Das ist wieder so ein Text-Signal in der Urerzählung, dem Gründungsmythos des Judentums:
1.Mose 4,25-26 hat geschrieben:
Adam erkannte abermals seine Frau, und sie gebar einen Sohn, den nannte sie Set: "Denn Gott hat mir einen andern Sohn gegeben für Abel, den Kain erschlagen hat."
Und auch dem Set wurde ein Sohn geboren, den nannte er Enosch. Zu der Zeit fing man an, den Namen des HERRN anzurufen.
Die Anrufung des Namens JHWH seit Enosch ist das Signal, das dieses Geschlecht des Set von dem Geschlecht Kains abhebt, absondert d.h. heiligt und damit zu den wahren Söhnen Gottes macht.
Es gibt in der Urerzählung zwei Sorten von Geschlechtsregistern: eines, welches zu den Juden führt und eines für die "Nichtjuden". Die Geschlechtsregister welche zu den Juden führen, sind die ausführlicheren, die, in denen die Lebenszeiten jedes einzelnen stehen. Diese Angaben fehlen bei den "Nichtjuden" also den Kainiten.
Lange Form des Setitischen, "jüdischen" Geschlechtsregisters mit Altersangaben:
1.Mose 5,6-11 hat geschrieben:Set war 105 Jahre alt und zeugte Enosch
und lebte danach 807 Jahre und zeugte Söhne und Töchter,
dass sein ganzes Alter ward 912 Jahre, und starb.
Enosch war 90 Jahre alt und zeugte Kenan
und lebte danach 815 Jahre und zeugte Söhne und Töchter,
dass sein ganzes Alter ward 905 Jahre, und starb.
Nur dieses ist für die Juden relevant, deshalb ist es so ausführlich und deshalb bezieht sich auch Lukas darauf.
Kurze Form des Kainitischen Geschlechtsregisters ohne Altersangaben:
1.Mose 4,17-18 hat geschrieben:Und Kain erkannte seine Frau; die ward schwanger und gebar den Henoch. Und er baute eine Stadt, die nannte er nach seines Sohnes Namen Henoch.
Dem Henoch aber wurde Irad geboren, Irad zeugte Mehujaël, Mehujaël zeugte Metuschaël, Metuschaël zeugte Lamech.
Deswegen fehlen bei dem jüdischen Geschlechtsregister Adams Söhne, die Brüder Kain und Abel. Abel wird darin nicht erwähnt, weil er keine ("jüdischen") Nachkommen zeugte, dafür gibt es als Ersatz das Register des Set. Kain wird nicht erwähnt, weil er nicht mit Abel gemeinsam Gott opferte, sondern für sich alleine - analog zum späteren Nordreich Israel, welches nicht mit den Juden in Jerusalem einen gemeinsamen Gottesdienst feierte, sondern sich zwei andere eigene Kultstätten baute.
Hier spaltet sich die Menschheit in Juden und Nichtjuden - Kain, Abel und Set sind Brüder, die Söhne Adams - analog zu den 12 Brüdern, den Söhnen Jakobs, doch sind die wahren JHWH-Gläubigen auf welche die Geschichte hinauslaufen wird nur die Juden mit dem Tempel in Jerusalem für die Abel und als Ersatz für ihn Set stehen:
A) Die Setiten, die den Namen JHWH anrufen - analog zum Südreich Juda.
B) Die Kainiten, mit den Götzenkulten - analog dem Nordreich Israel.
In der weiteren Folge der Urerzählung werden die "jüdischen" Setiten die Gottessöhne oder Kinder Gottes genannt werden. Die Kainiten werden im Gegensatz dazu einfach nur "Menschen" genannt. Die "jüdischen" Gottessöhne nehmen sich schöne aber fremde Frauen von den nichtjüdischen Menschen - analog zu den Königen Judas angefangen mit Salomos vielen schönen aber fremden Frauen, welche ihre fremden Götzen mitbrachten und damit die Sünde ins Land (erets !) brachten, die am häufigsten in der Bibel erwähnt wird: Götzendienst. In den Chronikbüchern wird jeder König dafür negativ bewertet, dass er Götzen im Land duldete oder sogar finanzierte.
Wo steht das im Text? Hier in diesem Vers ist wieder so ein Signal, welches auf die Sprünge helfen soll:
1.Mose 4,22 hat geschrieben:Zilla aber gebar auch, nämlich den Tubal-Kain; der machte die Werkzeuge für alle Erz- und Eisenschmiede. Und die Schwester des Tubal-Kain war Naama.
Nomen est omen. Die Naama ist für die Erzählung eigentlich völlig unnütz, weil sie keine Rolle spielt. Warum wird sie erwähnt und nicht einfach weggelassen? Weil ihr Name den Grund dafür ins Spiel bringt, warum sich die Setiten, die Gottessöhne, mit den Frauen der Kainiten einließen: Naama bedeutet: hebr. »anmutig, hübsch« Damit werden die Kainitischen Frauen textlich zu den schönen Menschentöchtern deklariert mit denen sich die Gottessöhne, die Setiten einließen:
1.Mose 6,1-4 hat geschrieben:Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden,
da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten.
Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn er ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertzwanzig Jahre.
Es waren Riesen zu den Zeiten und auch danach noch auf Erden. Denn als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten.
Die Helden der Vorzeit sind die "jüdischen" Könige, Salomo und nach ihm die Könige des Südreich Juda. Die jüdischen Eliten werden nach Babylon deportiert und überleben als einzige Nachkommen Jakobs in der Arche des Exils und nehmen danach ihr Land (eretz !) d.h. Juda wieder in ihren Besitz und bauen den zweiten Tempel auf demselben Berg, über den die babylonische Sintflut hinweggegangen ist und das einzige rechtmäßige Heiligtum in den Augen Gottes zerstörte. Deshalb muss die Sintflut symbolisch "die höchsten Berge der Erde (eretz = Land, nicht Erde) bedecken", weil oben in Jerusalem im Land (eretz) Juda der Tempel stand. Das Land Israel ist nur noch das Land des Judentums, alle anderen Stammesbrüder sind untergegangen oder erbten kein Land. Simeon konnte bei der Landnahme "sein" Land nicht erobern, ist in Juda aufgegangen und Levi erbte nur das Priestertum aber kein Land. Simeon und Levi waren die beiden Brüder, welche wegen ihrer Schwester Dina ein unnötiges Massaker in Sichem anrichteten. Deshalb wurden sie im Segen Jakobs enterbt. Ruben schläft mit einer Frau seines Vaters Jakobs und deshalb erbt der vierte Sohn Juda am Ende der Geschichte "rechtmäßig" ganz Israel = Judentum.
Man sollte auch die großen Erzählbögen des AT im Blick behalten und sich nicht nur mit einzelnen Ausschnitten daraus beschäftigen, wenn man dem tieferen Sinn der Texte nachspürt.