SamuelB hat geschrieben:Wir haben es im übertragenen Sinne also mit Spätfolgen dieser Ungleichbehandlung zu tun.
Naja, wir sollten mal aufhören ständig alles auf Religion zu reduzieren oder eine „Muslimifizierung“ von Problemen zu betreiben, die in Wahrheit bildungsbezogene, soziale und wirtschaftliche Probleme sind

Wie kommt es, dass die extremen Kluft zwischen Arm und Superreich noch immer nicht auf der Agenda der Weltpolitik ist?
Daran ist der Islam garantiert nicht Schuld. Im Gegenteil: er könnte ein Teil der Lösung sein, da die ZakÄt (die Unterstützung der Bedürftigen durch eine für alle Muslime verpflichtende Sozialabgabe) zu den 5 Säulen des Islam gehört. Diese soziale Dimension gehört zweifellos zu den schönen Seiten dieser Religion. „Individuen sind heute reicher als Staaten“ (Jean Ziegler, Wie kommt der Hunger in die Welt?, S. 151) soetwas wie Judenhass ist ein Symptom für tieferliegende Probleme. Im Islam gibt es übrigens auch ein Zinsverbot. Lange vor Karl Marx formulierte der Qur´Än eine Kapitalismuskritik. Der pakistanische Philosoph und Dichter Dr. Muhammad Iqbal (1877-1938) beschrieb das folgendermaßen:
„Was ist der Qur´Än? Für die Reichen eine Todesnachricht, für die Habelosen ein Beschützer. Erwarte nichts Gutes von jenen, die an Gold (Reichtum) festhalten“
Für den muslimischen Schriftsteller Dr. Hassan Hathout besteht in der Gegenwart kein Zweifel daran, dass der Kapitalismus vornehmlich die Ursache für diverse negative Entgleisungen und eine Gefahr für den Weltfrieden ist. Danach ist der Kapitalismus nicht nur für die Kluft zwischen Reich und Armut verantwortlich, sondern soll des Weiteren noch explizit für die Zerstörung der Ökologie bestimmend sein:
„Für den wohlhabenden Teil der Menschheit vergewaltigt die industrialisierte Welt die Umwelt und verschmutzt, vergiftet, und tötet sie, mit dem Ziel, die Reichen reicher zu machen um ihr Konsumverhalten auszuweiten, ihren Luxus zu mehren und sich ihren Vergnügungen hinzugeben“ (Zitiert aus: Muslimisches denken verstehen, S. 116, Hrsg. American Trust Publications, 2. Auflage, 2015)
Soll der Mensch dem Kapital dienen oder das Kapital dem Menschen? Schon Jesus ermahnte die Pharisäer auf die Gefahr des Beherrschtsein von Geld mit dem eindringlichen Satz:
„Ihr könnt nicht zwei Herren dienen, Gott und den Mammon“ (Lk 16, 13)