Diese Frage ist berechtigt, aber auch leicht zu lösen: Es liegt an der falschen (weil deutenden) Übersetzung in vielen deutschen Übersetzungen:ceam hat geschrieben:1. Gott hat gesagt, dass sie sterben würden, wenn sie vom Baum essen. Hat Gott denn damit nicht gelogen? Ist Gott ein Lügner?
Auch Menge, Zürcher 2007, Gute Nachricht und Neue evangelistische Übersetzung übersetzen so.Gen 2,17 Einheitsübersetzung 1980 hat geschrieben:doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben.
So ist es richtig übersetzt:
In allen Lutherbibeln, der Elberfelder, Buber.1.Mose 2,17 Luther 2017 hat geschrieben:aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.
Da steht nicht "weil" du von ihm isst. Dieses "denn" begründet nicht das Sterben, sondern stellt lediglich diese Tatsache des Sterben müssens an diesem Tag fest.
Jetzt musst du nur noch anhand des Textes herausfinden, von welchem Tag da die Rede ist und wie lange der dauert > Gen 1
Übrigens spielt auch dieser Vers noch mit hinein:
Hier übersetzen zur Abwechslung Luther, Einheitsübersetzung, Menge, Zürcher falsch, dafür die Elberfelder richtig:1.Mose 2,4 hat geschrieben:Dies ist die Geschichte von Himmel und Erde, da sie geschaffen wurden.
Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte.
Obacht! Erde und Himmel - nicht Himmel und Erde.1.Mose 2,4 hat geschrieben:Dies ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden. An dem Tag, als Gott, der HERR, Erde und Himmel machte
Es ist so schade, weil einfach DIE BIBEL lesen es fast unmöglich macht diesen und viele andere Texte so zu verstehen, wie sie sind. Deswegen ist es auch unmöglich, mich hier kurz zu fassen. Es ist komplizierter als es sein müsste.
Die Schlange ist klug in dem Sinne, dass sie mehr weiß und zwar in dem Sinne, wie auch der Erzähler und der Leser mehr wissen, weil sie eine andere Perspektive, nämlich die der Erzählung bzw. des Textes einnehmen kann. DAS können der Mensch und seine Frau im Garten Eden nicht! Die Schlange regt zum Zweifeln an - aber nicht die Frau sondern den Leser! - sie agiert auf der Ebene des Erzählers der Urerzählung, welcher für den Leser schreibt und nicht für den Menschen und seine Frau im Garten Eden. Der Leser soll prüfen und sich erinnern, was Gott und nicht Gott der HERR gesagt hat, dass "es so geschah (und nicht anders)" und das es so "sehr gut" war.1.Mose 3,1 hat geschrieben:Und die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?
1.Mose 1,27-31 - Luther 2017 hat geschrieben:Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht. Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.
Also nochmal der Reihe nach:
Zuerst:
Füllet die Erde. Ich habe euch gegeben alle Bäume, zu eurer Speise. Und es geschah so.
Dann:
Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte (weil es so geschah, sah er es an).
Zuletzt:
und siehe (das sagt der Erzähler direkt zu dem Leser bzw. dem Hörer der Erzählung, der sich das alles genau so vorzustellen sollte, wie es geschrieben da steht bzw. wie er es vom Erzähler gehört hat), es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag. Dass heißt, die Erde war am sechsten Tag schon mit Menschen gefüllt und es gab an diesem Abend nicht nur zwei Menschen. Man kann nicht "und es geschah so" mehrmals im Text davor so interpretieren, dass es "so geschehen ist" und dann hier davon abweichen und so tun, als ob es nicht so geschehen wäre.
Warum muss der Mensch diesem Text nach sterben?
Dieses "Denn" ist eine echte Begründung im Sinne von "weil". Die Entscheidung aber über die Sterblichkeit des Menschen fällte Gott schon lange bevor vom Baum gegessen wurde:1.Mose 3,19 hat geschrieben:Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, davon du genommen bist. Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.
1.Mose 2,7 hat geschrieben:Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.
Diese jeweiligen Textstellen liegen relativ weit auseinander, aber das ändert nichts an den inhaltlich-logischen Zusammenhängen.
Diese logischen Widersprüche lassen sich in dieser Weise ANHAND DES TEXTES auflösen. Gott hat nicht gelogen, denn der Mensch ist an diesem Tag gestorben (an dem die Erde schon gefüllt war). Der Mensch stirbt nicht "weil" er vom Baum ist, sondern an diesem "Tag" - weil er aus Staub gemacht wurde. Die Schlange hat nicht gelogen, weil sie, wie der Leser und Gott weiß, dass der Mensch nicht wegen dem Essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sterben muss.
Das ist, nach meinem Verständnis die innere Logik des Textes, welche ich zuerst einmal verstanden habe. Das darf alles noch nichts mit Theologie, Glauben und Gottesbild zu tun haben. Das kommt erst viel später, wenn ich den ganzen Text der Urerzählung verstanden habe. Da gibt es aber noch viele andere logische Ungereimtheiten die davor noch zu klären wären. Denn erst wenn ich den ganzen Text der Urerzählung logisch widerspruchsfrei und das heißt - wirklich verstanden - habe, sollte ich anfangen, mir über den tieferen Sinn für den Glauben zu machen.