Alles Teufelszeug? X

closs
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#611 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von closs » Mo 27. Aug 2018, 15:30

Münek hat geschrieben:Sie POSTULIERT es.
Klar - sie postuliert ihren Glauben als Entscheid für Christen.

Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese als wissenschaftliche Diziplin ist weit davon entfernt, diesen Anschein erwecken zu wollen.
Doch - Thaddäus hat es ganz deutlich so gesagt, und auch Sven verwechselt noch heute regelmäßig "historisch-methodisch" mit "historisch-wirklich".

Münek hat geschrieben:Davon kannst Du ausgehen. Sie ist weder ein Punkt noch eine Gerade.
Wie konnte mir das entgehen. :angel:

Münek hat geschrieben:Was meinst Du mit "angesprochener Referenz"?
Diejenige, die Du als Rotationsrichtung so genannt hast.

Münek hat geschrieben:Noch gestern habe ich Dir geschrieben, dass die Erdachse ein gedachte Linie ist
Jede Einigkeit ist erfreulich.

Münek hat geschrieben:Nicht die "Richtung" der Erdachse, sondern die Erdachse selbst ist geneigt.
Was ist denn DAS jetzt wieder für eine Korinthenkackerei.

Münek hat geschrieben:Genau - die Neigung der Erdachse gegenüber der Ebene der Erdbewegung um die Sonne (Ekliptik) in einem Winkel von derzeit 23,44°.
EBEN - also macht es Sinn, wenn man die Ausrichtung der Rotation nicht nur einfach als "Referenz" abtut, sondern in Korrelation zur Erdbewegung bringt - einverstanden?

Wenn wir uns jetzt noch einig werden, dass es prinzipiell auch für Doppelsterne gilt, die Eigendrehung um den Masseschwerpunkt nicht einfach als Referenz-Größe 0 zu verstehen, sondern diese Größe in Korrelation mit ihrer Bahn um ein größeres Gebilde zu bringen, sind wir in etwa da, wo ich vor vermutlich 30 Seiten angefangen habe. - Deshalb habe ich nämlich von "Rotationsachse" gesprochen, weil ein Punkt keine Auskunft über Winkelunterschiede zu anderen Größen geben kann.

Münek hat geschrieben:Anton schrieb Dir: "Klar. Deine "Wirklichkeit" ist außen vor. Sie hat keinen Maßstab und ist daher kein Maßstab."
Ja - damit ist DIE Wirklichkeit gemeint, die ich immer wieder thematisiere (deshalb "Deine" Wirklichkeit). - Es gibt nicht Deine oder meine Wirklichkeit - es gibt nur EIN "was der Fall ist". - Und eben diese Größe ist methodisch gesehen außen vor. - Man will ihr sicherlich gerecht werden, was aber methodisch überhaupt keine Rolle spielt - methodisch gibt es in der Wissenschaft nur "das Modell".

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#612 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von Münek » Di 28. Aug 2018, 10:15

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Sie POSTULIERT es.
Klar - sie postuliert ihren Glauben als Entscheid für Christen.
Die RKK postuliert ihre Dogmen als "WAHRHEITEN, die in der GÖTTLICHEN Offenbarung enthalten sind" (Art. 88 des KKK).

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese als wissenschaftliche Diziplin ist weit davon entfernt, diesen Anschein erwecken zu wollen.
Doch - Thaddäus hat es ganz deutlich so gesagt, und auch Sven verwechselt noch heute regelmäßig "historisch-methodisch" mit "historisch-wirklich".
Du hast vergessen, meinen zweiten Satz zu zitieren: "Dass dies Rezipienten gelegentlich tun, sollte man ihr [der Wissenschaft] nicht anlasten."

Was nun die Rezipienten betrifft, hast Du Matthäus mit Sicherheit missverstanden und Sven verwechselt ganz sicher nicht "historisch-metho-
disch" mit "historisch-wirklich".

