Janina hat geschrieben:Wie frei ist unser Wille wirklich?
Hier kommt aus meiner Sicht die prägnante Antwort von Arthur Schopenhauer (1788 – 1860): „Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“
Insofern ist unsere heutige Willens- und Meinungs-Gesellschaft eine Tragikomödie - man macht sich was vor. - Natürlich ist die Alternative NICHT, nichts zu wollen, sondern alles mit sich machen zu lassen - aber man sollte schon wissen, in welch kleinem Rahmen man wollen kann.
Janina hat geschrieben: Familienkulturbedingtes Fehlverhalten, das man einfach nicht loswird, obwohl man es doch besser machen wollte als die Vorfahren, und in dem Bestreben in genau den selben Trott driftet.
Das werden viele auf der Sozialisations-Ebene begründen - was sicherlich zum Teil richtig ist. - Andererseits glaube ich ebenfalls, dass das, was biblisch als "Fluch über Generationen" bezeichnet wird, kompatibel sein kann mit dem, was sich hinter dem weiten Begriff der Epigenetik verbirgt.
Darüber habe ich im letzten November mal mit einem (forschenden) Neurologen gesprochen, der dies genauso sieht - immer unter dem Vorbehalt, dass man in Sachen Epigenetik sehr wenig weiß. - Er hat bspw. ausdrücklich bekräftigt, dass die 8-jährige Kriegs- und Gefangenschafts-Zeit meines Vaters nicht nur sozial, sondern auch epigenetisch auf mich übertragen wurde - in welcher Art auch immer.
"Wille" ist vermutlich das, was jeder in einem sanften Gewässer oder reißenden Fluss tun kann: Im 90°-Winkel nach rechts oder links schwimmen - ist ja schon mal was.