Wir wollten hier die Autoren betrachten, und ihren Glauben, aus welchem heraus sie ihre Schriften verfassten. Um den Gottglauben der Betrachter geht es dabei nur sekundär, evtl. in so fern, dass eine gewisse Empathie hier nicht schaden kann.Josi hat geschrieben:Getrost beiseite lassen... - ja, auf das "beiseite lassen" haben sich Gottglaubende gut eingestellt, was sie auch tun müssen, wenn sie denn weiterhin an der Gotteshypothese festhalten wollen.
Die Betrachtung als bloße Vorstellung hilft schon sehr dabei, die verwendete Sprache zu verstehen. Die Menschen handelten, aber zumindest sprachen sie entsprechend ihrer Glaubenswelt. Das muss jetzt nicht zwingend auf den Glauben und die Vorstellungen jedes einzelnen antiken Hebräers zutreffen, aber zumindest wusste jeder Hörer und Leser worum es geht. Es war die gesprochene Sprache, es waren bekannte Begriffe, es war kein unverständlicher Fach-Jargon. Die Autoren wollten schon zu ihrer Zeit verstanden werden. Sonst hätten sie das Schreiben sein lassen können. Dann hätten sie einfach schweigen und ihr Geheimwissen für sich behalten können. Sie haben auch nicht einzig für Jahrtausende später auftretende Gelehrte geschrieben, die dann in ihrer Gelehrtheit die Schriften einfach mal für irrelevant erklären. Oder erwartest du ernsthaft, dass ein Autor bei sich dachte, dass sein Betrug später zwar auffliegen würde, er aber zu Lebzeiten sowieso noch davon profitieren würde ?Josi hat geschrieben:Was sollen wir denn mit bloßen Vorstellungen anfangen, zumal sie als Solche noch nicht mal verkauft werden?
Ja, da geb ich dir Recht.Josi hat geschrieben:Eben. Das ist aber nicht der Punkt, an dem ich mich stoße, sondern, dass solche Vorstellungen auf Kosten der Allgemeinheit bindend sein sollen - und genau dieser Quatsch gehört abgeschafft.
Beziehst du dich auf das mosaische Gesetz ? Dass dies an bestimmte Bedingungen und Umstände geknüpft war, hab ich an anderer Stelle schon gesagt. Es sollte dem Volk Israel ewig gültig sein, aber eben auch nur in Verbindung mit den Umständen und ihrem entsprechenden Gehorsam. Die Umstände haben sich geändert, um es kurz zu sagen. Man kann das Gesetz Mose nicht allgemeingültig auf die ganze Welt übertragen. Schon gar nicht, wenn man sogar ganz gezielt den nötigen Voraussetzungen wie z.B. geschenkten Landbesitz als Lebens- und Abgabengrundlage, entgegen arbeitet, indem Landbesitz einerseits einem fiktiven juristischen Körper einverleibt wird, andererseits der Landbesitz dem mit dem juristischen Körper verbundenen natürlichen Volkskörper, also einzelnen Menschen und Familien als Kirchenmitglieder, vorenthalten, oder nur unter ganz speziellen Voraussetzungen verteilt wird. Die Allgemeinheit wird hier also materiell ausgegrenzt und verknechtet, soll sich aber gleichzeitg geistig gehorsam erweisen. Das ist die kirchentypische Schizophrenie seit mindestens zur Zeit der Konstantinischen Wende, die aber spätestens seit der Verbreitung des Protestantismus, der die knechtische Erwerbsarbeit zum Gottesdienst umdefinierte, ihren Höhepunkt fand.Josi hat geschrieben:Nee, diesen Leuten ging es nicht nur um diese Art der "ewigen Erkennbarkeit", sondern wiesen solche Inhalte als ewig gültige Verbindlichkeiten aus.
Im Buch Nehemia steht ein eindrückliches Beispiel, dass die eben genannte Denkweise, völlig im Widerstreit zum Gesetz Mose stand.
Ich hoffe dieser längere Text wirkt nun nicht abschreckend. Ich habe ihn aus gutem Grund noch mal hier rein kopiert, um seine Gewichtigkeit hervor zu heben. Er übt gleichzeitig, neben seiner Klarstellung zum Gesetz Mose, ein vernichtendes Urteil aus über alle Landeskirchen sowieso, aber auch auf alle Freikirchen, die sich auch nur ansatzweise auf das Gesetz Mose als Leitfaden berufen.Nehemia 5,1-5
1 Und es entstand ein großes Geschrei der Leute aus dem Volk und ihrer Frauen gegen ihre jüdischen Brüder.
2 Da gab es solche, die sagten: Unsere Söhne und unsere Töchter - wir sind viele! Wir wollen Getreide bekommen, damit wir essen und leben können!
3 Und es gab solche, die sagten: Wir mussten unsere Felder und unsere Weinberge und unsere Häuser verpfänden, damit wir in der Hungersnot Getreide bekamen.
4 Und es gab solche, die sagten: Wir haben für die Steuer des Königs Geld geliehen auf unsere Felder und unsere Weinberge.
5 Und nun, unser Fleisch und Blut ist doch wie das Fleisch und Blut unserer Brüder, unsere Kinder sind wie ihre Kinder. Und siehe, wir müssen unsere Söhne und unsere Töchter zu Sklaven erniedrigen. Und manche von unseren Töchtern sind schon erniedrigt worden, und wir sind machtlos dagegen. Unsere Felder und unsere Weinberge gehören ja den andern.
6 Da wurde ich sehr zornig, als ich ihr Klagegeschrei und diese Worte hörte.
7 Und mein Herz in mir ging mit sich zu Rate, und ich klagte die Edlen und die Vorsteher an und sagte zu ihnen: Ihr treibt Wucher an euren Brüdern! Und ich veranstaltete eine große Versammlung gegen sie.
8 Und ich sagte zu ihnen: Wir haben unsere Brüder, die Juden, die an die Nationen verkauft waren, so weit es uns möglich war, freigekauft. Und ihr wollt eure Brüder sogar verkaufen, damit sie dann wieder an uns verkauft werden? Da schwiegen sie und fanden keine Antwort.
9 Und ich sagte: Nicht gut ist die Sache, die ihr da tut! Solltet ihr nicht in der Furcht unseres Gottes leben, um dem Hohn der Nationen, unserer Feinde, zu entgehen?
10 Aber auch ich und meine Brüder und meine Diener, wir haben ihnen Geld und Getreide geliehen. Erlassen wir ihnen doch diese Schuldforderung!
11 Gebt ihnen doch gleich heute ihre Felder, ihre Weinberge, ihre Olivengärten und ihre Häuser zurück! Und erlasst ihnen die Schuldforderung an Geld und Getreide, an Most und Öl, das ihr ihnen geliehen habt!
12 Da sagten sie: Wir wollen es zurückgeben und nichts von ihnen fordern. Wir wollen so handeln, wie du es gesagt hast. Und ich rief die Priester und ließ sie schwören, nach diesem Wort zu handeln.
13 Auch schüttelte ich meinen Gewandbausch aus und sprach: Ebenso soll Gott jeden Mann aus seinem Haus und aus seinem Besitz hinausschütteln, der dieses Wort nicht hält! Er sei ebenso ausgeschüttelt und leer! Und die ganze Versammlung sprach: Amen! Und sie lobten den HERRN. Und das Volk handelte nach diesem Wort.