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Davon kannst Du ausgehen. Sie ist weder ein Punkt noch eine Gerade.
Wie konnte mir das entgehen. :angel:
Keine Ahnung. Möglicherweise mangelt es Dir an räumlichem Vorstellungsvermögen. Bei unserem Thema sollte man zwingend zwischen Ebene (Fläche), Gerade (Achse) und Punkt (Zentrum) unterscheiden können.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Was meinst Du mit "angesprochener Referenz"?
Diejenige, die Du als Rotationsrichtung so genannt hast.
Diesen Begriff habe ich nie verwendet.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nicht die "Richtung" der Erdachse, sondern die Erdachse selbst ist geneigt.
Was ist denn DAS jetzt wieder für eine Korinthenkackerei.
Deine Aussage war, dass die "Richtung" der Erdachse gegen die "Erdbahnachse" geneigt ist. Es gibt weder eine Erdbahnachse noch neigen sich Richtungen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Genau - die Neigung der Erdachse gegenüber der Ebene der Erdbewegung um die Sonne (Ekliptik) in einem Winkel von derzeit 23,44°.
EBEN.
Schön, dass Du dazu gelernt hast - aber erfahrungsgemäß wirst Du es bald wieder vergessen haben.

closs hat geschrieben:also macht es Sinn, wenn man die Ausrichtung der Rotation nicht nur einfach als "Referenz" abtut, sondern in Korrelation zur Erdbewegung bringt - einverstanden?
Häh. Wat is los? :shock:

closs hat geschrieben:Wenn wir uns jetzt noch einig werden, dass es prinzipiell auch für Doppelsterne gilt, die Eigendrehung um den Masseschwerpunkt nicht einfach als Referenz-Größe 0 zu verstehen, sondern diese Größe in Korrelation mit ihrer Bahn um ein größeres Gebilde zu bringen, sind wir in etwa da, wo ich vor vermutlich 30 Seiten angefangen habe.
Wir sind uns natürlich nicht einig und mit Sicherheit hast Du mit diesem wirren Zeug nicht "vor vermutlich 30 Seiten angefangen".

closs hat geschrieben:Deshalb habe ich nämlich von "Rotationsachse" gesprochen, weil ein Punkt keine Auskunft über Winkelunterschiede zu anderen Größen geben kann.
Ach Du liebe Zeit! Schlimmer geht's nimmer.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Anton schrieb Dir: "Klar. Deine "Wirklichkeit" ist außen vor. Sie hat keinen Maßstab und ist daher kein Maßstab."
Ja - damit ist DIE Wirklichkeit gemeint, die ich immer wieder thematisiere (deshalb "Deine" Wirklichkeit). - Es gibt nicht Deine oder meine Wirklichkeit - es gibt nur EIN "was der Fall ist".
Weil Du nicht weißt, was der Fall ist, hat Deine göttliche Wirklichkeit "keinen Maßstab und ist daher auch kein Maßstab".

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#613 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von Roland » Di 28. Aug 2018, 10:51

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Mit aller Gewalt wird an Halbwahrheiten festgehalten.
Blödsinn - hätte sich Galilei geweigert, vor dem Inquisitions-Tribunal seiner Lehre abzuschwören, wäre er auf dem Scheiterhaufen gelandet.
Das war im zweiten Verfahren. Da ging's nicht mehr um die Lehre sondern darum, dass Galilei sein Versprechen gebrochen hatte, es ging um die "Dialogo", in denen er übers Ziel hinausgeschossen war, Dinge behauptete, die er nicht beweisen konnte, die Alternativ-Theorie von Tycho Brahe verschwieg und den Papst als "Simplicio" dargestellt hatte.
Nochmal: Im ersten Verfahren wurde Galilei nicht verurteilt, musste nicht abschwören sondern bekam nur zur Auflage gemacht, seine Lehre nicht als Tatache sondern als Hypothese zu vertreten. Und das hatte er auch versprochen.

Münek hat geschrieben: So wurde er trotz seines erzwungenen Widerrufs zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt, die später in lebenslangen Hausarrest umgewandelt wurde - unter der Auflage, sich der Lehre des Nikolaus Kopernikus fortan zu enthalten (Lehrverbot).
Er hat keinen einzigen Tag in einem Kerker verbracht. Und in der Zeit seines Hausarrestes in einer prächtigen Villa in Florenz, hat er sein Hauptwerk verfasst und auch veröffentlicht. Es gab kein explizites Publikationsverbot, trotzdem musste er die Veröffentlichung auf Umwegen praktizieren, indem er die Texte Freunden mitgab, die sie im Ausland veröffentlichten. Niemand hat sich die Mühe gemacht, das zu verhindern.

