Maryam hat geschrieben:Das Christentum war wohl demzufolge dereinst als Liebesreligion gedacht, die Bibel als Anleitung für Reich Gottes in und um uns
Richtig
Jesus proklamiert das Reich Gottes, aber - und das ist eine sehr wichtige Information - er war kein Christ. In Antiochia nannte man die Jünger zum ersten Mal Christen (Christianous) aber Jesus hat diesen Begriff nie verwendet. Die Urchristen waren die Nachfolger des Weges, den Jesus gegangen war. Die ersten Jünger waren bekannt als die Menschen des „
neuen Weges“ (
Apg 9,2) man stelle sich vor, was passieren würde, wenn man einfach den jesuanischen Weg gehen und alle anderen Menschen freundlich einladen würde ihn gemeinsam zu gehen, unabhängig von der Religionszugehörigkeit. Das wäre wahrhaftige Wohlgesinntheit. Selbst Atheisten kann man dazu einladen und auf diese Weise spielerisch für den Glauben gewinnen. Mir persönlich ist die Gesellschaft eines freundlichen, intelligenten und lebenslustigen Atheisten lieber, als irgendein hartherziger und humorloser Gläubiger. Christopher Hitchens, um ein Beispiel zu nennen, war ein Mensch der ersten Garnitur.
The essence of the independent mind lies not in what it thinks, but in how it thinks.
~"Christopher Hitchens
Was daraus sich teilweise entwickelt hat, lag ja keineswegs an der biblischen Vorgaben. Da hat offenbar jemand -noch- zuviel Macht.
Die Reduktion allen Denkens auf die Bibel (wie sie von Biblizisten immer wieder betrieben wird) mache ich nicht mit. Beim besten Willen, nein. Die biblischen Texte enthalten sicher viel Weisheit, aber man sollte die Schrift nicht vergötzen. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig (2. Korinther 3, Vers 6) ich lese ebenso die Lehrreden des Buddha, den Koran, die Bhagavad Gita und andere Weisheitstexte, um mein Wissen zu vermehren. Eins-Sein entspringt aus der Erkenntnis, dass Gottes heiliger Geist in allen Dingen gegenwärtig und aktiv ist, allgegenwärtig. Somit folgerichtig innerhalb und ebenso außerhalb des Christentums. „
Gott gehört der Osten und der Westen. Wohin ihr euch (beim Gebet) auch wenden möget, da habt ihr Gottes Antlitz vor euch“, so heißt es im Koran. Goethe dichtete in seinem „
West-östlichen Divan“ in Anlehnung daran:
„Wolltet ihr ihm dies beneiden / Oder etwa gar verleiden, / Wisset nur, daß Dichterworte / Um des Paradieses Pforte / Immer leise klopfend schweben, / Sich erbittend ewges Leben. (...) Gottes ist der Orient! / Gottes ist der Occident! / Nord- und südliches Gelände / Ruht im Frieden seiner Hände!“
Das Wissen darum, dass wir eine Erde bewohnen, eine Menschheit sind und der eine unendliche Schöpfer das alles geschaffen hat, wir alle zusammen seine Diener, Kinder und die Statthalter Gottes auf Erden (khalÄ«fa) sind, sollte ausreichend sein, um jenseits dogmatischer Differenzen eine gemeinsame Basis zu finden. Die Zukunft der ganzen Welt ruht in den Händen der Kinder Abrahams - Juden, Christen und Muslime - und entweder kapieren sie jetzt wie groß ihre Verantwortung ist oder sie kapieren es nie. Falls das so sein sollte, dann können die Religionen einpacken, weil das ganze Konzept von Religion überholt ist. Oder (und an diesem Bewusstseinssprung gibt es keinen Weg vorbei, meiner Ansicht nach) wir gehen den nächsten gedanklichen Schritt und entwickeln ein universales Bewusstsein. Wann, wenn nicht jetzt?
Die Menschheit kann und wird, das muss den Religionen bewusst sein, auch ohne sie weiter gehen. Schau sie Dir an, die blaue Perle, diese Manifestation göttlicher Barmherzigkeit, der schönste und beste aller Gottesbeweise ...