closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Ich vermute, du bestehst dann auch bei der langen Liste von Pharaonen auf das „göttlich“
Nicht auf das "göttlich", sondern auf die Frage, ob es Sinn macht, eine Göttlichkeit der Pharaonen als mögliche historische Version miteinzubeziehen. - Allerdings müsste man dann erst mal klären, was bei Jesus und was bei Pharaonen mit "göttlich" gemeint war.
Das ist nicht die Ebene, die wir hier brauchen - natürlich ist erforschbar, wie mit dem Topos "Sohn Gottes" in Geschichte und Mythologie umgegangen wurde. - Ist damit verstanden, wie es bei Jesus WIRKLICH war?
Schau dir mal die
Liste der Pharaonen an.
Irgendwo in der „frühdynastischen Zeit“ also ziemlich weit oben, beginnt die Einordnung des Pharao als „Gottmensch“ und als „Gottes Sohn“.
Die Idee vom Weiterleben der Pharaonen haben die Ägypter relativ eindeutig in den bekannten Steinbauten festgehalten – diese Überlieferung hat also dolle, d.h. ohne Erzählung und Abschreiben, funktioniert (besser, als bei manch anderer Strategie!).
Dann kam irgendwann (also nach über tausend Jahren) der Pharao „Ramses II“.
In seiner Zeit soll (laut der christlichen Behauptungsaktivität) der „Exodus“ stattgefunden haben. D.h. in dieser Zeit soll sich „Gott“ (was auch immer das sein soll) explizit mit dem „Gottmenschen“ Pharao beschäftigt und sogar seinen erstgeborenen Sohnemann dahingerafft haben (also mit den Söhnen hatten die es damals irgendwie).
Ein „Gläubiger“ sollte bei halbwegs intakter Logik unterstellen, dass der „Intelligenz aus dem Unsichtbaren“ damit klar sein musste, wie verbreitet das Prinzip des „Gottmenschen“ schon damals war.
Einige Jahrhunderte und viel Hauen und Stechen später war das „römische Reich“ der grosse Zampano auf der Leinwand. „Julius Caesar“ wird als „Sohn Gottes“ eingestuft und auch „Augustus“ nannte sich „Sohn Gottes“.
Damit ist exakt die Zeit erreicht in der „Gott“ (was auch immer das sein soll) auf die Idee gekommen sein soll, mal tatsächlich zu erscheinen. Wie es geläufige Praxis bei den „Göttern“(?) ist, hatte „er“ dann auch spontan eine bombige Idee: er wird als „Gottmensch“ erscheinen und zwar in einer Region, die durch und durch beeindruckt war von „Gottmenschen“ und in der das Prinzip „Sohn“ ganz wichtig ist.
Du möchtest jetzt irgendwie über „Ebenen“ sprechen und in Zweifel stellen, ob damit verstanden werden kann, „wie Jesus WIRKLICH war“.
Vielleicht könnte man so formulieren:
Es ist leicht einschätzbar,
wie die Kulturen WIRKLICH waren,
wie die Erzähler WIRKLICH waren,
wie die Schreiber WIRKLICH waren,
wie die Mächten WIRKLICH waren,
wie die Bibelzusammensteller WIRKLICH waren,
wie die Kircheneiniger WIRKLICH waren.
Wie willst du dir eine dieser „Gottmensch“-Szenarien (noch dazu eine sehr späte) herauspicken und damit vertreten können, dass nicht einfach nur eine dominante Kultur (Ägypten) kopiert wurde, sondern ausgerechnet an dem Flecken auf dem Erdball eine „Offenbarung der übermächtigen Intelligenz aus dem Unsichtbaren(?)“ stattgefunden haben soll, an dem sowieso nichts anderes gespielt wurde.
Auch dass „Jesus“ das „Reich Gottes“ ankündigt, ist eine dolle Idee, denn die damaligen „Gottmenschen“ hatten alle irgendwelche „Reiche“.
Der „Erschaffer der Welt“ hätte mit seinem Vorgehen das Copyright bestimmt hundertfach verletzt.
Schau dir auch mal an, wie sich die Ägypter das Jenseits vorstellten. Sie gingen doch tatsächlich von einem Fluss aus, um den herum sich ihr jenseitiges Leben abspielen sollte. Im Norden, dachten sie, wird es eine grüne Landschaft sein.
Das ist eine derart atemberaubend originelle Idee, dass man fast schon sagen könnte, ihr Horizont kam über den „Nil“ nicht hinaus.
Jetzt ist das aber eine Hochkultur und die armselige Region „Palästina“ muss auf „Ägypten“ mit offenem Mund geschaut haben. Die einzige Möglichkeit, die ich denen aus dem Stehgreif unterstellen möchte, ist „Abkupfern, was das Zeug hält“.
Der „Exodus aus Ägypten“, der wohl nie stattgefunden hat, ist eher als literarisches Zeichen anzusehen à la „wir trennen uns von der ägyptischen Kultur und machen unsere eigene“, was dann letztlich in dem ägyptischen Prinzip des „Gottmenschen“ endete.
Du möchtest weiter, dass eine Wissenschaft an diese Situation herangeht und alle vorherigen „Gottmenschen“ als „Schwindelei“ abtut, aber ausgerechnet bei deiner Wunschszene umschaltet und mit einem Es–Könnte-Ja-Sein anfängt.
Gegen diese Einstellung ist die Überzeugung vom „2m grossen Kaninchen“ ja geradezu harmlos.