Du bist wieder ziemlich selbstbewusst laut - so einfach ist es nicht.Münek hat geschrieben:Das entspricht nicht den Tatsachen. Von "Wartestand" ist im "Alten Testament" keine Rede. Erst sehr spät, nämlich im Buch "Daniel" (verfasst um etwa 165 v.Chr.) ist von einer Totenauferstehung überhaupt erstmals die Rede.
SChau nur mal in "Hiob" (= recht frühes Buch) und auf die Querverweise:
14,13f Dass Du mich in der Unterwelt verstecktest, mich bergen wolltest, bis Dein Zorn sich wendet, ein Ziel mir setztest und dann an mich dächtest. Wenn einer stirbt, lebt er dann wieder auf?
Das Wort "bis" legt nahe, dass Hiob es im Gegensatz zu vorherigen Ausführungen (vgl. zu 14,4) doch für möglich hält, dass das Totenreich umkehrbar ist. Das Wort "Ziel" legt im gleichen Sinne nahe, dass es doch ein "Richtungszeichen" (Buber: 10,22) im Totenreich gibt.
Es sei angemerkt, dass Hiob indirekt bereits vorher auf eine Instanz über dem Totenreich hinweist, wenn er feststellt, dass "kein Ruchloser ... ja vor sein Antlitz <kommt>" (13,16), was ja impliziert, dass ein Nicht-Ruchloser vor sein Antlitz kommen kann, somit eine Instanz nach dem Totenreich vorhanden ist.
Dieses spirituelle Schwanken zwischen Hoffnungslosigkeit des Todes und Hoffnung auf Leben erscheint aus der Vogelperspektive als nicht untypisch, ist es doch auch an ganz anderer Stelle der Bibel-Texte festzustellen - denn auch im Deuteronomium beispielsweise lodert Gottes "Feuer bis in die unterste Totenwelt" (Deut. 32,22). Denn dass dieses Zorn-Feuer auch in das Totenreich reicht, kann als Indiz gewertet werden, dass das Totenreich nicht nur als neutraler Sammelort aller Verstorbenen, an dem man zu seinen „Vätern gebettet“ (Deut. 31,16) wird, verstanden wird, sondern auch als Zorn-Ort, also Straf-Ort und somit Richt-Ort (welchen anderen Sinn macht sonst "Zorn" - wirklich Tote trifft kein Zorn.
Dies ist bemerkenswert (vgl. zu Deut. 32,22), da damit die Grundlage geschaffen wird, statt einer indifferenten Totenexistenz einen Scheidungsort für Seligkeit und Verdammnis zu sehen – also überhaupt zu ermöglichen, dass Menschen im Scheol zum Leben vorgesehen sein können, also ein Tag des „Zuordnens“ (vgl. zu Ex. 32,30) möglich ist.
Genau.Münek hat geschrieben:Deine Sicht ist Laiensicht.
