Ist Gott überzeitlich ?

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closs
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#391 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von closs » Do 14. Jun 2018, 20:00

Münek hat geschrieben:Diese Begriffe wollen lediglich im "üblichen" Sinn verwendet werden. Es bringt nichts, wenn Du Begriffe nach Deinem Gusto umdefinierst, um kritischen Fragen auszuweichen und ins Leere laufen zu lassen.
Vollkommen daneben:
1) Ich verwende die ursprüngliche Bedeutung, ohne die man gar nicht über geistige Fragen sprechen kann.
2) Es ist also keine "Umdefinierung" - im Gegenteil: Das naturalistische Neusprech ist Umdefinierung.
Münek hat geschrieben:Von "Hoch-Plausibilität" kann nun beim besten Willen keine Rede sein.
Das kannst Du doch aus Deiner Hermeneutik heraus doch gar nicht beurteilen.

Münek hat geschrieben: Bei entsprechenden Nachfragen zeigtest Du Dich stets außerstande, mal wirklich konkret zu werden.
Deine Hermeneutik VERSTEHT nicht, was geistig plausibel ist.

Münek hat geschrieben:Damit hast Du die Frage nicht beantwortet, sondern bist ihr ausgewichen.
Ebenfalls falsch: Das "Weil" leitet eine Begründung ein - hast Du diese Begründung VERSTANDEN?

Münek hat geschrieben:Wichtiger wäre es, das Buch Hiob nicht nur zu lesen, sondern auch zu VERSTEHEN.
Richtig - und da sind wir in der misslichen Lage, dass unsere unterschiedlichen Hermeneutiken zu vollkommen unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

Was bisher aus der Ecke Deiner Fraktion zum Verständnis Hiobs kam, war furchterregend deprimierend. - Das zeigt mir, wie sehr hermeneutische Formatierungen des Gehirns wirksam sein können. - Das ist kein "Münek-Problem", sondern ein allgemeines Kultur-Problem.

Helmuth
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#392 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Helmuth » Fr 15. Jun 2018, 06:10

closs hat geschrieben: Was bisher aus der Ecke Deiner Fraktion zum Verständnis Hiobs kam, war furchterregend deprimierend. - Das zeigt mir, wie sehr hermeneutische Formatierungen des Gehirns wirksam sein können. - Das ist kein "Münek-Problem", sondern ein allgemeines Kultur-Problem.
Hermeneutik ist auch auch kein Schlüssel zum richtigen Verständnis. Sie ist vielleicht eine interreligiöse theologische Disziplin, aber eben auch nur eine Art Intellektueller Herangehensweise an Texte. Sie führt noch lange nicht zu einem gesichert richtigen Verständnis eines Textes wie Gott persönlich etwas gemeint hätte.

Insofern gibt es die Münek‘sche, die Closs‘sche oder auch die Helmuth‘sche Hermeneutik, aber es gibt nicht „Die“ Hermeneutik. Somit eine wertlose Art. Alles was du sagst ist: „Ich sehe es anders als du.“
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

closs
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#393 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von closs » Fr 15. Jun 2018, 09:12

Helmuth hat geschrieben:Hermeneutik ist auch auch kein Schlüssel zum richtigen Verständnis. Sie ist vielleicht eine interreligiöse theologische Disziplin, aber eben auch nur eine Art Intellektueller Herangehensweise an Texte. Sie führt noch lange nicht zu einem gesichert richtigen Verständnis eines Textes wie Gott persönlich etwas gemeint hätte.
Richtig - GÄBE es für den Menschen ein gesichertes, also wissendes Verständnis, bräuchte man keine Hermeneutik. - Übrigens: "Die Bibel ist die Wahrheit" ist ebenfalls eine hermeneutische Vorannahme.

Helmuth hat geschrieben:Alles was du sagst ist: „Ich sehe es anders als du.“
Richtig- dazu kommt bei der Hermeneutik noch die Strukturierung und die Begründung: "Ich zeige Dir, wie und warum ich es anders sehe".

Kulturell übertragen heißt das:
Menschen im Mittelalter, Mormonen in den USA, Christen im Vatikan, Orthodoxe in Russland, Evangelikale in Europa wie auch Säkulare, Atheisten, Kritisch-Rationale oder Agnostiker sind jeweils hermeneutisch unterschiedlich formatiert, wenn sie von Geburt an in solchen Gruppierungen aufgewachsen sind. - Und das führt dann jeweils zu einem mäßig oder komplett unterschiedlichem Welt- bzw. Gott-Verständnis.

