Sola fide?

Rund um Bibel und Glaube
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ProfDrVonUndZu
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#21 Re: Sola fide?

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Mi 28. Mär 2018, 17:42

Allein durch Glauben.... .tut man das richtige. Nämlich den Weg Christi gehen. Protestanten gehen den Weg Christi aber nicht, wenn sie beten "Unser tägliches Brot gib uns heute" aber am tatsächlichen Lebenswandel die Selbsterlösung bezeugen : "Heute hab ich mir meinen Wohlstand durch meiner Hände Arbeit verdient, also her damit. Mein Fleiß gibt mir das Recht es anderen vorzuenthalten und zu rauben. Ich habe ein Anrecht darauf, und kann es darum auch mit Waffengewalt fordern oder durch weltliche Instanzen einklagen."
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

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1Johannes4
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#22 Re: Sola fide?

Beitrag von 1Johannes4 » Mi 28. Mär 2018, 23:34

Hallo ProfDrVonUndZu,

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Protestanten gehen den Weg Christi aber nicht, wenn sie beten "Unser tägliches Brot gib uns heute" aber am tatsächlichen Lebenswandel die Selbsterlösung bezeugen

hat nicht jede christliche Konfession eine mehr oder minder stark ausgeprägte Tendenz hin zu einer „Selbsterlösung“? Welche denn nicht? Ich sehe das nicht als ein typisches evangelisches Problem an, sondern eher als eine allgemeine fleischliche Tendenz des Menschen statt dem vermeintlich unsicheren Glauben nach der scheinbar bequemeren Religiosität zu greifen. Ein interessantes Buch in diesem Zusammenhang ist meiner Meinung nach „Warum ich nicht religiös bin“ von Ole Hallesby (kostenloser Download beim CLV, insbesondere das letzte Kapitel).

Grüße,
Daniel.
Da der hiesige Admin willkürlich meine Beiträge löscht, lohnt es sich nicht hier noch mitzulesen bzw. sich mit Kommentaren einzubringen. Wünsche Euch alles Gute.

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ProfDrVonUndZu
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#23 Re: Sola fide?

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Mi 28. Mär 2018, 23:57

Da es hier um den Protestantismus geht, hab ich mich auch auf diesen bezogen. Natürlich gab und gibt es diese Denke überall, aber es gibt auch gut begründete und anerkannte Thesen, dass der Protestantismus maßgeblich zu deren Evolution beigetragen hat.
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Rilke
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#24 Re: Sola fide?

Beitrag von Rilke » Do 31. Mai 2018, 17:58

Habe dieses Thema noch einmal herausgesucht. Die Frage beschäftigt mich nach wie vor.

Mir ist noch immer unklar, wie die protestantische Theologie sich auf die Errettung aus dem Glauben allein berufen kann. Unzählige Bibelstellen der Apostelbriefe und auch Aussagen Jesu selbst sprechen vom Halten der Gebote, von Gerechtigkeit durch Werke und Glauben im Einklang miteinander.

So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. - Jakobus 2,17

Abraham, unser Vater, wurde er nicht aus den Werken als gerecht anerkannt, als er seinen Sohn Isaak auf den Opferaltar legte? - Jakobus 2,21

Ihr seht, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein. - Jakobus 2,24

Die "Once saved - Always saved" Theologie entspricht meiner Meinung nach nicht der Aussage Christi. Vielleicht findet sich jemand, der diesen Gedanken aber verständlich ausdrücken kann? :)
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. - Joh 10, 27-28

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Travis
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#25 Re: Sola fide?

Beitrag von Travis » Do 31. Mai 2018, 18:10

Hoi Rilke! Magst du kurz umreißen, was du unter Glaube verstehst?
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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#26 Re: Sola fide?

Beitrag von Rilke » Do 31. Mai 2018, 18:13

Travis hat geschrieben:Magst du kurz umreißen, was du unter Glaube verstehst?
Gerne!

