Hemul hat geschrieben:
Hi Thaddäus!
Auch von mir ein herzliches Willkommen. Bevor Du mich Gläubigen mit kritischen Fragen (nicht) belästigst, möchte ich Dich mit zwei Fragen belästigen.
Auf welcher Grundlage verteidigst Du Deinen Glauben gegenüber Atheisten? Was glaubt und verteidigt eine ev. Theologin eigentlich heutzutage ? 
Lieber Hemul,
ich möchte hier Niemandem etwas vormachen. Wenn ich mich selbst auf einer Skala der Religiosität einstufen müsste, dann pendle ich zwischen Agnostizismus und Atheismus, obwohl ich einmal
sehr religiös war.
Ich mag den modernen, sehr aggressiven und polemischen Atheismus nicht, weil der so oft so dumm ist in seiner Polemik.
Ich mag auch keine christlichen Kreationisten oder Fundamentalisten, die mir erzählen wollen, dass die Erde 6000 Jahre alt ist. Das ist eine Beleidigung für jeden auch nur halbwegs intelligenten Menschen.
Ich glaube, dass der Mensch ein homo religiosus ist, ein Wesen, das die Religion braucht, um leben, überleben zu können.
Ich glaube aber auch, dass ein wissenschaftliches Weltbild ganz und gar auf übernatürliche Erklärungen verzichten muss, um
wissenschaftlich sein zu können. Nicht deshalb, weil es nichts geben kann, was unsere Schulweisheit übersteigt, sondern deshalb, weil übernatürliche Erklärungen für Phänomene der empirischen Welt, naturgemäß nicht überprüft werden können.
So bin ich also zwiegespalten. Als Philosophin habe ich mich einer mühevollen Arbeit verschrieben. Nämlich der, immer so genau wie möglich und so differenzierend wie möglich zu denken. Und wenn Anselms ontologischer Gottesbeweis auch 10 000fach widerlegt ist. Wenn ich einen neuen Anhaltspunkt bekomme, dann muss ich als Philosophin neu anfangen zu denken und genau zu schauen und zu prüfen. So sehe ich mich.