Münek hat geschrieben:Selbstverständlich benötigt Verstehen/Verständnis ein gewisses Quantum an "Geist".
Ich meine nicht intellektuellen, sondern spirituellen Geist.
Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese ist die theologische Diziplin, die mit ihren Textinterpretationen den LESER überhaupt erst in die Lage versetzt, die oft schwer verständlichen Bibeltexte inhaltlich zu VERSTEHEN.
Das ist richtig - dazu ist die HKE auch da. - Aber "inhaltlich" ist nicht "Apg. 8,30".
Münek hat geschrieben:Wenn Du unter "geistigen Inhalt" das verstehst, was der gläubige Textverfasser gegenüber dem Leser zum Ausdruck bringen wollte, ist das in Ordnung.
Davon abgesehen, dass auch ein Textverfasser nicht notwendigerweise die Dimension seines Gesagten erkennen muss (das ist bei Komponisten dasselbe), ist die Frage, WAS er damit gemeint hat, abhängig von der Hermeneutik des Forschers.
Münek hat geschrieben:Nicht in Ordnung wäre, wenn der Interpret seine persönlichen Glaubensvorstellungen dem Autor als dessen Intention "unterschieben" würde.
Das lässt sich oft nicht vermeiden. - Wenn bspw. den SChreibern unterstellt wird, sie hätten Jesus nur im Sinne des damaligen Glaubens interpretiert, kann das richtig oder falsch sein - entscheiden darüber tut der Interpret.
Gutes Beispiel ist wie immer "Jesus hatte eine Naherwartung (in Deinem Sinne)" - denn hinter dieser Interpretation steht die Interpretenannahme, dass die Textverfasser Jesus im Sinne des Volksglaubens verstanden hätten. - Was übrigens zum Teil sogar stimmt - aber es ist eben nicht letztlich relevant, weil sich auf Verfasser irren können. - Innerhalb der Verfasser spreizt sich die Meinung von "Warum kommt er nicht?" bis zu "Gott ist inwenig in uns". - Wer soll entscheiden?
Man kann dies technisch entscheiden "Älteste Quelle hat recht", man kann es spirituell entscheiden "Was ist im Gesamten richtig". - Entscheiden tut nicht der Verfasser, sondern der Interpret.
Münek hat geschrieben:Nein - das IST "historisch-kritische Exegese".
Wieso "nein"? - "Ja - das IST "historisch-kritische Exegese". - Aber auch die HKE ist doch in sich bereits eine interpretatorische Entscheidung: "WENN ich mit den Vorannahmen der HKE interpretiere, DANN kommt folgendes ... raus".
Münek hat geschrieben:Nicht "kann", er "muss" es.
Aber dann bleibt es diesseits von Apg. 8,30.
Münek hat geschrieben:Apg. 8:30 hat nichts mit Textinterpretation zu tun, wie Du es fälschlicherweise behauptest, sondern mit dem Verstehen/Verständnis des LESERS biblischer Texte. Es sind die Auslegungen der historisch-kritischen Exegese, die den Leser zu diesem Verständnis verhelfen sollen.
Richtig - so meint es Ratzinger: HKE als notwendiger Vorlauf zum Verständnis im Sinne von Apg. 8,30.
Münek hat geschrieben: "Denn das ist gut so, weil damit ein gemeinsamer Grundlagen-Standard für geistige/hermeneutische Auslegung da ist." (Closs)
Und das habe ich natürlich als blühenden Unsinn zurück gewiesen...
Aber genau so ist es gemeint.
Münek hat geschrieben:In dem Dokument der "Päpstlichen Bibelkommission" heißt es ausdrücklich, dass zur Aufgabe des Dogmatikers NICHT die Bibelinterpretation gehört. Kannste nachlesen. Tuste aber nicht.
Du verstehst es nicht. - Damit ist gemeint, dass andere theologische Diszplinen selbst nicht den exegetischen Vorlauf machen - aber sie haben doch eine Apg. 8,30-Interpretation davon, mit der sie dann weiterarbeiten.