Glaube ist für mich vieles. Zum Teil die Erkenntnis der göttlichen Existenz. Auch die Erkenntnis der Existenz der göttlichen Opferung, die uns zuteil wird, um Erlösung zu gelangen. Wer an den Messias glaubt, wird errettet, so heißt es in der Bibel. Glaube ist für mich auch die erste Stufe, die zu einer persönlichen Beziehung zum Schöpfer selbst hinführt - nur wer glaubt, kann eine Beziehung mit Jesus eingehen. Der Glaube ist das Licht, mit dem wir den Sinn unserer Existenz erkennen können, so würde ich das - ganz spontan - bezeichnen. :)
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Travis
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#27 Re: Sola fide?

Beitrag von Travis » Do 31. Mai 2018, 18:54

Dankeschön!
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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#28 Re: Sola fide?

Beitrag von Helmuth » Do 31. Mai 2018, 19:28

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Allein durch Glauben.... .tut man das richtige. Nämlich den Weg Christi gehen. Protestanten gehen den Weg Christi aber nicht, wenn sie beten "Unser tägliches Brot gib uns heute" aber am tatsächlichen Lebenswandel die Selbsterlösung bezeugen : "Heute hab ich mir meinen Wohlstand durch meiner Hände Arbeit verdient, also her damit. Mein Fleiß gibt mir das Recht es anderen vorzuenthalten und zu rauben. Ich habe ein Anrecht darauf, und kann es darum auch mit Waffengewalt fordern oder durch weltliche Instanzen einklagen."
Ich denke, Jesus beantwortet das in Lukas 18,9-14. Mehr wäre dazu nicht zu sagen.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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#29 Re: Sola fide?

Beitrag von Rilke » Fr 1. Jun 2018, 07:51

Ich möchte die Wichtigkeit des Glaubens nicht anzweifeln. Sicherlich ist der Glaube an Jesus Christus und an dessen Tod für unsere Sünden fundamental für unsere Errettung.
Dennoch bleibt der Glaube ohne Werke tot, wie es Jakobus gut ausgedrückt hat. Manche Sünde führt zum Tod, manche Sünde nicht - so steht es im 1. Johannesbrief 5, 16-17.

Auch Paulus schrieb im ersten Korintherbrief, dass kein Dieb, kein Ehebrecher, kein Trinker und kein Lästerer und noch andere das Reich Gottes erben wird. 1 Korinther 6,9. Was hält nun den Trinker auf, ins Reich Gottes zu gelangen? Sein Trinken, seine Sünde, würde ich sagen.

Jesus selbst sagte: Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt, und wer mich liebt, der wird von meinem Vater geliebt. Johannes 14,21.

Schließlich in Matthäus 19,17 wird Jesus sehr konkret, als man ihm folgende Frage stellt: Meister, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen?
Seine Antwort: Was fragst du mich nach dem Guten? Nur einer ist der Gute. Wenn du aber in das Leben eintreten willst, halte die Gebote! Darauf fragte er ihn: Welche? Jesus antwortete: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst kein falsches Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter! Und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Der junge Mann erwiderte ihm: Alle diese Gebote habe ich befolgt. Was fehlt mir noch? Jesus antwortete ihm: Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib ihn den Armen; und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach!
Alles Taten, durch die der reiche Mann gerechtfertigt werden konnte.

Deswegen glaube ich, dass der Mensch nicht durch seinen Glauben allein errettet wird, wenn seine Taten nicht dem Willen Gottes entsprechen. Wäre es der Glaube allein, der den reichen Mann rechtfertigen würde, sähe die Antwort Jesu nicht ganz anders aus?
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#30 Re: Sola fide?

Beitrag von Travis » Fr 1. Jun 2018, 08:05

Rilke hat geschrieben:Ich möchte die Wichtigkeit des Glaubens nicht anzweifeln. Sicherlich ist der Glaube an Jesus Christus und an dessen Tod für unsere Sünden fundamental für unsere Errettung. Dennoch bleibt der Glaube ohne Werke tot, wie es Jakobus gut ausgedrückt hat.
Martin Luther hatte damals so seine Schwierigkeiten mit dem Jakobus Brief. Du befindest Dich also in Gesellschaft. Luther hielt sich lieber an Paulus, in dessen Schriften Glaube und Gnade eine verwobene Linie bieten.

Allerdings stehen sich Paulus und Jakobus nicht im Weg oder gar im Dissens. Nach meinem Dafürhalten bekommt man den besten Zugang zu diesem Problem über den Glaubensbegriff selbst.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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