So nah und doch so fern?

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Münek
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#301 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Münek » Fr 4. Okt 2013, 19:42

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Aber zahlreiche Theologen haben mit Akribie, viel Verstand und Fleiß versucht festzustellen, was damals vor 2000 Jahren tatsächlich abgelaufen ist. Das muss man einfach mal zur Kenntnis nehmen.
Gerne - welche geistigen Schlussfolgerungen ziehst Du daraus? - Meinst Du, man könne über wissenschaftliche Arbeit die Substanz einer Religion verändern?

Hallo Kurt,

selbstverständlich!

Stelle Dir mal vor, Historiker würden definitiv (unumstößlich) feststellen,
dass Jesus von Nazareth seine Kreuzigung auf Golgatha überlebt hat und Jahre
später in Galiläa eines natürlichen Todes gestorben ist (also keine Auferstehung,
keine Himmelfahrt, keine Eröhung etc.).

Schon wäre auf einem Schlag dem Christentum sein Fundament entzogen, denn
die Auferstehung Jesu ist für Christen der zentrale Glaubensinhalt schlechthin.

"Ist aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und
ihr seid immer noch in euren Sünden; und auch die in Christus Entschlafenen sind
verloren." (1. Kor. 15, 17,18).

Gruß

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Zeus
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#302 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Zeus » Fr 4. Okt 2013, 21:09

closs hat geschrieben: Das war Physik: Kräfte in 90° zu anderen Kräften werden nicht überlagert
Kurt, deine Physik stinkt. :(
Kräfte addieren sich vektoriell. Die Bewegung erfolgt in der Richtung des resultierenden Kräftevektors.
Ein Glück, dass dein Heilsplan(TM) nicht auf deinem Physikverständnis basiert. ;)


Gruß
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#303 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von closs » Fr 4. Okt 2013, 23:31

Münek hat geschrieben:Schon wäre auf einem Schlag dem Christentum sein Fundament entzogen, denn die Auferstehung Jesu ist für Christen der zentrale Glaubensinhalt schlechthin.
Stimmt - dann wäre die jüdische Variante richtig, dass der "richtige" Messias erst noch kommt.

Zeus hat geschrieben:Kräfte addieren sich vektoriell.
Stimmt - und was passiert, wenn Du quer zum Strom schwimmst - UNABHÄNGIG von der Fließgeschwindigkeit des Stroms? - Richtig - Du kannst mit eigener KRaft (auch wenn sie gering ist) das eine oder das andere Ufer erreichen. - Genau darum geht's. - Wenn Du aber dagegen schwimmst, passiert nichts (außer dass die Stromgeschwindigkeit vektoriell um Deine SChwimmkraft reduziert wird).

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Zeus
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#304 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Zeus » Sa 5. Okt 2013, 01:50

Zeus hat geschrieben:Kräfte addieren sich vektoriell.
closs hat geschrieben:Stimmt - und was passiert, wenn Du quer zum Strom schwimmst - UNABHÄNGIG von der Fließgeschwindigkeit des Stroms? - Richtig - Du kannst mit eigener KRaft (auch wenn sie gering ist) das eine oder das andere Ufer erreichen. - Genau darum geht's. - Wenn Du aber dagegen schwimmst, passiert nichts (außer dass die Stromgeschwindigkeit vektoriell um Deine SChwimmkraft reduziert wird).
Es freut mich, dass du die Sache mit den Kräften doch noch verstanden hast, lieber Kurt. :thumbup:
Wenn man aber nun zu langsam schwimmt, wird man dann vor dem Erreichen des rettenden Ufers in die Hölle geschwemmt?
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#305 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » Sa 5. Okt 2013, 06:35

closs hat geschrieben:Stimmt - dann wäre die jüdische Variante richtig, dass der "richtige" Messias erst noch kommt.


Oder gar nicht, eigentlich die wahrscheinlichere Variante
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#306 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » Sa 5. Okt 2013, 06:37

closs hat geschrieben: - Fügung ist, wenn Gottes Wissen um menschliches ("freies") Handeln in den gesamten Heilsplan einberechnet ist. -

Also Gott als Beobachtender und nicht als aktiv Handelnder?

Widerspricht aber deiner These, daß Gott sich eines Hitlers bedient, um Juden leiden zu lassen.
Zuletzt geändert von sven23 am Sa 5. Okt 2013, 06:44, insgesamt 1-mal geändert.
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#307 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » Sa 5. Okt 2013, 06:38

closs hat geschrieben:Na und? Geht aber ins selbe Meer.


Auch nicht immer, es gibt Flüsse, die nie das Meer erreichen. ;)
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#308 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von closs » Sa 5. Okt 2013, 10:10

Zeus hat geschrieben:Es freut mich, dass du die Sache mit den Kräften doch noch verstanden hast, lieber Kurt.
Ich habe im zweiten Anlauf verstanden, was ich Dir im ersten Anlauf erklären wollte? :o

Zeus hat geschrieben: Wenn man aber nun zu langsam schwimmt, wird man dann vor dem Erreichen des rettenden Ufers in die Hölle geschwemmt?
Keine Schlussfolgerungen - es geht darum, dass der Mensch Handlungsfreiheit hat, selbst wenn der Fluss stärker ist als eigene Kräfte.

sven23 hat geschrieben:Widerspricht aber deiner These, daß Gott sich eines Hitlers bedient, um Juden leiden zu lassen.
Da widerspricht sich gar nichts - es ist nur sauschwer zu erklären. - Außerdem muss man da nicht mit Hitler oder Stalin kommen - es reicht auch, wenn man den Autofahrer nimmt, der ein Kind tot fährt - auch dann könnte man in Deinem Jargon sagen, Gott bediene sich seiner, um die Eltern des Kindes leiden zu lassen. - Nochmal: Man darf hier nicht quantifizieren.

