Ich verstehe es so, dass Vergebung etwas ist, das in erster Linie den Vergebenden betrifft.
Wenn mir jemand etwas angetan hat, bspw er hat mich beleidigt, dann ist er in meiner Einstellung ihm gegenüber "der Beleidiger" und so begegne ich ihn auch.
Nicht mehr offen, nicht mehr neutral eingestellt, sondern als "Beleidigte/Verletzte", als "Opfer" einem "Täter" gegenüber, dem Unrecht angetan wurde und das einen Anspruch auf Wiedergutmachung hat.
(und das durch diesen Anspruch auch verdient hat, dass andere Mitgefühl und Aufmerksamkeit zeigen und auch mit sauer auf den Täter sind - Balsam für die Wunden

, aber das ist wieder ein anderes Thema).
Vergebung bedeutet für mich, das loszulassen - ohne Bedingung.
Mich nicht als "Opfer" fühlen und im Umgang mit dem anderen ihn nicht als "Täter" sehen, der mir etwas angetan hat und dem gegenüber ich einen Anspruch habe. Und auch nicht, das überall rumerzählen und andere da mit hineinziehen, über den Täter herziehen ....
Weil ich mich in meiner Lebenseinstellung nicht von dem, was andere tun, abhängig machen soll und auch nicht will.
Ich sehe mich als geliebtes Kind Gottes - nicht als Opfer dessen, was Menschen tun oder auch nicht tun.
Ich habe meinen Frieden und meine Freude nicht in Abhängigkeit davon, ob andere nett zu mir sind. Das ist nicht meine "Quelle" und das ist auch nichts, was mir die Quelle verstopfen könnte.
Ich schrieb an anderer Stelle schon mal, dass wir nicht "unmittelbar" mit Unrecht usw konfrontiert sind, sondern "mittelbar" - Gott ist dazwischen.
Und er ist es, aus dessen Hand ich das empfange, was für mein Leben wichtig ist und der mir auch das, was andere böse gemeint mir antun, mir zum Segen werden lassen kann und mir zum Besten dienen.
Aber nur dann, wenn ich es loslasse und wirklich an ihn abgebe.
Wenn ich nicht weiter an der Opferrolle und dem Anspruch festhalte, den ich dadurch habe. Denn dann schalte ich ihn dazwischen aus und sehe mich wieder unmittelbar mit dem Täter und der Tat konfrontiert und manage das selbst.