Münek hat geschrieben:Nein - denk´nochmal scharf nach (Astrologie und kanonische Exegese an die Uni).
Falsche Fährte - damit würdest Du unterstellen, dass Wissenschaft nicht in der Lage sein darf, die Bibel im Sinne von Apg. 8,30 zu verstehen - dann wären wir wieder beim Wort "Wasserträger".
Münek hat geschrieben:Das ändert nichts an der SCHWÄCHE des "Arguments"...
Was willst Du daran ändern? - Wenn Du in die Tiefe gehen willst, kommst Du nicht drum rum.
Münek hat geschrieben:die Interpretation antiker Texte ist nun mal die HAUPTAUFGABE der historisch-kritischen Exegese.
Aber sie wird darin von der Theologie nicht anerkannt, wenn sie "Interpretation" mit IHRER Hermeneutik als satisfaktionsfähig im Sinne von Apg. 8,30 versteht.
Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Aber sobald es um die Frage geht "Was hat das eigentlich substantiell zu bedeuten?", geht es nicht ohne Hermeneutik.
Aber ohne spirituell-transzendente Prämissen.
Dann kann man spirituell-substantiell nicht zuständig sein.
Münek hat geschrieben:Welchen Grund sollte sie haben, eine Person der Zeitgeschichte als himmlisches Wesen anzusehen?
Theologische, spirituelle Gründe. - Wenn sie solche Gründe per eigener Hermeneutik nicht nachvollziehen kann, ist die HKE nicht Teil der Theologie.
Ich sage ja nicht, dass die Hermeneutik der HKE falsch sein muss - aber sie ist nur dann richtig, wenn Jesus nur Mensch ist.
Münek hat geschrieben:Ob Jesus ein göttliches Wesen war, weiß ja nun mal niemand - nicht einmal der Papst.
Richtig - deswegen heißt es "Glaube". - Wissenschaftlich nennt man Glaube "hermeneutische Vorannahme". - Der Glaube der HKE ist, dass etwas positiv bestätigt sein muss, um es untersuchen zu können ("JEsus ist Mensch") - also ist er Nur-Mensch, solange Jesus in seiner Göttlichkeit nicht positiv bestätigt werden kann. - Also muss man bis zur Apokalypse so interpretieren, als sei Jesus nur Mensch.
Aber das ändert nichts daran, dass damit NICHT geklärt ist, was nun Jesus WIRKLICH ist.
Münek hat geschrieben:Nimmt man Jesu Botschaft ernst und sieht sie als authentisch an, kann sie UNMÖGLICH falsch sein.
Das ist im schlimmsten Fall eisegetische Dogmatik.
Münek hat geschrieben:Spätestens jetzt sehe ich es an der Zeit, Dir zu empfehlen, Dich über die Begriffe "IDEOLOGIE" und "DOGMATISMUS" Klarheit zu verschaffen
Das war eigentlich meine Bitte an Euch

. - Was man sich unter "Dogmatik" im fachfremden Schlagwort-Gebrauch vorstellt, betrifft die RKK weit weniger als heutige säkulare Pseudo-Religionen.
Münek hat geschrieben:Ratzinger arbeitet NICHT auf einer WENN-DANN-Basis.
Doch: WENN mein Glaube an Gott richtig ist, DANN gilt ..." - Sie postuliert absolute Wahrheit aus diesem WENN.
Münek hat geschrieben:weil sie eben KEINE ewig gültigen, absoluten, unhinterfragbaren, unumstößlichen Wahrheiten postuliert
Sie postuliert keine absoluten Wahrheiten, sieht sich selber aber auf einem dogmatischen Sockel, indem sie "Wenn-dann" ersetzt durch "Wieso? Das ist doch so".
Münek hat geschrieben:In dieses glaubensbasierte Textverständnis der Kirche mischt sich die historisch-kritische Exegese NICHT ein.
So wäre es auch richtig. - Aber sie muss klarstellen, ob sie sich als Basis für folgende hermeneutische Auslegungen versteht oder selber eine ist.