closs hat geschrieben:Gehen wir mal gleichzeitig etwas weiter:
1,7 Der Herr sprach zu Satan: Woher kommst Du?
Vom Textaufbau wird der Eindruck erweckt, Gott wisse nicht, wo Satan herkomme, wäre folglich also nicht allwissend. – Da an anderer Stelle (vgl. zu 2Kön. 19,25) Gottes Allwissenheit belegt ist und es aus seinem monotheistischen Status mindestens naheliegend ist (vgl. zu 1,1), ergeben sich zwei Deutungsmöglichkeiten: Entweder Gott beachtet nicht das Geschehen im Dasein, verschließt sich diesbezüglich also bewusst seinem Allwissen, oder der Textverfasser wählt das Instrument des Dialogs, um damit den Leser (und Hörer) inhaltlich zu führen – in diesem Fall wüsste Gott bereits die Antwort, bevor er fragt.
Was meint Ihr?
Ich verstehe das auf der Grundlage, wie ich die Kommunikation mit Gott allgemein verstehe.
Gott fragt und regt damit den Angesprochenen an, selbst darüber nachzudenken und zu formulieren, was ihn antreibt, mit Gott zu reden - was er überhaupt aussagen will.
Nicht Gott ist es, der informiert werden muss, sondern der Angesprochene soll sich bewusst werden, warum er mit Gott redet.
Die Frage "woher kommst du" lässt erst einmal innehalten und überlegen, was einen antreibt, etwas zu tun oder sagen. Möglicherweise kann das schon im Vorfeld in eine andere Richtung korrigiert werden.
closs hat geschrieben:
1,10 Bist Du es nicht?
Die Selbstverständlichkeit, mit der Satan diese Anweisung Gottes annimmt (vgl. 1,12), weist darauf hin, dass es keinen Kompetenz-Streit zwischen Gott und Satan gibt: Gott erscheint als Auftraggeber, Satan als Auftragnehmer.
Was meint Ihr?
Ich würde bei dieser Geschichte Gott nicht als Auftraggeber verstehen. Ich denke eher, der Satan wusste einfach, dass er dem Hiob nichts tun konnte, ohne dass Gott das zulässt. Der Gedanke, die scheinbare Bevorzugung zu beenden, kam vom Satan - nicht von Gott. Das hat er ja schon in dem "Bericht" deutlich gemacht, dass er dessen Reichtum ungerecht findet und Hiob wohl eine Prüfung für seine Rechtschaffenheit benötigt, um zu testen, ob sein Glaube echt sei. Gott gibt dem Satan praktisch die "Arena" frei, nach dessen Ermessen in Hiobs Leben einzugreifen - aber nur soweit, wie Gott es zulässt. Gott kennt die Grenzen des Hiob und lässt nicht zu, dass er über sein Vermögen hinaus versucht wird.
Dazu passt auch diese Aussage im NT
1Kor 10,13LUT - Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr's ertragen könnt.