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Travis
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#394 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Travis » Fr 15. Jun 2018, 09:17

closs hat geschrieben:Menschen im Mittelalter, Mormonen in den USA, Christen im Vatikan, Orthodoxe in Russland, Evangelikale in Europa wie auch Säkulare, Atheisten, Kritisch-Rationale oder Agnostiker sind jeweils hermeneutisch unterschiedlich formatiert, wenn sie von Geburt an in solchen Gruppierungen aufgewachsen sind.
Was jedoch nicht zwangsweise zu einer beliebigen oder gar falschen Hermeneutik eines anderen Bereichs führt. Man schaut sich die Umwelt des zu erforschenden Bereichs an und formuliert die Erkenntnisse innerhalb des Rahmens dieses Bereiches.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

closs
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#395 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von closs » Fr 15. Jun 2018, 09:29

Travis hat geschrieben:Was jedoch nicht zwangsweise zu einer beliebigen oder gar falschen Hermeneutik eines anderen Bereichs führt. Man schaut sich die Umwelt des zu erforschenden Bereichs an und formuliert die Erkenntnisse innerhalb des Rahmens dieses Bereiches.
"Richtig" und "falsch" ist hier eh die Ausnahme, wenn man seriös vorgeht. - Meistens geht es um "anders".

Und dieses "anders sehen" steht eigentlich fast immer im Vordergrund, wenn es sich nicht gerade um Mathematik oder mit Einschränkungen um Naturwissenschaft handelt, wo es oft nur EINE Lösung gibt.

Optimistischerweise würde ich Hermeneutik als einen Strang verstehen, an dem viele an unterschiedlichen Stellen ziehen. - Aber wie gesagt: So SOLLTE es sein - dieser Optimismus ist normalerweise nicht gerechtfertigt.

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Travis
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#396 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Travis » Fr 15. Jun 2018, 09:39

In der Theologie bezeichnet man Hermeneutik grob gesagt oft als die Übertragung biblischer Aussagen in das eigene Leben. Dazu betrachtet man die Umwelt ebenso wie den innerbiblischen Kontext und die Heilsgeschichte. Gesetzt wird der Rahmen durch die Bibel selbst, da sie im erweiterten Sinne "Thora" ist. Die Verfasser des NT geben in ihren Bezügen auf das AT sehr viele Beispiele für hermenutische Auslegung.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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#397 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von closs » Fr 15. Jun 2018, 09:46

Travis hat geschrieben:In der Theologie bezeichnet man Hermeneutik grob gesagt oft als die Übertragung biblischer Aussagen in das eigene Leben.
So meine ich es nicht - ich meine "Hermeneutik" im Sinne des "Hermeneutischen Zirkels", was überm Daumen heißt: Wie entwickle ich ein logisch widerspruchsfreies Argumentarium auf Basis einer Vorannahme, die widerspruchsfreies Argumentieren ermöglicht?

Konkret: Was bedeuten Bibel-Texte, wenn ich sie aus der Vorannahme verstehe/begründe, dass man
* christliche Lehre oder
* jüdische Lehre oder
* kritisch-rationale Lehre oder
* atheistische Lehre oder
* usw
als Basis verstehe?

Helmuth
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#398 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Helmuth » Fr 15. Jun 2018, 10:40

closs hat geschrieben: Übrigens: "Die Bibel ist die Wahrheit" ist ebenfalls eine hermeneutische Vorannahme.
Du braucht erst gar nicht auf kulturelle Unterschiede verweisen, denn nur schon dieser eine Satz ist kein Zitat aus der Schrift. Der Satz ist schon einmal, wie er formuliert wurde, falsch, und wenn man jetzt noch eine Exegese, Hermeneutik, Denkomanik, Theologie etc. darauf aufbaut, kommt raus was wir heute haben. Ein Überzeit Gott, anstelle des Vaters im Himmel, ein intellektuelles Überwesen, anstelle eines wirkenden Geistes in uns.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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Ruth
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#399 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Ruth » Fr 15. Jun 2018, 11:31

Helmuth hat geschrieben:Ein Überzeit Gott, anstelle des Vaters im Himmel, ein intellektuelles Überwesen, anstelle eines wirkenden Geistes in uns.

Wenn man das Wörtchen "anstelle" mal weg lässt, dann passt es wieder.
... oder hältst du es nicht für möglich, dass Gott "Alles in Allem" sein kann ?

Helmuth
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#400 Re: Ist Gott überzeitlich ?

Beitrag von Helmuth » Fr 15. Jun 2018, 12:07

Ruth hat geschrieben: ... oder hältst du es nicht für möglich, dass Gott "Alles in Allem" sein kann ?
Aus der Aussage „alles in allem“ lässt sich jede erdenkliche Möglichkeit konstruieren. Der Gott im Stein, der Gott im Götzen, der Gott aller schlechten Gedanken, der Gott des Hasses, und alles ist dann auch „Gott“. Wohin solche Gedankenkontruktionen führen sollte klar sein.

Insofern ist es wichtig, nicht über das hinauszugehen, was geschrieben steht.
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