Janina hat geschrieben:Allerdings gibt es eine Willensbildung oder Meinungsbildung. Dazu trage ich vorher so viel wie möglich an Informationen zusammen.
Ska'ara hat geschrieben:Doch, aber wir können das Bedürfnis kontrollieren, verändern, uns selbst Maßstäbe setzen, statt einfach nur dem Drang nachzugeben. Wir können schließlich nachdenken. Das Problem ist oft nur, ob man uns lässt oder ob wir geistig fit sind.
Zunächst: Genau so mache ich es auch - aber: Das reicht nicht.
Denn das Denken verschiedener Zeiten kann so unterschiedlich sein, dass man allein dadurch als Individuum davon abhängt, in welche Zeit man hineingeboren wurde. - Konkretes Beispiel: Es war vor 1000 Jahren gar nicht anders denkbar, als dass die naturalistische Welt aus Gott (also Materie aus Geist) kommt. - heute denkt man genau umgekehrt. - Aber nicht, weil man DIESBEZÜGLICH weiter wäre, sondern weil das Denken anders ist.
Das heißt: Wenn der Mensch heute geboren wird, wird er in das Denken seiner Zeit hineingeboren und kann nur in diesem Rahmen "wollen". - Der Glaube, der Mensch könne mit dem, was er heute "Aufklärung" nennt, solchen Grundlagen entfliehen, ist eine Illusion.
Janina hat geschrieben:Ich denke, dass die biblischen Autoren lediglich den Effekt beschrieben haben, ohne was von Sozialisation oder Epigenetik zu verstehen.
Natürlich haben sie nichts davon verstanden - Liebhaber haben damals auch nichts von Hormonen und vom G-Punkt gewusst und konnten trotzdem kapieren, worum es geht.
Janina hat geschrieben:Denn genug Menschen verstehen genau DAS darunter. EIn dauerhaftes schlechtes Grundgewissen ohne Anlass.
Das ist exakt das Problem, das sowohl den Kirchen als auch dem heutigen Denken anzulasten ist. - Die Kirche hat es gerne so gehalten, um ihre Leute im Griff zu haben ("Simonie") - das heutige Denken ist derart anthropozentriert, dass es gar nicht verstehen kann, dass es "Schuld" (eigentlich: "Last") geben kann, ohne dass jemand was persönlich dafür kann.
Dabei wäre es gar nicht so schwer zu verstehen - man denke nur an Kindern, die mit Krankheiten geboren werden, für die sie nichts können - diese "Last" hat im Grunde mit "Schuld" im theologischen Sinne zu tun: Man wird damit geboren und hat damit umzugehen.
Ska'ara hat geschrieben: Insofern verstehe ich unter "Schuld" im christlich-fundamentalen Sinne die Unfähigkeit des Menschen, immer "gut" zu erkennen.
Vielleicht sollte man an dieser "Bildungslücke" arbeiten?
Das kann nur die theologische Lehre machen - und da gibt es das nächste Problem: Immer mehr Theologen haben keine ausreichende geistige Basis, um Theologie in aller Tiefe verstehen zu können. - Wir leben in einer Zeit der geistigen Dekadenz.