ProfDrVonUndZu hat geschrieben:sven23 hat geschrieben:
Kann sein, aber ihre Hoffnung wurde 2000 Jahre lang enttäuscht. Im Zentrum von Jesu Verkündigung stand das nahe Gottesreich/Gottesherrschaft auf Erden. Dieses Ereignis sah er als unmittelbar bevorstehend an.
„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Gerd Theißen
Entäuschung ist aber nich gleich zusetzen mit Irrtum. Jesus sagte ja nicht nur, dass das Reich Gottes irgendwann kommt, sondern dass es auch schon da sei.
Richtig, es war bereits so nahe, dass es schon zu wirken begann. Zumindest in der
Vorstellung der Apokalyptiker. Die Heilungen und "Wunder" deuteten sie als Zeichen dafür.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Matthäus 12,28 Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen.
Jesus spricht hier nicht im Konjunktiv, sondern gibt eine Begründung.
Lukas 19,11 Während sie aber dies hörten, fügte er noch ein Gleichnis hinzu, weil er nahe bei Jerusalem war, und sie meinten, dass das Reich Gottes sogleich erscheinen sollte.
Na ja, gleich, also sofort, ist auch ein bißchen viel verlangt. Den Rahmen hat er aber ungefähr abgesteckt:
Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen.... oder
Diese Generation wird das alles noch erleben..... zeigen den erwarteten Zeitrahmen. Deshalb besteht ja weitgehend Konsens in der Forschung:
„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Gerd Theißen
"...daß wir.....unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, daß es bei Jesus wirklich eine zeitliche Naherwartung gegeben hat, die so....sich nicht erfüllt hat"
Karl Rahner
„Es bedarf keines Wortes, daß sich Jesus in der Erwartung des nahen Weltendes getäuscht hat.“
(Rudolf Bultmann, Das Urchristentum, S. 22)
ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Lukas 17,20-21 Und als er von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte;
21 auch wird man nicht sagen: Siehe hier! Oder: Siehe dort! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Jesus sagt : Man wird
nicht zukünftig sagen "hier und dort", denn das Reich Gottes
ist schon jetzt unter euch.
Muss man auch im Rahmen der von Paulus erdachten Parusieverzögerung sehen.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
1. Korinther 15,19 Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen.
Diese Aussage steht sogar im von der historisch kritischen Exegese als paulinisch anerkannten 1. Korinther Brief. Naja, nun habe ich den historisch kritischen Exegeten wahrscheinlich einen Grund und Beweis geliefert, diesen Brief als nicht paulinisch einzuordnen
Nö, warum. Paulus ist doch der Erfinder der Parusieverzögerung. Zunächst hatte er selbst noch geglaubt, es zu seinen Lebzeiten zu erleben. Doch nach und nach mußte er erkennen, dass es wohl nichts mehr werden würde.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Der 2.Petrusbrief gilt in der Forschung als Fälschung. Er stammt nicht von Petrus und wurde explizit zum Zweck geschrieben, die Parusieverzögerung zu begründen. (Göttliches Zeitmass etc.)
Zu so einem Schluss kommt, wer die Prämisse zum Ergebnis deklariert.
Im Gegenteil, die Forschung ist ergebnisoffen. Deine Kritik trifft wohl eher auf Kanoniker zu, die das Ergebnis als Prämisse voranstellen. Dies nennt man zirkelreferentes Vorgehen.