closs hat geschrieben:Oje - da müsste man diskutieren, was "Sünde" ist. -
Was ist daran
so schwer? Es gibt die lässliche Sünde und die Todsünde. Letztere,
nach Katechismus, “zerstört die Liebe im Herzen des Menschen durch einen schweren Verstoß gegen das Gesetz Gottes†und “zieht den Verlust der göttlichen Tugend der Liebe und der heiligmachenden Gnade, das heißt des Standes der Gnade, nach sichâ€. Erstere lässt “die Liebe bestehen, verstößt aber gegen sie und verletzt sieâ€.
Doch, es wäre schon eine "Sünde", aber "Sünde" gehört zum Menschen wie die Streifen zum Zebra. --- Dann würde ein Theologe auch noch sagen können: "Es ist für Dich, Mensch, besser" - aber das versteht man heute im wesentlichen nicht.
Gut, dann sind wir uns also darüber einig. Verhütung ist eine Sünde. Wie Masturbation, vorehelicher Sex, Homosexualität, etc. pp.
Wäre jetzt noch die Frage ob sie Todsünden sein können. Der Katechismus sagt dazu:
Damit eine Tat eine Todsünde ist, müssen gleichzeitig drei Bedingungen erfüllt sein: „Eine Todsünde ist jene Sünde, die eine schwerwiegende Materie zum Gegenstand hat und die dazu mit vollem Bewußtsein und bedachter Zustimmung begangen wird"
Interessant ist der Punkt “schwerwiegende Materieâ€. Das Problem ist, dass der Katechismus das, was er unter “Verstöße gegen die Keuschheitâ€
aufsummiert, durch die Bank als “schwerwiegend†bezeichnet. Ist also Verhütung eine Todsünde wenn die anderen zwei Bedingungen (volles Bewusstsein und bedachte Zustimmung) erfüllt sind? Genügend “bischöfliche Deppen†meinten: Ja. Sarkastische Frage: Warum nur?
Interessant ist auch was
persona humana über Masturbation zu sagen hat:
Sehr oft wird heute auch die überlieferte katholische Lehre, wonach die Masturbation einen schweren Verstoß gegen die sittliche Ordnung darstellt, in Zweifel gezogen oder ausdrücklich geleugnet. Man behauptet, daß Psychologie und Soziologie den Beweis dafür erbringen, daß es sich dabei, vor allem bei den heranwachsenden Jugendlichen, um eine normale Erscheinungsform geschlechtlicher Entwicklung handelt. Eine tatsächliche und schwere Schuld würde nur insoweit vorliegen, als der Handelnde mit freiem Willen einer in sich abgekapselten Selbstbefriedigung (»Ipsation«) nachgeben würde, da in diesem Fall die Handlung von ihrem Wesen her der liebenden Vereinigung zweier Personen verschiedenen Geschlechtes entgegengesetzt wäre, die nach manchen Autoren das Hauptziel beim Gebrauch der Geschlechtskraft ist,
Diese Auffassung widerspricht der Lehre und pastoralen Praxis der katholischen Kirche. Was auch immer der Wert gewisser Argumente biologischer oder philosophischer Natur sein mag, deren sich die Theologen mitunter bedient haben, Tatsache ist, daß sowohl das kirchliche Lehramt in seiner langen und stets gleichbleibenden Überlieferung als auch das sittliche Empfinden der Gläubigen niemals gezögert haben, die Masturbation als eine zuinnerst schwer ordnungswidrige Handlung zu brandmarken.
…
Die moderne Psychologie bietet hinsichtlich der Masturbation eine Reihe von gültigen und nützlichen Daten zur Formulierung eines ausgewogenen Urteils über die sittliche Verantwortlichkeit und zur Orientierung einer speziellen Seelsorge. Sie kann die Augen dafür öffnen, wie die mangelnde Reife in der Adoleszens, die zuweilen auch nach dem Pubertätsalter anhalten kann, oder der Mangel an seelischem Gleichgewicht oder auch eine angenommene Gewohnheit auf das Verhalten Einfluß nehmen können, indem sie die Freiwilligkeit der Handlungen herabmindern und dadurch bewirken, daß subjektiv gesehen nicht immer eine schwere Schuld vorliegt. Im allgemeinen darf jedoch nicht von vornherein das Fehlen einer schweren Verantwortung angenommen werden. Dies hieße nämlich, die sittliche Entscheidungsfähigkeit der Menschen zu verkennen.
Und, stimmst du dem zu? Kann Masturbation eine schwere Schuld sein? Todsünde?
Und selbst wenn Masturbation nur eine lässliche Sünde ist, verletzt sie doch die Liebe zu Gott nach RKK. Das ist nicht für mich nachzuvollziehen. Aber ich bin kein Katholik.
Man stelle sich mal folgende Szenarien vor:
- Katholische Durchschnittsmutter “erwischt†ihr 15-jähriges Kind beim masturbieren.
- Katholische Durchschnittsmutter erwischt ihr 15-jähriges Kind beim rauchen.
Was dürfte sie mehr aufregen? Ich würde 1000 € wetten, dass es b ist. Es würde in unserer Gesellschaft schon extrem wirken, wenn sie sich über a
überhaupt aufregt. Wenn man aber all die Ausführungen oben ernst nehmen würde,
warum? Rauchen ist wenigstens nicht sündhaft, verletzt nicht die Liebe zu Gott!
Es ist doch völlig absurd, diese
KOMPLETTE Losgelöstheit der Lehrmeinung von der Realität. Da müsste noch sehr viel mehr kommen, damit ich das nicht als
puren Doppeldenk auffasse.
Bis jetzt wirkt das, was du dazu geschrieben hast, nur wie eine hilflose Bemäntelung dieser grotesken Situation.
closs hat geschrieben:Claymore hat geschrieben:Wäre auch blöd offen mit einer versteinerten Dogmatik hausieren zu gehen von dem die Lebenswirklichkeit schon Lichtjahre davongedüst ist.
Klar - das wissen die "normalen" Pfarrer/Christen. - Auch die Fundamental-Theologen wissen es - aber sie würden sagen, dass trotzdem jemand dasein muss, der die Orientierungsgröße benennt - und wenn es für die Zukunft ist.
Sieht das oben zitierte so aus, als ginge es nur um eine “Orientierungsgrößeâ€
closs hat geschrieben:Claymore hat geschrieben:Was heißt denn “Wir KÖNNEN es fundamental-theologisch nicht erlauben†genau? Meint das etwas anderes als “Es ist eine Sündeâ€? Wenn ja, was?
Es heißt: "Es ist ein Verstoß gegen das, wie es sein sollte, also Sünde". - Aber Sünden sind normal - man will aber das Bewusstsein für den Sollzustand nicht verloren gehen lassen.
Naja, eine Todsünde ist sicher mehr als das. Und wenn Verhütung keine Todsünde ist (wenn man den Katechismus ernst nimmt, ist sie im Normalfall eine Todsünde) sondern nur eine lässliche Sünde, warum verkünden sie das nicht einfach mal offiziell?