Das ist eine wissenschafts-philosophische Frage. - Wenn man "Wissenschaft" im Sinne von "Naturwissenschaft" interpretiert (falsifizierbare Vorannahmen, falsifizierbare Fragestellungen, etc.) gibt es so gut wie keine Geistes-WISSENSCHAFT. - Das ist aber keine qualitative Aussage ("gute" Wissenschaft/"schlechte" Wissenschaft), sondern ein Produkt weltanschaulicher Entwicklungen der letzten Generationen.Travis hat geschrieben: Pluto hat geschrieben:
Mich auch! Die Theologie ist keine Wissenschaft. Sie trägt den Titel nur aus Tradition.
Abseits politisch-korrekten Äußerungen, würde Dir das vermutlich fast jeder Wissenschaftler unterschreiben. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Philosophie anerkannt wird. Aber ich räume diesem Fachbereich weit höhere Chancen ein.
Hilfreich ist vielleicht ein Blick ins Mittelalter, in dem man zwischen "Artes liberales" und "Artes mechanicae" unterschied. "Als artes mechanicae oder praktische Künste wurden in Altertum, Mittelalter und Renaissance Fertigkeiten bezeichnet, die im Unterschied zu den sieben freien Künsten dem unmittelbaren Broterwerb dienten" (wik). - Im Englischen ist noch ein Nachklang dieses Denkens in dem Begriffspaar "Science" und "Arts" übrig geblieben.
Würde man nur "Science"-Fächer als "Wissenschaft" bezeichnen, müssten auch die "Arts"-Fächer in England die Uni räumen - das kann es also nicht sein. - Der Fehler besteht in einem völlig anderen Verständnis von "Universität", als es ursprünglich gemeint war. - Ursprünglich is damit eine "Studium-generale"-Einrichtung gemeint (und dazu gehört selbstverständlich Philosophie und Theologie), die als Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden systematisch Forschung, Lehre, Studium und Ausbildung vertreten, sowie Bildungsinhalte und Berufsqualifikationen mit den jeweils höchsten Ansprüchen ihres Geltungsbereichs ihren Studenten vermitteln sollen. - Von "Das gilt nur für Artes mechanicae" steht hier nichts.
Mit anderen Worten: Die Diskussion, ob Philosophie oder Theologie "Wissenschaft" bzw. "universitäts-fähig" sein, ist ausschließlich einer weltanschaulichen Entwicklung im 20. Jh. geschuldet - mit Tradition und Sinn von "Universität" hat diese weltanschauliche Entwicklung nichts zu tun.