Es sind hasserfüllte Halbwahrheiten, mit denen ihr umgeht. Die Wahrheit sieht anders aus.
Ich behaupte nicht, dass die Kirche alles richtig gemacht hat, ganz sicher nicht. Aber man muss das gesamte Bild betrachten und das Ganze auch ein bisschen zeitbedingt sehen.
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#614 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von Roland » Di 28. Aug 2018, 10:58

SilverBullet hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Und Bruno ist nicht von der Kirche auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden, sondern er wurde "dem weltlichen Gericht des Gouverneurs in Rom überstellt, mit der herkömmlichen Bitte, dieser möge die Strenge des Gesetzes mildern und keine Strafen gegen Leib oder Leben verhängen" (siehe Wikipedia).
Warum wurde Bruno ausgerechnet verbrannt?
Bruno hat sich in ganz Europa mit allen angelegt, wurde sowohl von Calvinisten, Lutheranern als auch der katholischen Kiche exkommuniziert, legte sich mit Wissenschaftlern in Oxford an, löste in Paris Tumulte unter von ihm provozierten Aristotelikern aus, der Rat der Stadt Frankfurt am Main verwies ihn ebenfalls der Stadt. Und das Standardwerk "Geschichte des Atheismus" schreibt über Bruno:

"Und so ist Bruno im Jahr 1600 ein einsamer Mann, mit dem sich niemand kompromittieren will. Weder Galilei noch Descates erwähnen ihn."

Das alles rechtfertigt aus heutiger Sicht nicht seine Verbrennung und die Kirche ist daran sicher auch nicht schuldlos. Trotzdem muss man auch hier das ganze Bild zeichnen – und das stellt sich wesentlich differenzierter dar, als Kirchenhasser es zeichnen.
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#615 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von Roland » Di 28. Aug 2018, 11:06

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Ist im Fall Galilei, wie gesagt, auch nicht geschehen. Er wurde sogar von höchster Stelle ermuntert seine Lehre als Hypothese zu vertreten.
Du bist ein Weltmeister im sich etwas schön reden.
Die "Ermunterung" war die Bedingung, dass er überhaupt etwas veröffentlichen durfte.
Wikipedia über Maffeo Barberini (den späteren Urban VIII):
"Seit seiner Erhebung zum Kardinal pflegte er eine freundschaftliche Beziehung zu Galileo Galilei."
Und über Galilei:
"1623 wurde Galileis alter Förderer, Kardinal Maffeo Barberini, zum Papst gewählt (Urban VIII.) […]1624 reiste Galilei nach Rom und wurde sechs Mal von Papst Urban VIII. empfangen, der ihn ermutigte, über das kopernikanische System zu publizieren, solange er dieses als Hypothese behandle"

Urban VIII war ein Freund und Förderer Galileis und hat ihn ermutigt zu publizieren. Das ist einfach Fakt, hat nix mit schönreden zu tun.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Man glaubte aber Beweise für das Weltbild des Aristoteles und Ptolemäus zu haben. So wie man heute glaubt Beweise für den historischen Teil der ET zu haben, was auch nicht der Fall ist.
Schlechter Vergleich. Die ET ist eine der am besten bestätigten Theorien überhaupt. Der Geozentrismus ist tot.
Der Biologe Ludwig von Bertalanffy über die Synthetische Evolutionstheorie:
"Die Tatsache, dass eine derart vage, ungenügend beweisbare und so weit von den in der »strengen Wissenschaft« üblicherweise angewandten Kriterien entfernte Theorie zu einem anerkannten Dogma werden konnte, lässt sich meiner Meinung nur auf soziologischer Grundlage erklären."

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Naja, Null Beweise kann man nicht gerade als erdrückende Beweislast werten.
Der Naturalismus auch in der Ursprungsfrage, ist in Wissenschaftskreisen Mehrheitsmeinung geworden. Und die Kirche hat nicht die Kraft für Konflikte mit diesen Mehrheitsverhältnissen.
Was noch viel wichtiger ist: vor allem nicht die Argumente.
Das ist das geringste Problem. Argumente gibt es zu Hauf. Sie scheut den Konflikt, biedert sich lieber an den Zeitgeist an.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Man übergab ihn mit der Bitte, keine Strafe für Leib und Leben zu verhängen. Dass weltliche Gerichte dann Drecksarbeit verrichteten, steht auf einem anderen Blatt.
Nee, das war die vereinbarte Arbeitsteilung.
Dann hätte man ihn übergeben müssen, mit der Bitte der Entsorgung durch Verbrennen.
Der Gouverneur von Rom hätte doch der gegenteiligen Bitte der Kirche, also keine Strafe für Leib und Leben zu verhängen, nachkommen können, oder?

