Roland hat geschrieben:Niemand musste wegen dieser Spekulationen in Verlegenheit geraten und sie zeugen auch nicht von besonders viel "Ahnung" bei Bruno.
Naja, Verbrennen, um jemanden mundtot zu machen, ist wohl eher maximale mögliche Verlegenheit.
(es mag eine Legende sein aber in
Wiki steht zumindest:
Vor der Hinrichtung wurde Giordano Bruno angeblich die Zunge festgebunden, damit er nicht zum anwesenden Volk sprechen konnte.)
Die Alternative läge in einer sauberen Argumentation, die derart überzeugend ist, dass niemandem mehr auf „den Schreier“ hören will – aber das scheint eine Leistung zu sein, die aus den religiösen Reihen (egal welcher Einfärbung) wohl nicht zu erwarten ist – „naja, das wäre dann ja auch ein Wunder“

.
Roland hat geschrieben:Er leugnete einfach zentrale Aussagen der Bibel (auch die Dreieinigkeit und die Jungfrauengeburt) und lehrte das öffentlich.
Tipp:
Die Bibel ist lediglich ein Text, der von unbekannten Schreiberlingen und dubiosen Machthabern in Umlauf gebracht wurde.
Es ist nicht der Text, der etwas sagt, sondern „Gestallten aus Nacht und Nebel“.
Ich nehme an, dass deine Einstellung zu dem Text, der Startpunkt ist, an dem sich „die Faszination“ in nicht mehr nachvollziehbare „Höhen“ emporschwingt und den Inhaber dieser antiken Phantasien ans Ende der Liste aller wahrnehmenden Lebewesen katapultiert.
Roland hat geschrieben:Schon viel gewonnen, wenn man Brunos Lehren überhaupt mal kennenlernt
Die Idee „zu Verbrennen“ scheint dein Interesse nicht so richtig wecken zu können – ist da etwa schon alles geklärt?
Wie ich gelesen habe, war so eine Verbrennung ein „echt cooles Happening“, bei dem sich die Urteilsverantwortlichen sauber in Pose gesetzt haben und dem Spektakel durch demonstratives Beiwohnen als VIPs „die Krönung“ verleihen wollten.
=> Nicht schlecht, dadurch fällt es heute leichter, diese Trottel ausfindig zu machen
Roland hat geschrieben:Die Wissenschaft postuliert Brunos Anfangslosigkeit des Universums und seine ewigen Dauer heute nicht mehr. Sondern spricht sowohl von einem Anfang als auch von einem Ende desselben.
Die Bibel tut das auch!
Wenn ich das richtig verstanden habe, können Naturwissenschaftler lediglich auf eine Ausdehnung schliessen, die sie annähernd auf eine Art „Punkt“ zurückführen wollen.
„Anfang“ und „Ende“ sind hierfür jedoch maximal problematisch, denn für diese Begriffe ist eine Überblicksposition notwendig, die ein „Ausserhalb“ voraussetzt.
Dummerweise geht es bei diesem „Anfang/Ende“ aber um die „Raumzeit“, d.h. alle Zeit liegt immer nur „innerhalb“ der Möglichkeiten – es gibt keine Zeit „ausserhalb der Zeit“.
=> Es gibt keine Zusammenhänge über „ein Ausserhalb“.
„Anfangslosigkeit“ und „Ewigkeit“ sind hingegen Formulierungen mit einem klaren Zeitbezug.
Frage: Gibt oder gab es einen Zeitpunkt, an dem das Universum nicht existiert(e)?
=> Nein.
Da stellt sich die bescheidene aber vollkommen berechtigte Frage, wie falsch Bruno denn nun eigentlich liegen soll.
(oder anders gesagt: in der Bibel steht komplett durchgeknallter Firlefanz)
Roland hat geschrieben:Und Häresie war auch vor weltlichen Gerichten strafrelevant, galt sie doch als moralisch verkommen und oftmals aufrührerisch.
Was ist die grundlegende Vorstellung für „Häresie“ und die weltliche Strafrelevanz?
Weicht das in irgendeiner Weise von den Vorstellungen des kirchlichen Umfeldes ab?
Wussten die Verurteiler etwa nicht, was sie durch ihr Urteil auf „Häresie“ in Gang setzten?
Ist das Thema „Häresie“ nicht auschliesslich das Thema der kirchlichen Verantwortlichen – wer hat es erfunden?
Sind nicht die Dummköpfe, die ihre Dummheit als „Wahrheit“ durchsetzen, letztlich die Schuldigen?
Was hat die „kirchlichen Dichter und Denker“ davon abgehalten, sich klarzumachen, dass sie eigentlich von dem, was sie sich zusammenreimen, nichts wirklich wissen?
Roland hat geschrieben:Aber Gegenfrage: Hätte der Gouverneur von Rom der Bitte der Kirche, keine Strafe für Leib und Leben zu verhängen, nicht einfach nachkommen können?
Der Ausgangspunkt für das Problem, ist nun einmal diejenige Macht, die den Anspruch auf „Wahrheit“ etabliert hat.
Du willst bestimmt nicht behaupten, dass die Formulierung „
heilige Inquisition“, also „anbetungswürdige/wahrhaftige Untersuchung“ das Streben nach kreativen Individual-Entscheidungen in den Köpfen der weltlichen Handlanger fördern sollte. (erinnerst du dich noch, ich habe dich explizit nach dem „heilig“ gefragt – Antwort: nix)
Bruno hat sich gegen die Auflagen „dummes Zeug zu spielen“ zur Wehr gesetzt – mehr sollte man ihm nicht „vorwerfen“.
Den anderen sollte man jedoch die Auflagen „dummes Zeug zu spielen“ vorwerfen.
Warum war es den damaligen Dummköpfen so wichtig, dass jedermann an ihrem So-Tun-Als-Ob-Theater mitmachen muss und es zu „ja keiner Abweichung“ kommt?
=> nur so funktioniert das So-Tun-Als-Ob-Theater – Leistung in Bezug auf Korrektheit ist ja nirgendwo vorhanden.