closs hat geschrieben:
1) Nicht selten vertritt ein Evangelist etwas, bei dem er sich in BEzug auf Jesus irrt (Mit anderen Worten: Aussagen von Evangelisten sind nicht automatisch mit der Meinung Jesu gleichzusetzen)
2) Nicht selten ist die Haltung des Evangelisten unterschiedlich aus heutiger Sicht interpretierbar (Mit anderen Worten: Wenn er etwas sagt, kann er etwas anderes meinen, als was wir aus UNSERER heutigen Hermeneutik interpretieren)
Das führt dazu, dass unterschiedliche wissenschaftliche Ergebnisse die Folge sein können - was wieder dem Postulat widerspricht, dass wissenschaftliche Ergebnisse eindeutig sein müssten.
Ein weiteres Feld:
Verschiedene Exegesen kommen aufgrund verschiedener Hermeneutiken ihrer Methodik zu unterschiedlichen Ergebnissen beim Selben.
Ich hatte mich zunächst einmal auf die reine Textanalyse bezogen.
Was du sagst, setzt noch etwas obendrauf, das ist Exegese als Teilgebiet der Theologie.
Und bei der Exegese - das bekommt ein Bibelschüler im ersten Jahr beigebracht - ist es notwendig, seine exgetischen Grundlagen darzustellen. Das sind ebenfalls Prämissen, die bei dem Verständnis der Texte eine entscheidende Rolle spielen.
Die unterschiedlichen exegetischen Grundlagen erklären deine Problempunkte recht zwanglos.
Und die Aussage, dass wissenschaftliche Ergebnisse eindeutig sein müssen, ist schlicht falsch (gilt schon nicht für die Naturwissenschaft). Wissenschaftliche Ergebnisse müssen begründbar sein. In dem Themenfeld, das du ansprichst, bedeutet das, seine Prämissen offen zu legen und zu zeigen, wie darauf die Schlussfolgerungen entstehen.
Nehmen wir als Beispiel den Punkt 1 von oben.
Diese Aussage für sich beinhaltet die Prämisse, dass die Evangelisten Menschen waren und von der Meinung von Jesus abweichen können. Anders kannst du diese Aussage gar nicht formulieren.
Machst du allerdings die Prämisse, dass die Evangelisten göttlich inspiriert waren und alles, was in den Evangelium steht, ein Guss ist, dann ist diese Aussage falsch - muss sie falsch sein. Dann ist das, was wir als "andere Meinung " ansehen, unser Missverständnis. Tatsächlich vertritt der Evangelist genau die Meinung Jesu.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.