Aber weltliche Gerichte zu kritisieren, das passt natürlich nicht ins Beuteschema von euch Atheisten… ;)

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Natürlich, bis heute erfährt man in Bildungseinrichtungen das, was die Bildungseinrichtung darunter versteht.
Die Bildungsinhalte sind aber nicht mehr religiös gefiltert, das ist der Unterschied zur voraufklärerischen Bildung.
Selbstverständlich sind sie das! Der Naturalismus, also die Naturreligion unserer Zeit, hat allein zu gelten.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Naja, was die Ursprungsfrage angeht, weiß sie es doch besser, sie weiß doch um den Schöpfer. Warum also nicht, wie Galilei damals gegen den Geozentrismus argumentierte, gegen den Mainstream der unbewiesenen, albernen Zufallstheorie argumentieren?
Wie gesagt: sehr unpassender Vergleich.
Im Gegenteil! So, wie Galilei gegen den Mainstream argumentierte, weil er von seinen Thesen überzeugt war, die er noch nicht beweisen konnte, an die er aber glaubte – so könnte heute die Kirche vorgehen. Nur fehlt ihr der Mut dazu, zu ihrem Glauben zu stehen.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Den Heliozentrismus hat man ja nicht der Kirche abgerungen. Er wurde irgendwann schlicht bewiesen. Während die ET auch nach 160 Jahren nicht bewiesen ist, sondern eher schwächer wird.
Was ist denn für dich ein Beweis?
Naja, den Heliozentrismus konnte man quasi mathematisch beweisen. Einen solchen Beweis wird es für die ET sowieso nie geben. Rekonstruktionen der Naturgeschichte entziehen sich mathematischen Beweisen, da geht es maximal um Plausibilität. Aber man könnte die Plausibilität der ET erheblich erhöhen, wenn man zeigen könnte, wie blinde Zufallsprozesse komplexe Organe konstruieren. Mit der Zunahme der Entdeckungen der Komplexität des Lebens, nimmt der Zufallsgedanke an Plausibilität ab.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Nein, das muss kein Nacheinander sein sondern kann parallel geschehen. Denkverbote sind immer nachtelig, Pluralismus dagegen ist förderlich für den Erkenntnisgewinn.
Das Problem ist aber, dass Götter noch nie etwas zum Erkenntnisgewinn beitragen konnten. Woher soll der Optimismus kommen, dass dies heute anders sein soll.
Duch das Formulieren und Aufzeigen von Design-Indizien und indem man das Scheitern ausschließlich natürlicher Erklärungen aufzeigt, kann die Erkenntnis, dass wir keine Zufallsprodukte sind, sondern das Ergebnis von Intelligenz, wissenschaftlich plausibel gemacht werden. Ein gewaltiger Erkenntnisgewinn!
Parallel dazu darf man natürlich weiter die naturreligiöse Zufallstheorie zu flicken versuchen…
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#616 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von closs » Di 28. Aug 2018, 11:09

Münek hat geschrieben:Die RKK postuliert ihre Dogmen als "WAHRHEITEN, die in der GÖTTLICHEN Offenbarung enthalten sind" (Art. 88 des KKK).
Korrekt - das tut sie gegenüber denen, die einen Glaubensentscheid pro RKK getroffen haben. - Dabei ist die RKK weit zurückhaltender als der Naturalismus, der seine Wahrheiten auch nach außen als Dogmen verkündet.

Münek hat geschrieben:Was nun die Rezipienten betrifft, hast Du Thaddhäus mit Sicherheit missverstanden und Sven verwechselt ganz sicher nicht "historisch-methodisch" mit "historisch-wirklich".
Das wäre ja eine gute Nachricht.

