicht mal kapiert, dass es Gott geben kann. - Also bin ich einfach nur für ihn als Mensch da und bete für ihn".

Oder beim Verhütungs-Thema: "Was bringt ein idealer Soll-Zustand, wenn ich hier im Ist-Zustand bin, der weit davon weg ist. - Wir brauchen hier Kondome, weil die Menschen so arm sind, dass sie ihre ganze Erfüllung in der Familie haben UND kein Geld für Kondome haben, die sie unter diesen Umständen brauchen, weil die Hütte eh schon überfüllt ist". - Missionare sind Großkunden bei Kondom-Herstellern.

Claymore hat geschrieben:Man sollte beides streng auseinanderhalten.
Geht nicht, weil es oft nicht DIE katholische Auffassung zu Einzelfragen gibt. - Auch innerhalb der RKK gibt es Strömungen. - Davon abgesehen: Meine Glaubens-Architektur habe ich mehrfach mit katholischen und evangelischen Theologen durchdiskutiert - das ist alles vereinbar.

Claymore hat geschrieben:Dass sie alles breit abdeckt, gestehe ich ihr zu. Aber nicht, dass sie folgerichtig ist.
Das müsste man im Einzelfall prüfen.

Claymore hat geschrieben:Aber du setzt es schon von vorneherein voraus – deswegen ad hominem.
Nee - eigentlich ist das ein Erfahrungswert, auf den man zudem verzichten könnte.

Claymore hat geschrieben:Da hat eine säkulare Kritik also viel Angriffsfläche.
Sowieso. - Zunächst: Ich habe ein Problem, wenn ein Papst von "Naturrecht" spricht, weil damit fast jeder "Natur" im naturalistischen Sinne versteht, damit aber "Natur des Menschen im göttlichen Willen" gemeint ist. - Bereits hier steigen geschätzte 90% der Zuhörer kapier-mäßig aus - das fand ich ungeschickt von Ratzinger. - Aber wahrscheinlich spricht er eh "nur" als Kirchenlehrer und legt mehr Wert darauf, in 200 Jahren zitert zu werden, als heute verstanden zu werden.

Ansonsten: Dein verlinkter Beitrag ist intelligent und fair, versteht aber anscheinend nicht so ganz, was Ratzinger da sagt. - Ratzinger will ganz sicher NICHT einen Gottesstaat auf Erden (das wird ihm auch nicht unterstellt), sondern darauf hinweisen, dass das christliche Weltbild durchaus Grundlage einer säkularen Verfassung sein kann - bzw. es mehr sein könnte. - Ansonsten müssten wir uns diesen Beitrag mal näher anschauen - da wird schon wieder so getan, als seien die Ratzinger-Kritiker aufgeklärter als Ratzinger. - Der Begriff "Aufklärung" ist ein eigenes Problem.

Claymore hat geschrieben: Das war auch ein entscheidender Punkt wie die RKK von ihrer früheren relativen Toleranz, wo Homosexualität, Masturbation etc. schlimmstenfalls ein “Lust-Exzess” war, sich im Hochmittelalter hin zur Brandmarkung als “Sünde gegen die Natur” bewegte.
Hehe - was ist "Natur"? - Meint man damit das Materielle oder die geistige/geistliche Natur des Menschen?

closs
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#543 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Di 16. Okt 2018, 23:34

Claymore hat geschrieben:Dann eben: Wie findet man heraus was Gott will?
Das kann jeder nur selber - natürlich mit Anleitung von Menschen, denen man vertrauen kann. - Wenn mir eines klar geworden ist: Geistige/geistliche Erkenntnis geht nur sehr bedingt intersubjektiv, sondern letztlich nur subjektiv. - Pastoral würde ich sagen: Entspannen, in sich hineinhören, das Gute wollen (selbst wenn man nicht genau weiß, was es ist - das wird einem dann schon gesagt).

Claymore hat geschrieben:Ich denke schon, dass ich die “Logik” und das Begriffsinventar der RKK substantiell verstehe.
Bei Dir kann man sich das gut vorstellen.

Claymore hat geschrieben:Also: Aus der Schöpfung mit der speziellen Metaphysik der RKK.
Ja - dann war mein Instinkt richtig. - Vielen Dank übrigens für das Zitat.

Ratzinger schreibt hier: " Die Fähigkeit, die Gesetze des materiellen Seins zu erkennen, macht uns unfähig, die im Sein enthaltene ethische Botschaft zu sehen, die von der Tradition »lex naturalis«, natürliches Sittengesetz, genannt wird. Dieses Wort ist heute für viele beinahe unverständlich; der Grund dafür liegt in einem Naturbegriff, der nicht mehr metaphysisch, sondern rein empirisch ist". - Mit anderen Worten: Ratzinger definiert "Natur" aus dem Geist heraus. - Mir gefällt dieses Zitat sehr gut.

