Selbstbestimmung bis zum Tod.

Ethik und Moral
Medizin & Krankheit

Soll Sterbehilfe erlaubt sein?

Nein.
4
12%
Nur passive Sterbehilfe gemäss Patientenverfügung.
11
33%
Begleiteter Suizid (bei urteilsfähigen Menschen).
11
33%
Aktive Sterbehilfe (durch Dritte verbreichte Medikamente).
7
21%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 33

closs
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#11 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von closs » So 22. Sep 2013, 11:36

sven23 hat geschrieben:Das dachte wohl auch Mutter Theresa, als sie Sterbenden schmerzlindernde Medikamente vorenthielt.
Wenn sie Mittel zur Verfügung hatte und sie trotzdem vorenthielt, hat sie gesündigt. - Kein Mensch darf Gott spielen. - Nur: Vorher sollte man sehr genau nachforschen, ob das wieder mal eine Ente ist.

sven23 hat geschrieben:Ist das nicht absurd und pervers?
Nein - ist es nicht. - Sonst wäre das Leben absurd. - Man kann Fragen nach dem Sinn des Leides nicht abkoppeln von der Realität, dass jeden Tag Menschen leiden (und nicht etwa, weil ihnen etwas vorenthalten wurde).

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sven23
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#12 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von sven23 » So 22. Sep 2013, 11:40

closs hat geschrieben: Wenn sie Mittel zur Verfügung hatte und sie trotzdem vorenthielt, hat sie gesündigt. - Kein Mensch darf Gott spielen. - Nur: Vorher sollte man sehr genau nachforschen, ob das wieder mal eine Ente ist.
Nein, ist es leider nicht. War auch schon mal Thema hier. Sie hat das Geld lieber an den Vatikan überwiesen. Das ist alles ziemlich gut belegt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#13 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von closs » So 22. Sep 2013, 12:30

sven23 hat geschrieben: Sie hat das Geld lieber an den Vatikan überwiesen. Das ist alles ziemlich gut belegt.
Wie gesagt: Aus meiner Sicht wäre ein solches Vorgehen sündig. - Jedoch: Ich traue keinen "Belegen", bevor ich sie selbst geprüft habe - da passiert erfahrungsgemäß zuviel.

Pluto
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#14 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Pluto » So 22. Sep 2013, 13:24

closs hat geschrieben:Ich traue keinen "Belegen", bevor ich sie selbst geprüft habe - da passiert erfahrungsgemäß zuviel.
Ähem... ich habe den Eindruck du bist da eher der selektive Typ. Manche Dinge nimmst du auch völlig ohne Belege an.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#15 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von closs » So 22. Sep 2013, 13:29

Pluto hat geschrieben:Manche Dinge nimmst du auch völlig ohne Belege an.
Wenn man etwas selbst beurteilen kann, lässt man sich gerne von bestätigenden Belegen ungeprüft überzeugen - das ist richtig. - Andererseits: Warum sollte man Dinge nachprüfen, die man qua Erkenntnis längst selbst überprüft hat? - Ansonsten ist man vorsichtig.

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#16 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Drea » Di 3. Dez 2013, 23:52

Mal kurz zu Mutter Theresa. Sie war diejenige, die die Kranken auf der Straße, sogar auf dem Müll auflas, sie wusch, fütterte, und auch für medizinische Behandlung sorgte. Als sie ihr Hospiz und auch das Haus für Kranke, die eine Chance auf Genesung hatten, noch nicht hatte, war sie es, die die Kranken in die Kliniken brachte. Hörte, nee, den nehmen wir nicht, der überlebt eh nicht. Und sich mehr als einmal durchsetzte. ABER, sie war keine geschulte Medizinerin, nur ein Crash Kurs über wenige Wochen in Pflege. So kam es wohl mal zu Fehlern. Schmerzmittel hat sie sicher nicht vorenthalten, wenn sie welche hatte. Und das war manchmal nicht der Fall.

Zum Thema. Auf der anderen Seite machen wir, was wir können,um Menschen am Leben zu erhalten, auch wenn alle Ärzte..genau wissen, wir verlängern nur Leiden. Aber die Familie (den Patienten können wir meist gar nicht mehr fragen), will es so. Ob man da vielleicht mal eine Grenze setzten sollte, nach dem Motto, das ist ethisch und medizinisch nicht mehr vertretbar, wir machen diese Behandlung nicht mehr. Und das sehe ich jeden Tag. Jemand schrieb glaub, wer gegen aktive Sterbehilfe ist, soll sich das Elend mal angucken, Klinik, Hospiz...Nun, das tue ich.
Im Hospiz machte ich mal ein Praktikum. Da war die Palliativmedizin nicht so weit wie heute. Aber es war dennoch gut. Super Schmerztherapie, auch sonst. Symthomkontrolle (Übelkeit, Angst, Atemnot...all das, was schwer kranke Menschen so quält), wurde gut behandelt. Wir bekamen sog. präfinale Menschen, aus Altenheimen, Kliniken, die hatten Schmerzen, haben sich aufgegen. Nun bekamen sie eine adäquate Schmerztherapie, und allein waren sie auch nicht mehr. Und nicht mehr entmündigt, pflegerisch wurde gemacht, was sie wünschten, nicht was in der ach so schlauen Pflegeplanung stand. Die lebeten teilweise noch ein Jahr oder länger bei uns, machten Ausflüge mit, oder einer wurde mal mit seinem Pflegebett an die Saar geschoben, hat er sich gewünscht. Sterben wollte er gar nicht mehr ganz so sofort....