Münek hat geschrieben:Bei unserem Thema sollte man zwingend zwischen Ebene (Fläche), Gerade (Achse) und Punkt (Zentrum) unterscheiden können.
:lol: Was sind das für neue Herausforderungen. :silent:

Münek hat geschrieben:Schön, dass Du dazu gelernt hast
Eigentlich war das MEIN Beispiel, um DIR klarzumachen, warum es wichtig ist, bei einer Rotation den Winkel anzugeben, in welchem sie zu etwas anderem rotiert - dazu nutzt man das Hilfsmittel der Achse.

Münek hat geschrieben:Wir sind uns natürlich nicht einig
Dann kannst Du auch nicht rausfinden, in welchem Winkel rotierende Objekte (egal ob Sonne oder Doppelsterne) zu etwas anderem rotieren.

Münek hat geschrieben:Weil Du nicht weißt, was der Fall ist, hat Deine göttliche Wirklichkeit "keinen Maßstab und ist daher auch kein Maßstab".
Das gilt für JEGLICHE Wirklichkeit - DAS ist die Aussage.

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#617 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von Roland » Di 28. Aug 2018, 11:15

Anton B. hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Die Freiheit ist doch da. Nutze sie doch vernünftig! Dann freut sich auch der Feyerabend.
Naja, es besteht z.B. keine Freiheit darin, was an öffentlichen Schulen und Universitäten gelehrt werden darf.
Die Freiheit der Lehre besteht doch nicht darin "2 + 3 = 6" zu lehren, weil das von einer bestimmten Klientel behauptet wird.
Offensichtlich doch! Man hat z.B. keine Ahnung, wie Leben entstanden ist, lehrt aber, es sei zufällig und auf natürliche Weise entstanden und schließt Planung und Intelligenz von vornherein aus. Da wird in gewisser Weise "2 + 3 = 6" gelehrt. "Teach the controversy" wäre ehrlicher.

Anton B. hat geschrieben: Wissenschaftliches Grundwissen genau so wie grundsätzliche wissenschaftliche Methoden werden gelehrt, weil "Wissenschaft" so salopp wie möglich ausgedrückt für "unser Leben" Vorteile generiert. Deshalb fördert ein Gemeinwesen Wissenschaft.
Alles richtig. Welchen Vorteil es alledings für unser Leben generiert, dass ausschließlich eine absichtlose Zufallsentstehung des Menschen gelehrt werden darf, obwohl es dafür keinerlei Beweis geben kann, erschließt sich mir nicht.

Anton B. hat geschrieben: Im Gegensatz zu Galileo darf W&W doch publizieren. Galileo durfte aber gar nicht.
Er durfte und er sollte publizieren, sein Freund und Förderer Urban VIII hat ihn dazu ausdrücklich ermuntert. Mit der Einschränkung, nicht mehr zu behaupten, als er beweisen konnte.

Anton B. hat geschrieben: Und der Beitrag eines W&W-Mitarbeiters, den er bei einer wissenschaftlichen Schriftenreihe eingereicht hat, sollte beim Peer Review auch wie alle anderen eingereichten Beiträge bewertet werden.
Da hat er keine Chance, weil Intelligenz beim Peer Review streng verboten ist.

Anton B. hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Und wer dies heute akzeptiert "und dazu gehören alle modernen Wissenschaftler und Rationalisten -, kann das Verhalten der Kirche im Fall Galileis nicht kritisieren. Die Situation ist ja fast identisch. Wieder haben wir einen gewissen Grundbestand von »Wahrheiten«. Wieder ist es verboten Ideen, die nicht zu diesem Grundbestand gehören, auf bestimmte Weise zu verwenden."(S.219)
Die Situation ist eben doch ganz anders als damals.
Stimmt. Die Peer-Review-Inquisition (Inquisition heißt ja Untersuchung) lässt Intelligenz auch nicht als Hypothese zu. Insofern war die kirchliche Inqusition im Urteil von 1616 sogar toleranter!
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
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#618 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von Anton B. » Di 28. Aug 2018, 17:25

Roland hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Die Freiheit der Lehre besteht doch nicht darin "2 + 3 = 6" zu lehren, weil das von einer bestimmten Klientel behauptet wird.
Offensichtlich doch! Man hat z.B. keine Ahnung, wie Leben entstanden ist, lehrt aber, es sei zufällig und auf natürliche Weise entstanden und schließt Planung und Intelligenz von vornherein aus. Da wird in gewisser Weise "2 + 3 = 6" gelehrt. "Teach the controversy" wäre ehrlicher.
Die Entstehung des Lebens wird nicht als Theorie gelehrt, weil es eine etablierte Theorie nicht gibt. Es wird geforscht und neben Wissen in Form ganz kleiner Modelle werden vor allem Hypothesen entworfen, die eine gewisse Volatilität besitzen und Gegenstand von Diskussionen sind.

