PeB hat geschrieben:Inwiefern hat Christus seinen Vater, den Schöpfer, verlassen?
Aus meiner Sicht ist beides richtig - man denke zurück an den "Sündenfall".Magdalena61 hat geschrieben:Der Gedanke, Jesus habe seinen Vater "verlassen", trifft, rein gefühlsmäßig gesprochen, wohl weniger zu.
A+E kommen mit dem "Baum der Erkenntnis" zu Ich-Bewusstsein und haben seitdem nicht nur die Gott-Orientierung, sondern auch die Ich-Orientierung zur Verfügung. - Dies ist gleichbedeutend mit "Spannung zwischen 'gut' und 'böse' " und somit gleichbedeutend mit der notwendigen Entlassung in die dialektische Welt der Sterblichkeit. - Ab diesem Punkt sind sie nicht mehr IN Gott, sondern außerhalb von Gott - und das geht innerhalb des "Paradieses" nicht.
Jesus geht diesen Weg nach und wird somit auch den Weg der Sterblichkeit gehen - Jesus ist also vom Wesen seines Göttlichseins getrennt. - Gleichzeitig bleibt er ihm aber verbunden, weil er als einziger Mensch keine Ich-Orientierung kennt, die im Widerspruch zur Gott-Orientierung steht: Wie auch, wenn er doch göttlich ist? - Gleichzeitig ist er aber in der dialektischen Welt der Ich-Orientierung, dem Reich "des Fürsten".
Dies führt dazu, dass er in der Wüste allen Versuchungen ausgesetzt ist, denen eine Mensch ausgesetzt sein kann - mit dem Unterschied, dass er sich nicht dadurch (kurzfristig) erleichtern kann, indem er ihnen nachgibt. - Das heißt: Jesus leidet ein Maximum, da er - ein Bild - die Leiden eines auf Entzug Seienden nicht kurzfristig aufheben kann, indem er die angebotene Wodka-Flasche annimmt. - Im Gegenteil: Er muss die Entzugs-Schmerzen über sich ergehen lassen, ohne die Flasche annehmen zu KÖNNEN - ein Maximum an Ausgeliefertheit.
Wenn nun Jesus ("Sohn") zum "Vater" spricht, sind dies zwei Selbst-OFfenbarungen Gottes/Jahwes, die in ihren Rollen als "Gott im Wesen" ("Vater") und "Gott als Inkarnation" ("Sohn") kommunizieren: Der sich selbst erniedrigt habende Gott (Jesus) spricht in seinem Leid zu Gott in seinem Wesens-Raum. - Oder anders: Gott in der Zeit und in der Sterblichkeit ("Erde") spricht zu Gott in der Überzeitlichkeit ("Himmel").
Das hat nichts mit "schizophren" zu tun - denn Gott hat die Möglichkeit, sich in unterschiedlichen Rollen/Personen ("per-sonare") selbstzuoffenbaren. - Mit anderen Worten:
Sie Selbst-Offenbarung Gottes/Jahwes in Jesus zeigt die Verlassenheit Gottes in der "Weltzeit" - diese Verlassenheit ist somit auch eine Verlassenheit von dem, was als andere Selbst-Offenbarung "Vater" genannt wird. - Beides jedoch ist "Jahwe"/"Gott" - jeder Schmerz des Sohnes in der Zeit ist Schmerz des Vaters über der Zeit.
Ich weiß nicht, ob meine Worte rüberkommen - es ist für mich wirklich schwer zu formulieren. - Aber ich kann versichern, dass mir die Sache geistig vollkommen klar ist - aber es ist halt schwer, es sprachlich so zu fassen, dass es "gesellschaftsfähig" ist.
