Zippo hat geschrieben:Die Theorie, das Gott die Zeit geschaffen habe und deswegen überzeitlich ist, kann ich nicht einsehen. Wo steht das in der Bibel ?
Wo steht, daß Gott die Zeit geschaffen hat ? Und wo steht, daß er schon weiß, was die Zukunft birgt, es sei denn , daß er die Zukunft gestaltet oder weil er aus den Gegebenheiten Schlüsse ziehen kann ?
Einige Bibelstellen dazu wurden hier schon zitiert und es gibt sehr viele andere. Diese Aussage macht die Bibel ständig, das ist wirklich ein durchgängiges Motiv. Das bestreite ich nicht. Zur Zeit lese ich nebenbei wieder einmal zwei andere Bibeln die ich noch nicht gelesen habe von vorne bis hinten durch. Bei der einen bin ich gerade im 2. Buch Samuel. Vor ein paar Tagen las ich in der zuletzt begonnen Bibel in der Josefnovelle diese Stelle:
Gen 50,19-21 hat geschrieben:Joseph aber antwortete ihnen: »Seid ohne Furcht! Denn stehe ich etwa an Gottes Statt? Ihr freilich hattet Böses gegen mich im Sinn, aber Gott gedachte es zum Guten zu wenden, um das auszuführen, was jetzt klar zutage liegt, nämlich um ein zahlreiches Volk am Leben zu erhalten. Fürchtet euch also nicht! Ich selbst werde euch und eure Kinder versorgen.« So tröstete er sie und redete ihnen freundlich zu.
Wie wunderschön ist das!
Hier kommen die Motive der Vorhersehung, der Fügung und Heilsgeschichte vor. Aber Herr Gott im Himmel, das ist doch keine geisteswissenschaftliche Abhandlung darüber, wie Gott "funktioniert". Die Botschaft dieser herrlichen Stelle ist doch das Gottvertrauen, in welchem Josef sein Leben mit all seinen Widrigkeiten lebt und wie er in diesem Glauben die Anschläge seiner Brüder verzeihen kann und ihnen ihre Schuldenlast von den Schultern nimmt und für sie sorgt. Erinnere dich an Kain: "Bin ich meines Bruders Hüter?"
Die Musik spielt auf einer ganz anderen Ebene als einer historischen oder geisteswissenschaftlichen. Dazu will und muss ich überhaupt nicht verstehen, wie angebliche Fügung durch angebliche Überzeitlichkeit zu verstehen sei. Bringt ja auch nichts als unlösbare Widersprüche, wenn ein leerer Begriff durch einen anderen leeren Begriff "erklärt" wird. Die Allwissenheit Gottes und die Entscheidungsfreiheit des Menschen schließen sich logisch aus.
Was für ein Gottesbild kommt dabei heraus, wenn Gott die ganze Geschichte aus der Überzeitlichkeit heraus gefügt hat und jede Entscheidung des Menschen in seiner Allwissenheit kennt? Eine von Gott vorgegaukelte Entscheidungsfreiheit, deren leidvolle Konsequenzen allerdings nicht vorgegaukelt, sondern wirklich und schmerzlichst erlitten werden. Da ist Gott nicht die Liebe in Person, sondern ein Sadist. Übrigens findet der Mensch auf diesem Wege nicht zu einer eigenen Erkenntnis, sondern nur zu der, welche Gott als Erfinder des ganzen heilsgeschichtlichen "Filmes" für jeden gefügt hat. Wann Gott in seiner Allwissenheit etwas "jetzt" kommen lässt ist völlig wumpe, weil es nur so kommen kann, wie es kommen muss.
Schon vor der Geburt eines Menschen weiß Gott, welche Sünden dieser und welche jener an seinem Nächsten begehen wird. Am Ende wird Gott alles "richten" (was er selbst verbockt hat), damit bei Omega alles wieder so ist, wie bei Alpha. Dann geht's wieder bei Alpha los und der ganze Scheiß spielt sich wieder und wieder ab, weil Alpha (?) und Omega (?) angeblich derselbe Punkt in der Zeit sein soll, und wir leiden und leiden dieselben Leiden immer rund rum, wie der Sekundenzeiger auf dem Zifferblatt.
Dieser Nonsens soll das Ergebnis sauberen geisteswissenschaftlichen Arbeitens sein? Ich lach mich tot. Das kommt dabei heraus, wenn man das Geheimnis Gottes mit einem Kreuz-Wort-Rätsel verwechselt, und Glaube durch "Wissen" zu stärken versucht.