Richtig ist aber, dass eine "natürliche" Entstehung gesucht wird, weil eine Entstehung mit der Hilfe eines übernatürlichen Wirkens die Grenzen der vernünftigen Begründung verlässt.

Roland hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Wissenschaftliches Grundwissen genau so wie grundsätzliche wissenschaftliche Methoden werden gelehrt, weil "Wissenschaft" so salopp wie möglich ausgedrückt für "unser Leben" Vorteile generiert. Deshalb fördert ein Gemeinwesen Wissenschaft.
Alles richtig. Welchen Vorteil es alledings für unser Leben generiert, dass ausschließlich eine absichtlose Zufallsentstehung des Menschen gelehrt werden darf, obwohl es dafür keinerlei Beweis geben kann, erschließt sich mir nicht.
Die Entstehung des Menschen ist in der Evolutionstheorie als Evolutionsgeschehen ja auch nur ein winzig kleines Zipfelchen des Ganzen. Und dass eine naturwissenschaftliche Theorie nicht "bewiesen" werden kann, weißt Du doch.

Roland hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Im Gegensatz zu Galileo darf W&W doch publizieren. Galileo durfte aber gar nicht.
Er durfte und er sollte publizieren, sein Freund und Förderer Urban VIII hat ihn dazu ausdrücklich ermuntert. Mit der Einschränkung, nicht mehr zu behaupten, als er beweisen konnte.
Dann durfte und sollte er doch nicht das publizieren, was er publizieren wollte. W&W darf das aber. Und gar die Freiheit, ein Lehrbuch mit Nicht-Wissenschafts-Mainstream-Inhalten zu publizieren, ist gegeben. Keiner musste, widersagen, bekam Hausarrest oder wurde durch den Scheiterhaufen oder dem Ende der beruflichen Existenz bedroht.

Roland hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Und der Beitrag eines W&W-Mitarbeiters, den er bei einer wissenschaftlichen Schriftenreihe eingereicht hat, sollte beim Peer Review auch wie alle anderen eingereichten Beiträge bewertet werden.
Da hat er keine Chance, weil Intelligenz beim Peer Review streng verboten ist.
Muss aus Deiner Sicht wohl so aussehen. Obwohl die Kreation römischer Öllampen und anderer Werke durch einen mehr oder weniger intelligenten Schöpfer ja durchaus vertreten wird.

Die besondere Intelligenz eines W&W-Autors könnte sich ja in einem fundamentalen wissenschaftstheoretischen Beitrag äußern, warum übernatürliches Wirken in naturwissenschaftlichen Theorien doch dem Anspruch der vernünftigen Begründung genügen kann. Oder er wischt in vermeintlicher Feyerabend-Manier einfach alle Ansprüche weg und generiert direkt fruchtbare Modelle mit übernatürlicher Wirkungskomponente. Zum Beispiel in der Rohstoffsuche, im Ingenieurwesen, in Medizin und Handwerk. Die Erfolge werden sicherlich die Wissenschaft -- wie wir sie heute kennen -- zum bedauerten Ladenhüter der Geschichte werden lassen.

Roland hat geschrieben:Stimmt. Die Peer-Review-Inquisition (Inquisition heißt ja Untersuchung) lässt Intelligenz auch nicht als Hypothese zu. Insofern war die kirchliche Inqusition im Urteil von 1616 sogar toleranter!
Lege uns mal lieber dar, inwieweit übernatürliches WIrken in naturwissenschaftlichen ( :engel: ) Modellen vertreten werden kann und der Anspruch der vernünftigen Begründung dennoch erhalten bleibt.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

Anton B.
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#619 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von Anton B. » Di 28. Aug 2018, 18:18

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Weil Du nicht weißt, was der Fall ist, hat Deine göttliche Wirklichkeit "keinen Maßstab und ist daher auch kein Maßstab".
Das gilt für JEGLICHE Wirklichkeit - DAS ist die Aussage.
Ja, richtig. Für jegliche Wirklichkeit, die sich als "was der Fall ist", hinter dem Vorhang unserer Beobachtungen befindet. Für diese Wirklichkeit gilt in der Welt der vernünftigen Begründungen: "Sie hat keinen Maßstab und ist daher auch kein Maßstab."

