Guten Abend R,F.
R.F. hat geschrieben: Den meisten heutigen Historikern ist anscheinend die Bedeutung der in den Schriften des Alten Bundes wiedergegebenen Historie nicht bewusst. Das war vor etwa hundert Jahren noch etwas anders, wie Bibel-orientierte Werke im den Fachabteilungen der Uni-Bibliotheken zeigen.
Krass... da stehen wir im Widerspruch

Ich halte es für eine der Errungenschaften und Voraussetzungen der modernen Altertumswissenschaft, dass sie sich von religiösen Dogmen unabhängig gemacht hat.
R.F. hat geschrieben: Wenn die Schriften des Alten und Neuen Bundes tatsächlich göttlichen Ursprungs sind - und ich zweifle nicht daran - dann gehörten die meisten Archäologen und Alt-Historiker strafrechtlich verfolgt. Leider sieht das Strafrecht für diese Vergehen keine Strafe vor.
Wie charmant. Nur so zur Orientierung, denkst du da an Gefängnis, Scheiterhaufen oder Höllenfeuer?
R.F. hat geschrieben: Sicher ist es legitim und gar notwendig, die Geschichte der Stämme Israels mit der Geschichte anderer Völker zu vergleichen. Die daraus gezogenen Schlussfolgerungen sind allerdings oft derart unsicher, dass sich viele von ihnen sich leicht widerlegen lassen. Wie so oft wird der Glaube an die orthodoxe Chronologie arg strapaziert. Dabei gerät mit der Widerlegung nur einer oder einigen wenigen Annahmen die ganze Chronologie ins Wanken.
Kühne Annahme. Wie ich schon schrieb: die absoluten Datierungen sind tatsächlich ziemlich wackelig, die relativen Sequenzen und die allgemeinen Tendenzen sind dagegen viel besser gesichert. Wenn du möchtest, können wir das gerne in einem eigenen Thread fortführen und uns die Belege beider Seiten im Detail ansehen, dann kann sich jeder selbst ein Bild machen.
R.F. hat geschrieben: Das erkennt jemand, der sein Wissen aus Wikipedia bezieht, natürlich nicht. Ägyptologen wie die Vertreter andere Fachbereiche verstehen es ausgezeichnet, ihr Wissen als gesichert darzustellen.
An der Stelle gebe ich dir ein Stück weit recht: Es ist tatsächlich sehr einfach und auch verführerisch, die Theorien der Geschichtswissenschaft als Fakten darzustellen. Das halte auch ich für ganz falsch, wir müssen ehrlich bleiben und die Sicherheit oder Unsicherheit der Theorien stets mit erwähnen.
Die "Laien" sind da aber auch nicht ganz unschuldig... die meisten Leute haben es lieber, wenn man ihnen eine klare, einfache Geschichte präsentiert als eine Theorie, die auf der Interpretation einer Reihe von Quellen beruht. Und die meisten Reportagen im Fernsehen helfen da auch nicht: Der Kommentator sagt meistens noch, dass es sich um Theorien handelt, aber was bei den Leuten natürlich im Gedächtnis bleibt sind die verkleideten Laiendarsteller, die irgendwelche Szenen nachstellen.
R.F. hat geschrieben: Natürlich habe ich eine Reihe von Werken gelesen, etwa von Eduard Meyer, Ludwig Borchardt und Wolfgang Helck,
Naja, das ist nicht so der neueste Stand der Forschung.
R.F. hat geschrieben: Mein bisheriger Eindruck: Entweder sind die meisten Ägyptologen wissenschaftliche Amateure gemessen an der Schrift - gewissenlose und selbstsüchtige Zeitgenossen. In Forenbeiträgen auf Details einzugehen, ist nur eingeschränkt möglich.
Gib mir wenigstens die Gelegenheit, die Ehre meiner Lieblingswissenschaft zu verteidigen

- aber in einem eigenen Thread, damit wir diesen nicht sprengen?
R.F. hat geschrieben: Übrigens wirken die Texte eine Reihe von Quellen, wie sie von den Ägyptologen genutzt werden, in der Tat recht einfältig, offenbaren den kriecherischen Charakter ihrer Verfasser.
In der Ägyptologie wird einer Quelle ja auch nicht einfach so geglaubt. Die Glaubwürdigkeit und Intention jeden Textes wird stets in Erwägung gezogen.
R.F. hat geschrieben: Beispielsweise findet sich in einer von Ägyptologen herangezogenen Quelle die Anmerkung (ich zitiere aus dem Gedächtnis), dass “zu jener Zeit ein Kalb achthundert Jahre redeteâ€...
Lol, den kenne ich nicht. Sag mir, wenn du den Beleg wiederfindest - klingt unterhaltsam.
liebe Grüße
Mirjam
Und hier noch ein paar Kostproben "kriecherischer" und "einfältiger" ägyptischer Texte... fühlt euch frei, zu kontern
"Wenn du willst, dass deine Lebensführung gut sei, dann mache dich frei von allem Bösen.
Hüte dich vor der Verführung zur Habgier, sie ist eine schlimme und unheilbare Krankheit.
Bei ihr hat man keine Vertrauten mehr. Sie verbittert den Freund, sie pflegt Väter und Mütter zu entzweien,
sie vertreibt die Ehefrau eines Mannes. Ein Sack ist sie, voll von allem hassenswerten, ein Bündel von allem Übel" (Ptah-Hotep)
"Sei ein Meister im Reden um zu siegen, eines Königs Schwertarm ist seine Zunge. Worte besiegen besser als jede Waffe." (Lehre für Meri-Ka-Re)
"Wohlversorgt sind die Menschen, das Vieh des Gottes.
Um ihretwillen hat er Himmel und Erde Geschaffen und für sie den Gierigen des Wassers vertrieben.
Er hat die Luft erschaffen, damit ihre Nasen leben können. Seine Abbilder sind sie, aus seinem Leibe gekommen.
Er geht um ihretwillen am Himmel auf, für sie hat er die Pflanzen erschaffen, Vieh Vögel und Fische um sie zu ernähren." (Lehre für Meri-Ka-Re)
(alle zitiert nach der Ausgabe von Hellmut Brunner, Die Weisheitsbücher der Ägypter, Düsseldorf/Zürich 1998, Seiten 119-120; 142; 153; )