piscator hat geschrieben: Ich weiß nicht, ob man da den alten Cicero zitieren muss, um zu erkennen, wem dies nützt
Ja, muss man.
Ich denke, das Problem liegt eher darin, dass die SPD noch nicht erkannt hat, dass es die alte Arbeiterschaft aus der Nachkriegszeit schon lange nicht mehr gibt.
Das wird gerne erzählt. Es heißt, dass es keinen Klassenkampf mehr gibt, aber de facto gibt es ihn immer noch. Nicht nur von unten, sondern auch von oben. Allerdings verbietet es die politisch korrekte Sprache diesen Begriff zu verwenden und das Kind beim Namen zu nennen
Der Kampf um die Kontrolle des Cyberspace ist im Grunde eine Klassenfrage, was beweist, dass der Klassenkampf lebendig und wohlauf ist. Als Präsident Obama beschuldigt wurde, den »Klassenkampf« in die Politik zu tragen, protzte Warren Buffet: »Es gibt vielleicht Klassenkampf, aber es ist meine Klasse, die Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen.« Wenn Klassenkampf noch immer ein Anathema im öffentlichen amerikanischen Diskurs ist, so kehrt dieses Thema mit voller Kraft in Hollywood zurück. Man muss nicht lange nach Klassenkampf suchen - ob es uns gefällt oder nicht, wir finden ihn schnell und unverhofft. Denken wir an postapokalyptische Blockbuster (oder sogar Videospiele) wie Neill Blomkamps Elysium (2013), im Jahr 2154 angesiedelt, in dem die Reichen in einer gigantischen Raumstation leben, während der Rest der Bevölkerung auf einer zerstörten Erde lebt, die wie ein riesiges lateinamerikanisches Armenviertel aussieht. Dieser Film ist der bislang letzte in einer Serie, die mit John Boormans Zardoz (1974) beginnt, der eine postapokalyptische Erde im Jahr 2293 zeigt, mehrheitlich bewohnt von den "Brutalen", normalen Menschen, die unter elenden, gewalttätigen Bedingungen leben. Sie werden von den "Ewigen" beherrscht, die eine privilegierte Gruppe von Brutalen, genannt "Kämpfer Zardoz" (im Original: Exterminators) als ihre Kriegerklasse benutzen, um die normalen Brutalen unter Kontrolle zu halten.
Die Kämpfer Zardoz beten den Gott Zardoz an, einen großen, fliegenden, hohlen Steinkopf, dessen Botschaft lautet: "Waffen sind gut, der Penis ist schlecht. Der Penis verschießt Samen und bringt neues Leben hervor, um die Erde mit der Plage der Menschen zu vergiften wie früher einmal, aber die Waffen töten und reinigen die Erde von dem Schmutz der Brutalen. Macht weiter ... und tötet!" Die Zardoz-Gottheit versorgt die Kämpfer mit Waffen, während diese sie mit Getreide versorgen, um die Ewigen zu ernähren, die in Vortex leben, einer abgesonderten Gemeinschaft zivilisierter Menschen, beschützt von einem unsichtbare Kraftfeld. Die unsterblichen Ewigen führen ein angenehmes, aber bedrückendes Leben, und wie vorherzusehen endet der Film mit der Zerstörung des Schutzschilds, so dass die Ewigen Sex und Sterblichkeit wiederentdecken. ~ Slavoj Žižek, Ärger im Paradies (Vom Ende der Geschichte zum Ende des Kapitalismus)
Das klingt nicht nach einer Einladung zu einer lustigen Geburtstagsparty. Es ist kein Zufall, dass solche Filme in Hollywood laufen, denn sie sind ein Spiegel für das kollektive Bewusstsein und Ereignisse in der realen Weltpolitik.