SilverBullet hat geschrieben:PeB hat geschrieben:Gute Frage - nächste. Aber das fragt mich Jemand, der sich selbst als biologische Maschine versteht.
Es ist die einzig vernünftige Frage, die man auf deinen Versuch „Geist“(?) als das „darüber Hinausgehende“ darzustellen.
Dass du darauf keine Antwort hast, setzt dich in keiner Weise von all den anderen ab, die von „Geist“(?) sprechen – von denen weiss es auch keiner.
Korrekt!
Jahrtausendelang haben sich deutlich klügere Köpfe als wir denselbigen darüber zerbrochen, ohne zu einer eindeutigen Antwort zu kommen. Aber wir haben Glück: du kennst die Wahrheit und kannst sie an die Denkerwelt weitergeben.
SilverBullet hat geschrieben:Ich bin ein biologischer Körper mit Wahrnehmungssystem, der Zusammenhänge in einer Weise verwaltet, wie es keine Maschine kann (dies gilt bereits für sehr kleine Lebewesen).
Das stimmt. Dein Konzept vernachlässigt aber relevante Größen. Beispielsweise das Leben als solches. Meinst du, dass wir irgendwann in der Lage sein werden, einen Menschen - oder mir würde schon eine primitive, einfache Zelle ausreichen - aus seinen Einzelteilen zusammenzusetzen, so dass er danach ordentlich funktioniert, sprich: lebt? Bin gespannt auf deine Antwort.
SilverBullet hat geschrieben:Denkst du, dass dies nicht an die Qualität von „Geist“(?) herankommt?
Das ist kein Wettstreit zwischen Körper und Geist, sondern wir benutzen unterschiedliche Grundkonzepte und reden daher aneinander vorbei. Es ist schwierig mit dir auf einen Nenner zu kommen, da dein Blick so sehr auf einem Weltbild verharrt, das ich als "erweiterte Modelleisenbahn" bezeichnen würde.
Deshalb versuche ich es einmal von einer anderen Seite aus:
Du kennst sicherlich den Effekt, dass du - wenn du lange genug eine stark gemusterte Tapete betrachtest - dort Gesichter erkennst. Der Tapetenhersteller versichert, dass er keinerlei Gesichter auf die Tapete gedruckt hat. Aber wenn ich sie sehe und du vielleicht auf meinen Hinweis hin ebenfalls bestätigst, dort Gesichter zu sehen - sind dann welche da?
Wenn mehrere Personen auf der Tapete gleichermaßen Gesichter identifizieren, dann belegt das doch eindeutig, dass unsere Wahrnehmung nicht die objektive Wirklichkeit abbildet, sondern unsere Rezeption bzw. Interpretation der Beobachtung. Vergleichbar mit einem Interpreter, der den Computerquellcode ausführbar übersetzt.
Du könntest einwenden: auf der Tapete sind keine Gesichter, es sieht nur aus wie Gesichter! Ich würde dir dabei vollumfänglich recht geben, denn darum geht es im Grundsatz: "es sieht aus wie - ist aber nicht" lautet der Interpretationsvorgang unseres Verstandes grundsätzlich.
Wenn du mir ein Foto deines Gesichts zusenden würdest - IST das dann dein Gesicht oder sieht es nur aus wie dein Gesicht? Letzteres natürlich. Dein Gesicht ist an deinem Kopf festgewachsen, das würdest du mir nicht zusenden (hoffe ich!

). Das Bild von deinem Gesicht IST eben nicht dein Gesicht, sondern es sieht nur genauso aus.
Wenn du mir nun aber leibhaftig gegenüberstehst - kann ich dann endlich sagen: das IST dein Gesicht? - Nein! Denn, das was ich als dein Gesicht erkenne ist lediglich ein Abbild auf der Netzhaut meiner Augen, das (mutmaßlich) aussieht wie dein Gesicht (hängt auch von meinen Augen ab

).
Letztlich muss man eingestehen - und das ist universell: wir sehen NIEMALS, was IST, sondern immer nur, wie es aussieht/ wie wir es wahrnehmen. Sprich: die wahrnehmbare Wirklichkeit ist die Rezeption von Beobachtetem, interpretiert von unserem Gehirn.
Insofern - verzeih mir - ist auch dein Gehirn nur eine interpretierte Rezeption eines inneren (bewussten/ verstandesmäßigen/ "geistigen") Vorgangs. Jegliches ist subjektive Interpretation von Rezeptionen.
Kennst du das Brain-in-a-vat-Szenario?
SilverBullet hat geschrieben:PeB hat geschrieben:Wenn du mit "Rahmenobjekt" die konsensuale Benennung von Objekten scheinbar gleichartiger Form und Funktion meinst, stimme ich zu. Wenn du dich damit zufrieden gibst, ist das dein gutes Recht. Ich nicht.
Nein, es geht nicht um Benennung sondern um die Überzeugung von Konfrontation – „das Erleben“.
Du meinst das Gleiche wie ich, interpretierst es nur anders. Das "Erleben" ist die Interpretation einer Rezeption.