Zur Sache selber: Man muss sich erst mal davon trennen, dass es etwas ganz anderes wäre, ob x Million Soldaten im Krieg fallen oder y Millionen durch den Holocaust oder z Millionen durch eine Epidemie. Denn es geht unterm Strich ausschließlich um die Frage von Leben und Tod des Einzelnen. Und für den Einzelnen ist es egal, ob er als 17Jähriger aufgrund Hitlers "Schuld" stirbt oder weil er sich überraschend an einem Stück Kuchen verschluckt und erstickt oder aufgrund eines schweren Unfalls nach langem Leiden verstirbt. Die Folgen für ihn und seine unmittelbaren Angehörigen sind in puncto Leiden dieselben.

"Fügung" ist, dass dem einen dieses und dem anderen jenes passiert. - Das eine (besoffen gegen den Baum gefahren) kann man der "Selbstverantwortung" des Betroffenen anlasten, das andere (von einem Meteoriten erschlagen werden) nicht. Den Unterschied zwischen beidem gibt es nur im Menschen-Maß - für Gott ist das eine wie das andere wertfrei der Übergang des Daseins-Leben in den Tod bzw. zurück in die geistige Existenz. Insofern mag hier die Aussage "Ich bin nur Gast auf Erden" als Orientierungs-Größe für alles dienen.

WIE nun der (ohnehin stattfindende) Tod nun heilsgeschichtlich dargestellt ist, hat natürlich auch demonstrativen Charakter - so wird der von Dir angesprochene Holocaust von der jüdischen Kultur sehr wohl im Kontext seiner Geschichte seit Jakob verstanden. - Seitens der Deutschen wird er historisch interpretiert im Kontext (beispielsweise) der eigenen Mentalität. - Insofern ist es kein "Zufall", dass der Holocaust in Deutschland stattfand und nicht in Finnland.

Das heißt: Exakt der selbe Adolf wäre zu allen Zeiten ein Nichts gewesen, nicht aber in der speziellen Konstellation des 20. Jh. - da kann man jetzt übrigens auch mit "Chaos-Theorie" kommen. - Exakt der selbe Adolf wäre zu anderen Zeiten und/oder Orten ein ganz normaler kleiner Psychopath gewesen, von denen es auch heute Millionen unerkannt und unauffällig gibt.

Dass "unser" Adolf alles andere als unauffällig war, hat insofern schon etwas damit zu tun, dass Systeme sich hochschaukeln ("positive Resonanz") und außer Rand und Band geraten und abstürzen. - Die folgende "Reset-Taste" gibt es seit spätestens Babel und Noah. - Gott lässt dies zu UND hat es im Griff - aber eben ausschließlich im Einzelnen. - Man mag in diesem Sinne "die Welt" als Bühne betrachten, auf der die Akteure freie Hand haben, die aber nach der Vorstellung alle heim gehen.

Sorry - ist schwer zu erklären. - Ich spüre, was Du meinst, glaube auch die Antwort zu kennen, tue mir aber schwer, göttliche und menschliche Maßstäbe in eine Sprache zu gießen.

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#309 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Münek » Sa 5. Okt 2013, 10:23

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Schon wäre auf einem Schlag dem Christentum sein Fundament entzogen, denn die Auferstehung Jesu ist für Christen der zentrale Glaubensinhalt schlechthin.
Stimmt - dann wäre die jüdische Variante richtig, dass der "richtige" Messias erst noch kommt.

Hi Kurt,

es hat schon seinen Grund, weshalb die an den Fakultäten weltweit etablierte "historisch-kritische Exegese" von vielen Gläubigen so verteufelt :devil: wird, obwohl sich die Vertreter dieser Auslegungsmethode ausschließlich der historischen Wahrheitsfindung (!) verpflichtet fühlen!

In der "jüdischen Variante" (Variante ist gut :lol: :thumbup: ) ist der kommende Gesalbte kein Gott oder Halbgott, der noch dazu für die sündige Menschheit zwecks Versöhnung mit Gott sterben muss und wiederaufersteht. Er hat keine Opfer- und Erlösungsfunktion. Zwischen diesen "Messiassen" liegen augenscheinlich Welten!

Kein Unterschied besteht wohl darin, dass sowohl gläubige Christen als auch Juden auf das Erscheinen ihres jeweiligen Gesalbten (Spross Davids) nach wie vor warten, wobei allerdings der von Jesus angekündigte unmittelbar bevorstehende Anbruch der Gottesherrschaft auf Erden sowie das alsbaldige Kommen des richtenden Menschensohnes in den Wolken Naherwartung nachweislich nicht in Erfüllung gegangen sind.

Es kann nicht oft genug betont werden, dass sich der Mann aus Nazareth mit seinen echatologischen Ankündigungen grandios geirrt und damit als falscher Prophet erwiesen hat. Diese Tatsache wird
von Gläubigen regelmäßig ausgeblendet, weil..."nicht sein kann, was nicht sein darf." Das nennt man gemeinhin Realitätsverweigerung, Selbsttäuschung! :thumbdown:

Gruß

Münek

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#310 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Zeus » Sa 5. Okt 2013, 10:30

sven23 hat geschrieben:Widerspricht aber deiner These, daß Gott sich eines Hitlers bedient, um Juden leiden zu lassen.
closs hat geschrieben: Da widerspricht sich gar nichts - es ist nur sauschwer zu erklären.
Ja, das ist der Äger mit den Widersprüchen. Die sind nun mal nicht zu erklären. Da helfen auch noch so viele Worte nicht. ;)
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