Bevor wir nach aktiver Sterbehilfe schreien, sollten wir (mit wir meine ich die Betroffenen, ihre Famielien, aber auch und gerade die Kliniken, die Gesellschaft, die Krankenkassen...), erst mal die Möglichkeiten der Palliativmedizin einsetzten und nutzen. Nicht immer, wenn ein Mensch mit Lungenkrebs im Endstadium ist, nach Intensivstation schreien, sogar nach Intubation...völlig sinnfrei, eine Lunge voll Krebs wird sich nicht erholen. Sondern gucken, wie können Symthome beherrscht oder auch nur gelindert werden, wie kann derjenige noch leben, ohne vor lauter Angst, Schmerz...nur noch ans Sterben zu denken. Ich mache gerade einen Kurs in Palliativmedizin, war selber überrascht, was da so möglich ist. Auch was es für Möglichkeiten gibt, gerade im ambulanten Bereich. ABER, dazu brauchen wir mehr Aufklärung. Viele denken, ich gehe zu einem Palliativmediziner, das ist das Ende. Nein, ist es nicht. Aber da steht das im Vordergrund, was der Mensch will, noch Antibiose? Eine palliative Bestrahlung (macht gerade bei Knochenmetastasen echt Sinn), gar nix mehr, nur Schmerzmittel, angstlösende Medis? Und, wir brauchen viel mehr Palliativmediziner, ambulante Teams, Stationen....

Bevor die Gesellschaft das nicht leistet, nicht leisten kann oder will, finde ich diese Diskussion absurd. Zumal, es gibt gute Studien, Menschen erbaten aktive Sterbehilfe, kamen statt dessen in ein gutes Hospiz, und konnten dort, mit all der pflegerischen, medizinischen, menschlichen... Unterstützung noch mal Lebensfreude finden.

Aus christlicher Sicht ist für mich klar, nein, das ist Mord. Aber, da ich immer denke, bevor du über wen urteilst, musst du mindestens 1 Tag in seinen Mokasinsn gegangen sein (ein recht bekanntes indianisches Sprichwort), gebe ich auch ehrlich zu, wer weiß, was ich mir wünschen würde....

Aber, noch mal, bevor wir nach aktiver Sterbehilfe schreine, lasst uns doch erst mal nach mehr guten Hospizen, Palliativstationen....schreien! Auch wenn diese für die Gesellschaft natürlich teurer sind, aber DAS sollte ja nun wirklich kein Argument sein!!!

Lg

Salome23
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#17 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Salome23 » Mi 4. Dez 2013, 10:15

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das dachte wohl auch Mutter Theresa, als sie Sterbenden schmerzlindernde Medikamente vorenthielt.
Wenn sie Mittel zur Verfügung hatte und sie trotzdem vorenthielt, hat sie gesündigt.
Und wenn ein allmächtiger Gott auf Grund seiner Möglichkeiten helfen könnte, es aber unterlässt, ist das dann auch Sünde?

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#18 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Salome23 » Mi 4. Dez 2013, 10:21

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Ich traue keinen "Belegen", bevor ich sie selbst geprüft habe - da passiert erfahrungsgemäß zuviel.
Ähem... ich habe den Eindruck du bist da eher der selektive Typ.
Manche Dinge nimmst du auch völlig ohne Belege an.
Zum Beispiel die Existenz des biblisch beschriebenen Gottes..... :devil:

Salome23
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#19 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Salome23 » Mi 4. Dez 2013, 10:31

closs hat geschrieben: Andererseits: Warum sollte man Dinge nachprüfen
Das ist eine sehr interessante Frage! :clap:


, die man qua Erkenntnis längst selbst überprüft hat?
Zum Wissen wird die Erkenntnis, wenn die Erkenntnis unabhängig vom erkennenden Subjekt gültig ist.

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#20 Re: Selbstbestimmung bis zum Tod.

Beitrag von Scrypton » Mi 4. Dez 2013, 13:01

Salome23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das dachte wohl auch Mutter Theresa, als sie Sterbenden schmerzlindernde Medikamente vorenthielt.
Wenn sie Mittel zur Verfügung hatte und sie trotzdem vorenthielt, hat sie gesündigt.
Und wenn ein allmächtiger Gott auf Grund seiner Möglichkeiten helfen könnte, es aber unterlässt, ist das dann auch Sünde?
Ja - aber das wird innerhalb des Glaubens natürlich wieder ausgehebelt, da es jmit dem Glauben nicht vereinbar wäre...

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