SilverBullet hat geschrieben:PeB hat geschrieben:Akzeptieren muss ich auch deinen Unglauben oder meinen Glauben. Das sagt nichts über die Wirklichkeit aus. Oder stimmst du mir nicht zu?
Wenn du schon von „Existenz“ zu „Glauben“ springen möchtest, dann gehe ich davon aus, dass du nicht an „Gott“(?) glaubst, denn wenn es darauf ankommt wirst du das Wort „Gott“ mit „Geist“ gleichsetzen und dazu haben wir ja gerade festgestellt, dass du nicht sagen kannst, worum es gehen soll.
=> dein „Glaube“ ist keine Wirklichkeit.
Ich setze Gott nicht mit Geist gleich. Mit Geist habe ich den menschlichen Geist bezeichnet.
Und mein Glaube ist ebenso oder genauso wenig Wirklichkeit wie dein Glaube an eine objektive Wirklichkeit. Mein Glaube ist meine subjektive Wirklichkeit, so wie deine Idee von einer objektiven Welt deine subjektive Wirklichkeit ist. Die Tatsache, dass wir in vielen Fragen völlig unterschiedlicher Meinung sein können, ist geradezu ein zwingender Beleg für die grundsäztzliche Subjektivität aller Wahrnehmung, denn sonst müssten wir einhellig überall einer Meinung über die Dinge sein.
SilverBullet hat geschrieben:PeB hat geschrieben:Das Denkbare ist offensichtlich mehr als das Beobachtbare.
Nein, es handelt sich lediglich um Zusammenhangskombinationen. Die Zusammenhänge stammen aber aus dem Beobachtbaren.
Deshalb formulierst du dein „über hinausgehen“ ja auch als körperliche Handlung in einem Raum mit vertikaler Anordnung.
Das stimmt insofern, dass die "Zusammenhangskombinationen" aus subjektiven Interpretationen von Alltagsrezeptionen bestehen
"Darüber hinausgehen" ist ein Bild zur Verdeutlichung eines Vorgangs, das du offensichtlich subjektiv in deiner Wahrnehmung anders interpretierst als ich. Das gestehe ich dir zu, weil es deiner subjektiven Wirklichkeit entspricht. Du musst mir zugestehen, dass ich in meiner subjektiven Wirklichkeit etwas anderes damit meine. Du kannst meine Subjektivität nicht im Sinne deines Weltbildes einer "objektiven Welt" objektivieren und damit von mir abkoppeln und missbrauchen.
SilverBullet hat geschrieben:PeB hat geschrieben:Ich sage nur, dass unser Modell der alltäglichen Welterklärung auf Mikrokosmosebene keine Gültigkeit mehr besitzt.
Es ist kein Modell und es hat Gültigkeit.
Das physikalische Grundmodell für den Makrokosmos - die Relativitätstheorie - steht teilweise im Gegensatz zum Grundmodell für den Mikrokosmos - die Quantentheorie. Das ist ein Problem der modernen Physik. Beide Theorien sind in sich stimmig und erlauben zuverlässige Vorhersagen, aber sie sind unvereinbar. Deshalb sucht man ja auch nach einer vereinheitlichenden Theorie, die für beide Bereiche stimmig ist.
Das Problem tritt auf, weil - selbstverständlich - beides nur Modelle zur Erklärung von Phänomenen sind. Sie erklären und bilden ab,
sind aber
nicht die Wirklichkeit!
Das wird auch kein Physiker betstreiten.
SilverBullet hat geschrieben:Du behauptest, dass man nicht mehr von Wald sprechen darf, nur weil du die Augen ganz dicht vor einen Baum hältst.
Gut formuliert, denn genauso ist es!
Wenn ich im Wald stehe und mir einen Baum auf atomarer Ebene anschaue, dann ist für mich das Kohlenstoffatom relevant und es ist völlig unerheblich, ob ich dabei im Wald stehe und einen Baum untersuche oder vielleicht einen Tisch im Zimmer oder ein Kaninchen auf dem Seziertisch. Für die Erkenntnis des Kohlenstoffatoms ist der Wald absolut ohne Belang.
Du kannst natürlich fragen: existiert der Wald nun trotzdem oder nicht? Ich antworte dir: der Wald existiert NICHT - auf atomarer Ebene.
SilverBullet hat geschrieben:PeB hat geschrieben:Unser Weltbild funktioniert im Alltag und ist daher ein vom Gehirn (oder Geist) gut konzipiertes Modell
Das Gehirn erfindet keine Zusammenhänge, es kann sich nur anpassen – mehr nicht.
Wenn du das als wissenschaftliche Aussage gemäß deiner eigenen Prämissen verstanden wissen willst, dann musst du das verifizieren oder falsifizieren können. Also: beweise!
SilverBullet hat geschrieben:Du musst dich also der Frage stellen, woher die Zusammenhänge kommen sollen, wenn „die Wirklichkeit“ ganz anders sein soll.
Na, da haben wir doch aus deinem eigenen Munde den Anstoß für eine Definition des Geistes.
BTW als Antwort auf den Titel des Threads "Versagt die Evolutionstheorie": nein, sie versagt nicht! Sie ist nach wie vor ein funktionables Erklärungsmodell...