Wobei es nicht heißt, es gäbe diese Wirklichkeit nicht, sie lässt sich aber nicht intersubjektiv vernünftig begründen. Und dabei geht es noch nicht einmal um die Ausprägung von dieser Wirklichkeit, sondern um die Existenz der Wirklichkeit an sich.

Als "naturwissenschaftliche Wirklichkeit" lässt sich das bezeichnen, was derzeit als naturwissenschaftliches Wissen vernünftig begründet ist. Die endet aber bei den vernünftig begründeten Modellen zu gemachten und zukünftigen Beobachtungen und ist auch in ihrer Ausprägung dauernden Änderungen unterworfen.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

closs
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#620 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von closs » Di 28. Aug 2018, 19:19

Anton B. hat geschrieben:Für diese Wirklichkeit gilt in der Welt der vernünftigen Begründungen: "Sie hat keinen Maßstab und ist daher auch kein Maßstab."
Das läuft stark Richtung "ontologischer Naturalismus", der aber bereits eine kategoriale Einschränkung in sich trägt in Bezug auf "das, was unabhängig von uns (also auch unabhängig von unserer anthropogenen Vernunft) der Fall ist".

Operativ ist das voll ok - zumal Naturwissenschaft nur Ergebnisse präsentiert, die experimentell bestätigt sind. Dann würde ich ebenfalls zustimmen. - Aber das ist eben nur eine Teilmenge dessen, was "ist" - nämlich DIE Teilmenge, die naturwissenschaftlich-methodisch erreichbar ist.

Anton B. hat geschrieben: "Sie hat keinen Maßstab und ist daher auch kein Maßstab."
Messenderweise natürlich nicht (also wörtlich verstanden). - ich habe einige Male geschrieben, dass die Wirklichkeit selbst der Maßstab ist und nicht die methodischen Ergebnisse dazu - inhaltlich meine ich das immer noch, allerdings wäre es sprachlich wohl besser, das Wort "Maßstab" (im Sinne von: Wirklichkeit misst sich selber - dies so verstehen zu können, war mir nicht präsent) zu ersetzen. - Vielleicht so: Das, was die Wirklichkeit WIRKLICH ist, darf nicht von methodischen Ergebnissen dazu mit dem Anspruch verändert werden, dass die Wirklichkeit gefälligst etwas was anderes zu sein hat, als sie ist. - Man kann Wirklichkeit nicht methodisch dressieren wie man einen Hund dressiert. - Diese Anmerkung ist deshalb wichtig, weil es im geisteswissenschaftlichen Bereich oft passiert.

Anton B. hat geschrieben:Als "naturwissenschaftliche Wirklichkeit" lässt sich das bezeichnen, was derzeit als naturwissenschaftliches Wissen vernünftig begründet ist. Die endet aber bei den vernünftig begründeten Modellen zu gemachten und zukünftigen Beobachtungen und ist auch in ihrer Ausprägung dauernden Änderungen unterworfen.
Bei dieser Definition ist mein Verdacht Janina gegenüber, dass sie etwas anderes unter Wirklichkeit versteht als ich, begründet - denn sie versteht "Wirklichkeit" so ähnlich, wie Du es eben schreibst.

Ich halte dies sprachlich für gefährlich, weil damit ontische Kategorien mit methodischen Kateegorien vermischt werden - das ist übrigens ähnlich zwischen Naturwissenschaft und Naturalismus: Beides führt man so eng, dass beides immer weniger unterschieden wird.

Es ist deshalb gefährlich, weil im ontischen Sinn "Wirklichkeit" und "derzeit" einfach nicht geht - das klingt wie "Derzeit ist 2+2=4". - Mit anderen Worten: Ontische Wirklichkeit ändert sich nicht mit dem jeweiligen Status menschlicher Vernunft und deren Ergebnisse dazu. - Was heißt dies? - Wir müssen zukünftig unterscheiden zwischen "Wirklichkeit sensu ontisch" und "Wirklichkeit sensu methodisch". - Es muss allen klar sein, dass beide Begriffe ganz unterschiedlichen Kategorien angehören.

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