Münek hat geschrieben:Ich weiß nicht, was Du unter "geistigem Verständnis" verstehst (wahrscheinlich ein Eigengewächs).

Das ist die Grundlage der Theologie!!!
Theologie versucht immer im Sinne - wie sie es nennt - des "HEiligen Geistes" zu verstehen. - Wenn Du "HG" nicht magst, nenne es "geistig".
Münek hat geschrieben:Hier geht es um ganz normales Verstehen. Ein Nichtjude (Äthiopier) liest die Jesaja-Rolle. Da ist die Frage angebracht: "Verstehst Du
auch, was Du da liest?"
Nein - was DU oder eine kritisch-rationale Wissenschaft darunter versteht, ist es NICHT. - Es ist NICHT, was wir meinen, was damals jemand gemeint hat, sondern was es bedeutet, wenn es im Sinne des HG bedeutet. - Natürlich kann man dieses Ziel immer nur unvollständig erreichen - aber es ist die LEitlinie.
Das ist doch der Grund, warum der kerygmatische Jesus dem Jesus vor 2000 Jahren näher sein KANN (nicht muss) als der historisch-kritische Jesus.
Münek hat geschrieben:Der Bibeltext ist zum Verständnis manchmal nicht ausreichend - dann ist Auslegung und fachmännische Textinterpretation gefragt.
Und das leistet aufgabengemäß die historisch-kritische Exegese.
Das wiederum ist richtig - Hintergründe können entscheidend sein, um geistig richtig zu interpretieren. - Deshalb sagt Ratzinger, dass die HKE unverzichtbar für das (geistige) Bibel-Verständnis - aber die HKE IST nicht das geistige Bibelverständnis, sondern assistiert diesem nur.
Münek hat geschrieben:Keinesfalls würde Ratzinger einen "Wahrheitsvorbehalt" anerkennen: absolute, ewig gültige Wahrheiten.
Absolute Wahrheit, WENN es Gott gibt, wie Ratzinger es glaubt - das ist der Vorbehalt.
Münek hat geschrieben:die Katholische Kirche? Wie rechtfertigst Du deren Absolutheitsanspruch?
Auf der Basis "Wenn es Gott gibt" - so wie die HKE den absoluten Anspruch hat, dem Jesus vor 2000 Jahren näher zu sein als etwa die Kerygmatik.
Münek hat geschrieben: Wissenschaft kennt keine Dogmen. Spinnst Du jetzt?
Disziplinierte Wissenschaft tut das natürlich nicht - aber sie wird so dargestellt. - Unsere lange Diskussion hier basiert auf einer Ver-Weltanschaulichung des Wissenschaftsbegriffs, was Wissenschaft als ideologisch/dogmatisch erscheinen läßt.
Läßt man das weg, ist Wissenschaft etwas, was Modelle baut und diese nach Möglichkeit falsifiziert - mehr nicht. - Diese Modelle haben Vorannahmen (das ist selbstverständlich erlaubt) - und somit können Sätze wie "Jesus hatte eine Naherwartung (in Deinem Sinne)" rauskommen, die als methodische, modellhafte Ergebnisse absolut akzeptabel sind. - Aber das hat nur sehr, sehr bedingt etwas damit zu tun, ob Jesus WIRKLICH eine Naherwartung (in Deinem Sinne) hatte.
Münek hat geschrieben:Eine "Wenn-dann-Variante" ist der Wissenschaft unbekannt.
"Modell" SIND eine "Wenn-dann-Konstruktion": WENN ich dieses Modell unterlege, dann kommt folgendes ... raus.
Münek hat geschrieben:Nicht "wäre", so IST es richtig und so wird es gemacht.
Möglicherweise in der seriösen HKE, die weiß, dass sie nur in Modellen arbeitet - in der Interpretation derselben wird sich kräftigst eingemischt - erinnere Dich an Conzelmann und seinen berühmten Satz.