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#544 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Pluto » Mi 17. Okt 2018, 09:24

closs hat geschrieben:Ratzinger schreibt hier: " Die Fähigkeit, die Gesetze des materiellen Seins zu erkennen, macht uns unfähig, die im Sein enthaltene ethische Botschaft zu sehen, die von der Tradition »lex naturalis«, natürliches Sittengesetz, genannt wird. Dieses Wort ist heute für viele beinahe unverständlich; der Grund dafür liegt in einem Naturbegriff, der nicht mehr metaphysisch, sondern rein empirisch ist". - Mit anderen Worten: Ratzinger definiert "Natur" aus dem Geist heraus. - Mir gefällt dieses Zitat sehr gut.
Einstein setzte Natur Gott gleich. Das ist angelehnt an die Ideen von Spinoza, einer der größten Philosophen seiner Zeit.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#545 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Mi 17. Okt 2018, 09:56

Pluto hat geschrieben:Einstein setzte Natur Gott gleich. Das ist angelehnt an die Ideen von Spinoza, einer der größten Philosophen seiner Zeit.
Wenn Einstein das tut, hat er halt einen anderen Glaubensansatz. - Dieses pantheistischen Ansatz findet man oft bei Leuten, die Wissenschaftlichkeit und Gottesbild nicht miteinander kollidieren lassen wollen, aber auch nicht ganz auf Gott verzichten wollen.

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#546 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von R.F. » Mi 17. Okt 2018, 11:03

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Einstein setzte Natur Gott gleich. Das ist angelehnt an die Ideen von Spinoza, einer der größten Philosophen seiner Zeit.
Wenn Einstein das tut, hat er halt einen anderen Glaubensansatz. - Dieses pantheistischen Ansatz findet man oft bei Leuten, die Wissenschaftlichkeit und Gottesbild nicht miteinander kollidieren lassen wollen, aber auch nicht ganz auf Gott verzichten wollen.
Feiglinge sind halt so...

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#547 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Pluto » Mi 17. Okt 2018, 12:46

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Einstein setzte Natur Gott gleich. Das ist angelehnt an die Ideen von Spinoza, einer der größten Philosophen seiner Zeit.
Wenn Einstein das tut, hat er halt einen anderen Glaubensansatz.
Gewiss hatte Einstein ein anderes Weltbild. Er glaubte an die Kräfte der Natur.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#548 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Mi 17. Okt 2018, 15:06

Pluto hat geschrieben:Gewiss hatte Einstein ein anderes Weltbild. Er glaubte an die Kräfte der Natur.
Das sieht man christlich genauso - aber man sieht die Natur nicht als diejenige, die sich selbst erschaffen hat.

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sven23
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#549 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » Fr 19. Okt 2018, 15:02

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Widerlegte Behauptungen sind widerlegt, d. h. sie sind nichtig.
Ist die Behauptung "Es gibt keine schwarzen SChwäne" dadurch nichtig, dass man keinen schwarzen Schwan findet?
Es geht um widerlegte Behauptungen, nicht um irgendwelche schwarzen Schwäne. Das paßt in diesem Zusammenhang mal wieder überhaupt nicht. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Deshalb habe ich konkrete Beispiel genannt, damit auch ein closs es versteht.
Aber Sven versteht offenbar nicht den Unterschied zwischen "widerlegen" im Sinne von "Damit ist die Behauptung nachweislich falsch" und "widerlegen" im Sinne von "Da wir nichts gefunden haben, ist die Behauptung falsch".
Deshalb habe ich konkrete Beispiel genannt, damit auch ein closs es versteht. :roll:
Die von mir genannte Beispiele sind widerlegte Behauptungen. Da kannst du rumdeuteln wie du willst. :roll:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#550 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Fr 19. Okt 2018, 15:47

sven23 hat geschrieben:Es geht um widerlegte Behauptungen
Du unterscheidest nach wie vor nicht zwischen methodische Widerlegungen eines Modells und Widerlegung in Bezug auf die Wirklichkeit. - Du hast mein Schwan-Beispiel überhaupt nicht verstanden.

sven23 hat geschrieben:Die von mir genannte Beispiele sind widerlegte Behauptungen.
Im Sinne von "Eine Behauptung ist falsch, weil wir das Gegenteil bewiesen haben"? - Oder "Eine Behauptung ist nicht bestätigt, weil wir nichts im Sinne der Behauptung gefunden haben"? - Großer Unterschied.

Das Problem und zu Deiner Entschuldigung: Dieser Unterschied scheint wissenschafts-methodisch auch nicht immer gemacht zu werden - man vereinbart, dass es dasselbe sei. - Pragmatisch verständlich, theoretisch inakzeptabel.

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